In Ruhe zerlegt

TTIP Warum Thilo Bodes „Freihandelslüge“ nichts mit Alarmismus zu tun hat
Ausgabe 11/2015
In Ruhe zerlegt

Foto: Georges Gobet/AFP/Getty Images

Politik ist die Durchsetzung wirtschaftlicher Zwecke mit Hilfe der Gesetzgebung.“ Schon dick aufgetragen, ein solches Tucholsky-Zitat, aber wenn es um das größte Freihandelsabkommen der Welt geht, sei etwas Pathos gestattet. TTIP ist so weitreichend, dass kaum jemand die Folgen absehen kann. Und genau das rechtfertigt Thilo Bodes Die Freihandelslüge. Der Foodwatch-Chef erfindet das Rad nicht neu, er hat keine noch nie gehörten Informationen, doch er nimmt sich Zeit für Argumente.

Anders als Campact und Kollegen beschränkt sich Bode nicht auf alarmistische Floskeln. Er schildert ausgiebig den Alltag hinter den Kulissen in Brüssel: vermeintliche Anhörungen von Verbraucherschützern, die in Wirklichkeit einem Speeddating gleichen. Parlamentarier, die, wenn sie Akten einsehen wollen, behandelt werden wie Schulkinder bei der Matheprüfung. Bode macht greifbar, was sich hinter der oft zitierten Intransparenz verbirgt: Wer zieht welche Strippen? Welche Seilschaften bleiben dem Bürger verborgen? In der Öffentlichkeit steht oft Aussage gegen Aussage, Politiker gegen Kritiker. Der Autor nimmt diese Statements auseinander, Wort für Wort, und entlarvt die Plattitüden von Sigmar Gabriel oder Günther Oettinger als Heuchelei. Die Themen sind die altbekannten: Schiedsgerichte, Genfood, Hormone. Dabei schaut Bode jedoch nicht nur vor die eigene Haustür. Jenseits des Atlantiks sind die Parlamentarier ebenso ahnungslos und Mittelständler nicht weniger besorgt.

Noch einmal Pathos. Der Kampf, macht Thilo Bode deutlich, besteht nicht zwischen Europa und den USA oder zwischen den Bürgern der beiden Kontinente: Die Multikonzerne drohen unsere Zukunft für immer zu bestimmen.

Info

Die Freihandelslüge Thilo Bode Deutsche Verlags-Anstalt 2015, 272 S., 14,99 €

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