Es gibt sie noch, die guten alten Banker

Deutsche Bank Wie der Fall von Bankchef Jürgen Fitschen zeigt, sterben die Leute nicht aus, die anderen gern drohen. Aber die Politiker muss das nicht beunruhigen
Bankchef hat sich auf die Art öffentlich gehört verschafft, die ihm angemessen erschien
Bankchef hat sich auf die Art öffentlich gehört verschafft, die ihm angemessen erschien

Foto: Mathis Wienand / Getty Images

Früher war alles besser, früher brauchte man auch nicht immer von früher zu reden“, heißt es in Peter Handkes Stück Die Unvernünftigen sterben aus. Aber sie sind natürlich nicht ausgestorben. Unsofern ist immer noch alles so wie früher. Und weil das so ist, sterben auch die Leute nicht aus, die glauben, etwas mit Drohungen zu erreichen, offenen oder verklausulierten, angedeuteten oder brutalen. Indes: Niemand erschrickt mehr darüber. Im Gegenteil, Fröhlichkeit breitet sich aus, wenn gedroht wird.

Jetzt hat Jürgen Fitschen, der Co-Chef der Deutschen Bank, derjenige, der ein Deutscher sein darf, beim hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier angerufen und seinen Unmut über die staatsanwaltliche Aktion gegen sein Institut in Worte gefasst. Überall Polizei – das ist ja fast wie früher. Für Bouffier war das wenige Tage vor Weihnachten wie ein Geschenk: Seht her, wir haben keine Angst vor Banken. Fitschen hat auch sogleich seinen Griff zum Telefon bedauert.

Nicht anders hatte das ja auch Christian Wulff getan, als er auf die Mailbox des Bild-Chefredakteurs sprach und Konsequenzen für den Fall androhte, dass in dem Blatt weiterhin so abträgliches über ihn berichtet werde. Das war immerhin der Bundespräsident.

Nach außen hin tat manch einer aus dem Springer-Hochhaus so, als müsse man um die Pressefreiheit fürchten und setzte ein besorgtes Gesicht auf. Intern werden wohl alle gejubelt haben, und das Herz in Chefredakteur Kai Diekmanns Brust schlug vor Freude ein paar Takte schneller: Wir sind wieder wer.

Allerdings ist hier eine bemerkenswerte Wandlung zu registrieren: Wenigstens dem Anschein nach können Politiker zwar noch Schreiberlingen drohen. Aber wer droht noch Politikern? Die Banker! Welch schöne Gelegenheit für den Politiker, das Volk, „den großen Lümmel“ (Heinrich Heine) einmal auf seiner Seite zu haben. Denn wer kann Politikern und Journalisten, die seit Jahren um den vorletzten oder letzten Platz in der Rangliste des öffentlichen Ansehens streiten, die rote Laterne abnehmen?

Die Banker!

Die Unvernünftigen sterben also nicht aus. Deshalb haben auch die Politiker noch was zum Drohen. Wie vor geraumer Zeit Peer Steinbrück gezeigt hat. Er drohte den Schweizern, Sie erinnern sich sicher, diese Sache mit der Kavallerie. Als er merkte, dass er zu weit gegangen war, redete er sich etwas lahm heraus, das sei ein Scherz gewesen. Von wegen!

Jeder weiß doch, dass in der Bundeswehr die Panzeraufklärer mit viel Selbstbewusstsein die Tradition der Kavallerie aus Kaisers Zeiten pflegen. Ein paar Bataillone Panzeraufklärer würden locker reichen, um in der Schweiz mindestens bis zu den großen Bankhäusern in Basel und Zürich vorzudringen. Die Schweizer Banker müssten sich dann in unzugängliche Alpentäler zurückziehen.

Um dem Schicksal zu entgehen, engagierte man Steinbrück sogleich für ein Dinner-Speech. Er hat abgesagt.

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