Das Ungebremste Loblied auf die westlichen Demokratien - zu schrille Töne.

Westliche Demokratien Test Angesichts der neuerlichen Bedrohung singen die Medien ein schie ungetrübtes Loblied auf die westlichen Demokratien und unterschlagen dabei großzügig, wie sehr gerade die Rüstungsindustrien sich auf dem Rücken der Armen gnadenlos bereichern

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Ungebremstes Loblied auf die westlichen Demokratien.

In der SZ konnte man vor kurzem vor lauter euphorischer Texte kaum noch Atem holen, so wurde da gejubelt und beweihräuchert:

Der „Westen“ (die schlichten Formel-Begriffe schmeicheln der von der Pandemie gekränkten Konsumseele wie Samt und Seide) tritt energisch Putlers Regime mit allen Mitteln politisch, ökonomisch und militärisch entgegen. Wow!

„Die USA engagieren sich wieder stärker in Europa, das Militärbündnis stärkt mit vielen Soldaten die Ostflanke und wächst mit Schweden und Finnland im Norden.“

Wie eh und je: panem et circenses. Große Open-Air-Konzerte können endlich wieder stattfinden, Fress-Gassen platzen aus allen Nähten und Sport-Events unterhalten die genervten Zeitgenossen – Flüge werden gestrichen, Staus auf Straßen und Gleisen fordern Engelsgeduld. Aber wer hat die denn schon – angesichts blank liegender Anspruchshaltungen?

Da endlich wieder ein eindeutiges Feindbild fixiert werden kann – früher nannte man das sybillinisch „Sozial-Imperialismus“ - können alle Ressourcen wie selbstverständlich für Munition, Panzer, Kriegsschiffe und Tarnkappenbomber ausgegeben werden. Für die Gehälter-Streitereien in den helfenden Berufen ist da jetzt nun wirklich keine Zeit – also bitte!

Die Prioritäten sind doch offensichtlich: Die Demokratie – transparente Debatten von Parlamentsdebatten einerseits und clandestine Absprachen von Managern der Rüstungsindustrien andererseits, mit entsprechenden Boni – tut ihr bestes, die Wähler bei Laune zu halten. Schließlich ist doch schon die bloße Wirtschaftskraft der westlichen Demokratien so überwältigend groß, dass Kritiker nichts weiter scheinen, als schlecht gelaunte Verlierer im Konkurrenzkampf, der beweist, dass jeder, der will, nach wie vor vom Tellerwäscher zum Milliardär werden kann (die schlechten Charaktereigenschaften, die da knallhart zu Buche schlagen, können die Moralisten gerne an den Universitäten verhackstücken, vor Ort sind sie einfach die Voraussetzung für Erfolg); dass die Verlierer und Gekränkten, also die absolute Mehrheit in den westlichen Demokratien, nicht über die Runden kommen, krank werden (von den hybriden Krankheiten der Gewinner soll hier gar nicht erst gesprochen werden!) und unglücklich sind, soll nun federnd aufgefangen werden in einem Loblied auf die Solidarität der Verteidiger westlicher Werte, die entschlossen und geeint dem Bösen unerschrocken die Stirn bieten.

Nichts weiter als ein mieses Ablenkungsmanöver – insgeheim werden die Profiteure dem Putler sicher dankbar sein für seine martialische Vorlage.

Also sollen die Looser auch noch ein schlechtes Gewissen haben – denn die Galionsfiguren der westlichen Systeme sind ja solche Strahlemänner und -frauen, sie kennen nur ein Ziel, selbstlos die Demokratien zu verteidigen, als ginge es um ihren kleinen Garten, der von üblen Bonzen bedroht wird.

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Geschrieben von

Johannes Seiler

Alles Erinnern ist Erfinden und alles Erfinden Erinnern

Johannes Seiler

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