Das Vertrauen in die repräsentative Demokratie schmilzt wie Stinkkäse in der Sonne.

Parteien-Demokratie am Ende? Nicht nur die Wahlbeteiligung, nein auch die Beiträge in den social media lassen überdeutlich erkennen, dass die repräsentative Demokratie ein Auslaufmodell zu sein scheint. Korruption und Vetternwirtschaft feiern ein Fest nach dem anderen.

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Lässt sich Vertrauen delegieren?

„Politik als Beruf“ - sind wir nicht alle Polis-tiker, also aktive Mitglieder der Polis? ( ca. 150 – plus/minus - Menschen kann unser Gedächtnisapparat wohl speichern und abrufen, wenn er will; mehr geht nicht ((Harari)..

Das Demokratievertrauen bröselt, die Mitmensch-Motivation ist niedrig, und immer weniger Menschen wollen in Parteien (und maroden Kirchen) eintreten oder sich von ihnen vertreten lassen.

Denn: die Verabredung, Interessen vertrauensvoll im Sinne der Wähler zu vertreten, erweist sich als ein schlechtes Ammenmärchen, an das niemand mehr glauben will.

Zu viele dieser Vertreter – auch in Interessenverbänden – wirtschaften vor allem in ihre eigenen Taschen und Immobilien. Die Korrumpierbarkeit lässt jede moralische Kategorie ziemlich alt aussehen. Die Lüge ist der Kit, der die Kluft zwischen moralischem Anspruch und individueller Gier übertüncht. Die Parteiendemokratie ist längst an ihr unrühmliches Ende gelangt: Jovial schiebt man sich die Jobs zu und lässt sich die Altersvorsorge mit Boni anfüllen. Mündliche Absprachen – zwischen Tür und Angel – stellen dabei sicher, dass die Öffentlichkeit umsonst um Transparenz und kritische Begleitung buhlt (s. Blattner und Platini, von Infantino ganz zu schweigen). Aus all dem quillt nun aus allen Poren die Politik-Verdrossenheit – ein lieb gewonnener Dauerbrenner, der von den Angegriffenen gerne thematisiert wird; als wären sie die Saubermänner und die faulen Äpfel natürlich immer der politische Gegner – ein bleiernes Gefühl, das Erholung sucht im digitalen Dauerfeuer.
In den schnell gestrickten TV-Serien wird dann sowohl die Verdrossenheit des Wählers wie die Korruption der politischen Kaste unbarmherzig zu Tage gefördert – man legt den Finger in die faulende Wunde – und lässt den müden Zuschauer mit einem faden Gefühl zurück, dass der Sündenpfuhl ungestraft in seinem eigenen Gestank sich suhlt.

Abnehmende Wahlbeteiligung, Parteien, die sich in Flügelkämpfen selbst zerlegen und exponierte Politiker (Trump und Johnson z. B.), die ihre eigenen Lügengeschichten viral werbewirksam vermarkten tragen Tag für Tag dazu bei, dass der vereinsamte Zeitgenosse alle Lust auf Vertrauen fahren lässt und lieber ins Zocken oder Hacken flieht, um nicht mehr die Ohren voll gepustet zu bekommen mit Wahlslogans, die leer drehen und nur Produktwerbung schlecht kopieren.

Brot und Spiele – heutzutage dann eben Hamburger, Fritten und Fußball – sind die Pseudo-Opiate des Volkes – die Kirchen mit ihren Missbrauchshintergrundgeräuschen sowieso nur noch eine traurige Lachnummer verklemmter Männer. Wie kann man da Demokratie als beste alles Staatsformen guten Gewissens noch verkaufen?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Johannes Seiler

Alles Erinnern ist Erfinden und alles Erfinden Erinnern

Johannes Seiler

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