Wirtschaftliche Auswirkungen der Corona-Krise - Was kommt noch auf uns zu?
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Nachtrag vom 01. September 2022:
Kommt ein Lastenausgleich mit der neuen Grundsteuer 2025?
Als einmalige Vermögensabgabe soll der Lastenausgleich als finanzielle Entschädigung für Verluste in der aktuellen Krisenzeit funktionieren. Wer übermäßig viel Besitz hat, soll einen Anteil an Menschen mit weniger Vermögen abgeben. Dieser Lastenausgleich ist aber noch nicht politisch beschlossen. Trotzdem gibt es Bestrebungen, die Grundsteuer in Deutschland neu zu ordnen. Dieses Vorgehen wird vor allem Eigentümer mit Immobilienbesitz treffen. Mit der Reform müssen alle Immobilien in Deutschland neu bewertet werden. Dabei werden die Besitzer besonders in die Pflicht genommen. Sie müssen bis Oktober dieses Jahres eine separate Steuererklärung beim Finanzamt einreichen. Über diese Feststellungserklärung erfolgt dann eine Neuberechnung der Vermögensverhältnisse. Dafür müssen die Eigentümer eine Menge Daten ans Finanzamt liefern. Immobilien- und Grundstücksbesitzer sind nun angehalten, Daten aus mehreren Quellen zusammentragen und den Finanzbehörden digital zu übermitteln. Wer für seine Feststellungserklärung die Größe des Grundstücks bzw. Flurstücks herauszufinden muss, dem wird auf der Webseite gut weitergeholfen.
Die SPD will, dass Millionäre mit dieser Einmalzahlung zur Lösung der aktuellen Krise beitragen. Politiker fordern angesichts der aktuellen Krisenlage einen einmaligen Beitrag von den Spitzenverdienern. Die Erhebung soll eine Reaktion auf "angespannte wirtschaftliche Bedingungen und Haushaltsdefizite" sein.
Die Vermögenssteuer soll nur für die Reichsten, etwa 0,5 Prozent der Bevölkerung treffen.
Es gibt viele Ideen, aber nur wenig Handfestes
So forderte Saskia Esken, Co-Vorsitzende der SPD, Multimillionäre und Milliardäre über eine einmalige Vermögensabgabe an den Kosten der Corona-Krise zu beteiligen. Es ist jedoch fraglich, ob eine derartige Maßnahme den gewünschten Erfolg bringen würde, da große Teile des Vermögens der Superreichen eben nicht zur freien Verfügung stehen sondern nur in Form von Kapitalanlagen, beispielsweise in Immobilien oder als Eigenkapital in Unternehmen, existieren. Entsprechend ließen sich derartige Abgaben nur schwer realisieren ohne die Wirtschaft durch sinkende Kurse für Aktien und Immobilien zusätzlich zu belasten.
Ebenfalls diskutiert wird eine Verlängerung des Solidaritätszuschlags. Der ursprünglich 1991 zur Finanzierung der deutschen Wiedervereinigung eingeführte Steuerzuschlag sollte 2021 laut Koalitionsvertrag abgeschafft werden, läuft nun aber für besonders einkommensstarke Haushalte weiter. Wenngleich der Bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CDU) umgekehrt für eine komplette Abschaffung des "Soli" zur Stimulierung der Wirtschaft plädierte, finden derartige Ideen allgemein ebenfalls wenig Zuspruch.
Zwangshypotheken sorgen für Hoffnung auf Abhilfe
Historisch sind solche Abgaben zudem nicht ohne Präzedenz. So führte beispielsweise die Weimarer Republik 1924 die sogenannte Hauszinssteuer ein um die Kosten von öffentlich gefördertem Wohnungsbau nach dem Ersten Weltkrieg zu finanzieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es ähnliche Maßnahmen im Rahmen des Gesetzes zum Lastenausgleich, das sämtliche Grundstücke im Privatbesitz - auch selbstgenutzte - mit einer Zwangshypothek in Höhe von 50 % des Werts belegte, die über die nächsten 30 jahre in 120 vierteljährlichen Abgaben zurückzuzahlen war.
Auch nach der deutschen Wiedervereinigung gab es zeitweise Pläne, den "Wiederaufbau Ost" mit Zwangsanleihen zu finanzieren, welche jedoch aufgrund von Bedenken bezüglich ihrer Verfassungskonformität schnell aufgegeben wurden.
Kommt eine Rückkehr der Zwangshypotheken?
Die Sorge um kommende Zwangshypotheken ist ebenfalls nicht neu: Schon im Juli 2012 behauptete die heutige AfD-Bundestagsfraktionsvize Beatrix von Storch in einem Spendenaufruf des Vereins "Zivile Koalition", von einer nicht näher genannten Quelle im Finanzministerium erfahren zu haben, konkrete Pläne für Zwangsanleihen zur Bewältigung der Eurokrise seien geprüft und vorbereitet worden. Tatsächlich lag ein derartiger Vorschlag vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung dem Finanzministerium vor; der damalige Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) lehnte diesen jedoch ab mit der Begründung, Deutschland sei "ganz gut aufgestellt", sowohl bezogen auf die Verschuldung als auch auf die Steuereinnahmen.
Einige Jahre später wurde dem französischen Premierminister Emmanuel Macron vom Thinktank "France Strategie" in einem Artikel zur Staatsverschuldung ein ähnlicher Lösungsansatz vorgestellt. Obwohl die Experten des Thinktank selbst einräumten, dies sei politisch kaum haltbar, was später auch von der französischen Regierung bestätigt wurde, verbreiteten sich kurz darauf wieder Gerüchte über im Verborgenen geplante Gesetze und staatliche Verwertungsagenturen, die, beginnend mit Frankreich, in sämtlichen EU-Ländern derartige Zwangshypotheken durchsetzen sollen.
Derartige Gerüchte sind natürlich auch für Verschwörungstheoretiker sowie selbsternannte "Aufklärer" und "Querdenker" ein gefundenes Fressen, die sich von der Verbreitung dieser erhoffen, Ängste in der Bevölkerung schüren und so auch bei anderen Themen salonfähig zu werden. Zehntausende Aufrufe von Videos, in denen vor Zwangshypotheken oder dem bevorstehenden "Verlust der Bodenrechte" gewarnt wird, zeigen, wie gefährlich diese Strategie inzwischen geworden ist.
Schlussendlich hängt vom weiteren Verlauf der Corona-Krise ab, ob es letzten Endes Zwangshypotheken in Deutschland geben wird. Auch wenn derartige Lösungen in der Vergangenheit bereits mehrmals zum Einsatz kamen stießen sie in den letzten Jahren auf energischen Widerstand, auch seitens der Politik, wann immer sie vorgeschlagen wurden. Fest steht also, dass Zwangshypotheken immer die Ultima Ratio des Staats bleiben werden, die nur dann zum Einsatz kommen kann, wenn alle anderen Rettungsversuche gescheitert sind.
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