Geschichte wird gemacht

1914 Unsere Historiker tun sich schwer, über die These von der Alleinschuld der Deutschen neu nachzudenken. Sie hat stets gut funktioniert
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 42/2014

Lange ist’s her: Als die SED anfing, den Philosophen Ernst Bloch zu drangsalieren, warfen sie ihm Revisionismus vor, wogegen sich der Professor empört zur Wehr zu setzen versuchte. Im Streit um den Kriegsausbruch 1914 bezeichnet der Historiker Heinrich August Winkler diejenigen, die – in Deutschland seit jüngstem, in der internationalen Forschung seit langem – nicht mehr von der Hauptschuld des Deutschen Reiches sprechen, auch als „Revisionisten“. Das ist bös gemeint. Also worum geht der Streit?

Seit Anfang der 1960er Jahre setzte sich hierzulande die Lehrmeinung des Hamburger Historikers Fritz Fischer durch: Deutschland habe im Jahr 1914 „nach der Weltmacht“ gegriffen. Das sei an den Kriegszielen und an der militaristischen Ausrichtu