Eine süddeutsche Nacht

Eventkritik Unser Partyreporter berichtet von der „Nacht der Süddeutschen Zeitung“ in Berlin
Ausgabe 04/2015

Sie zählt zu jenen Ereignissen zum Lob der Hauptstadt, auf die man sich alljährlich freut. Nicht zufällig fällt „Die Nacht der Süddeutschen Zeitung“ in Berlin mit der Grünen Woche zusammen. Bis 2014 durfte ich mich zu den Gästen zählen. Jetzt, 2015, wurde ich als Berichterstatter geladen, was mich im Rückblick auf meine vielen Jahre als Reporter sehr gefreut hat. Die Süddeutsche Zeitung wollte gern, dass ich über ihr Event schreibe. Und das kann ich gut verstehen.

Es war ein schöner Abend. Er fand in der baden-württembergischen Landesvertretung statt, Tiergartenstraße 14. Das wurde gleich zwei Mal erklärt. Einmal damit, dass die SZ ja zum Teil einem Konzern gehört, der von Mainz über Stuttgart bis München präsent ist. Und zum anderen, dass ganz Süddeutschland traditionell die Liberalität als Markenzeichen hat, so auch die SZ, die gegenüber allem liberal ist, außer vielleicht der CSU, aber da muss sie es auch nicht sein.

Von den kulinarischen Genüssen sei hier nur das Helle erwähnt, Fassbier, das man in Berlin kaum noch bekommt. An der Spree trinkt man Pils. Fürs Optische muss erwähnt werden, dass Gäste (und Berichterstatter) exquisit gekleidet waren. Politiker, die sonst im Hohen Haus reden, als wären sie soeben vom Aufräumen aus dem Keller gekommen, Journalisten, die bei Parteitagen in abgewetzten Jeans und Schlabberhemden herumlaufen, hatten sich zu Hause die feinsten Klamotten herauslegen lassen. So konnte es nicht nur ein schöner, sondern sogar ein festlicher Abend werden.

No-go-Area für die Union

Und es war sehr voll. Angela Merkel ließ sich entschuldigen. Dafür waren die Stones gekommen, Steinbrück und Steinmeier. Sigmar Gabriel stand nicht auf der Gästeliste. Er hat seine Niederlage gegen die Kanzlerin ja noch vor sich. Rote und grüne Politiker sah man zahlreich. Für die Leute von der Union schien die Landesvertretung in dieser Nacht eine No-go-Area gewesen zu sein. Auch von der früheren Konkurrenz, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, sah ich nur deren Hauptstadtkorrespondenten Günter Bannas, der freilich auch eine SZ-Vergangenheit hat. Manche Namen fehlten. Uli Hoeneß hatte leider nicht kommen können, ebenso wenig Karl-Heinz Rummenigge. Der bayrische Fußball wurde von Waldemar Hartmann vertreten.

Das Ganze war ungemein gemütlich. An einigen Tischen standen ältere Männer und sprachen von früher. An anderen erörterten etwas jüngere die Frage, ob ihre Blätter wenigstens noch so lange existierten, bis sie in Rente gingen. An wieder anderen Tischen teilten junge Menschen einander mit, wie glücklich sie seien, Journalisten zu sein. Politiker jeden Alters warteten darauf, angesprochen zu werden, aber dieses Glück widerfuhr nicht jedem. Zufrieden nach Hause gegangen sein werden alle. Also: Alles Gute bis zum nächsten Jahr!

Der Autor und Journalist Jürgen Busche schreibt in seiner Kolumne Unter der Woche regelmäßig über Politik und Gesellschaft

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