Dass es spannend werden kann bei der CDU, ist an sich schon ein Mirakel. Und nun kommt das für Spannung sorgende Moment auch noch vom Niederrhein. In Gestalt einer kleinen Meldung. Um den Posten des Bezirksvorsitzenden der CDU dortselbst gab es eine Kampfkandidatur. Gewonnen hat der Staatssekretär beim Bundesinnenminister Günter Krings, verloren hat der Bundesgesundheitsminister und vormalige CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe. Krings, 45 Jahre alt, gehört nicht einmal zum weiteren Kreis um Angela Merkel. Gröhe, 53, ist einer ihrer treuen Vasallen.
Doch nicht um die CDU-Vorsitzende ging es da. Noch lange nicht. Was für Spannung auf dem Bundesparteitag im Dezember in Köln sorgen kann, liegt weit im Vorfeld. Gröhe wird sich dort um einen Platz im Parteipräsidium bewerben. Den will auch der Gesundheitspolitiker Jens Spahn, 34 Jahre alt. Beide sind aus Nordrhein-Westfalen, einer soll weichen. Spahn wäre, würde er gewählt, im Präsidium der Einzige unter 50. Und da liegt der Hase im Pfeffer.
Alter ist kein Fehler, schon gar nicht in der Union. Fünfzig und etwas mehr ist auch noch kein Alter. Merkel ist 60. Und da werden die Abstände interessant. Nach Merkel kommt bei den 50ern niemand, der sich für allerhöchste Ämter aufdrängte. Der Anden-Pakt, die Nachwuchsmaschiene von vorgestern, ist tot. Keiner aus der Boy-Group hat es in Merkel-Nähe geschafft. In-zwischen ist Merkel-Nähe fast schon zum Karrierehindernis geworden. Das war bei Helmut Schmidt ähnlich. Aus keinem der Jüngeren, die er in seiner Kanzlerschaft förderte, ist Bedeutendes geworden. Nach seinem Sturz brachten Oskar Lafontaine und Gerhard Schröderdie SPD wieder nach vorn, beide waren nicht als Schmidt-Fans bekannt.
Dass es in der CDU eine oppositionelle Stimmung gegenüber der Politik der Kanzlerin gibt, ist bekannt. Die etwas Älteren, mit Ämtern Versehenen dürfen sie aus Rücksicht auf Regierungs-arbeit und Koalitionsfrieden nicht heraustrompeten. Die Jüngeren dürfen da frecher sein. Zwar ist Arbeit am Profil der Partei in der CDU nicht so populär wie in der SPD. Doch die Vereinigungen dürfen sich schon profilieren, bei Gelegenheit auch heftig. Der Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung, Carsten Linnemann, gehört zu den Jungen, die wenig Wert auf allzu große Nähe zur Kanzlerin legen. Wenn sich die Interessen der Vereinigungen mit dem Aufrücken der Vierzigjährigen in der Parteihierarchie verknüpfen, dann kann es zu einer Änderung der Verhältnisse kom-men. „Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine“, singt die Wirtin vom „Kelch“ bei Bert Brecht. Na also.
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.