Suhail el Amoudi steht am Kai des Hafens von Gaza-Stadt, blickt über die verwitterten Fischerboote, wie sie auf der Dünung eines mediterranen Sommersturms schaukeln. Doch el Amoudi, mit 30 Jahren auf See ein altgedienter Fischer, sorgt sich nicht um Wellen oder Wind, sondern um die israelische Marine, deren Schiffe sich deutlich sichtbar am Horizont abzeichnen. "Die Israelis sind der Schlüssel zu allem", sagt er, "und immer spürbar". Im Moment habe sich "die Schlinge um den Hals der Fischer von Gaza zusammen gezogen" wie selten zuvor. Das Verhältnis zur israelischen Armee sei nie gut gewesen, aber noch "nie so schlecht wie jetzt".
Keiner darf auslaufen, auf den Märkten fehlt der Fisch - Gazas Hafen gleicht einem Museum aufgegebener Fischkutter. "Bei meinem Boot wären Reparaturen von über 20.000 Dollar fällig", sagt el Amoudi. Er kramt zwei israelische Schekel (50 US-Cent) aus seinen Taschen und meint mit einem schiefen Lächeln, "das wird nicht reichen".
UN-Angaben zufolge sind die Gewässer vor Gaza seit 2003 oft monatelang vollständig für den Fischfang gesperrt. Holten die palästinensischen Seeleute im Juni 2000 noch 823 Tonnen Fisch aus dem Meer, waren es sechs Jahre später noch 50. Die Autonomiebehörde fürchtet, bis Ende 2007 werde es keinen Fischfang mehr geben, so dass etwa 35.000 Menschen ihre Existenz verlieren - seit Juni 2006 gilt der Bann ohne Unterbrechung.
Ein Blick auf die von Kugeln durchlöcherten Boote im Hafen zeigt, viele Fischer trotzen dem Bann und zahlen einen hohen Preis dafür. "Was bleibt uns anderes übrig?", fragt el Amoudi.
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