Das Osterfest hat neben vielen bunten Eiern auch wieder die üblichen Ermahnungen gebracht. Was da von den Kanzeln herab die Bischöfe den Gläubigen ins Gewissen redeten, wurde in winzigen Schnipseln von den Fernsehsendern in den Hauptnachrichten verbreitet. Helft den Flüchtlingen. Auch Papst Franziskus rief in Rom dazu auf, ehe er den Segen urbi et orbi spendete. Die Menge auf dem Petersplatz war beeindruckt und applaudierte stürmisch.
Von den Gesichtern der führenden Politiker beim Hören dieser Worte ist weniger bekannt. Über die Festtage hin wurde allerdings die Schaffung eines neuen Integrationsgesetzes publik gemacht. Flüchtlinge sollen seine Härte zu spüren bekommen, wenn sie Einrichtungen zur Integration, etwa zum Erlernen der deutschen Sprache, nicht in Anspruch nehmen. Allerdings, wie sie das tun können, wenn dort, wo sie sich aufhalten müssen, etwa im Wald und auf der Heide, solche Einrichtungen nicht oder nur unzureichend vorhanden sind, ist bislang noch nicht mitgeteilt worden.
Das alles hat, werden etliche Politiker sagen, überhaupt nichts mit den Ermahnungen der Bischöfe zu tun. Politik macht man nicht vom Kirchturm herunter. Und den schönen Grundsatz, nach dem die Kirche im Dorf bleiben muss, kann man auch so verstehen, dass sie in der Hauptstadt nichts verloren hat. Silete theologi – schweigt, ihr Theologen – heißt es von alters her.
Dabei kann man sich in Deutschland auf den allerchristdemokratischsten Politiker überhaupt berufen, Konrad Adenauer, den ersten Bundeskanzler. Von ihm wird das Wort kolportiert, er wolle lieber in einer Bolschewiken-Republik leben als in einer Pfaffen-Republik . Wer sich erinnert, wie heftig der Antikommunismus Adenauers war, wird ein solches Wort richtig würdigen können. Was will uns der rheinische Katholik damit sagen? Er will uns sagen: Moralische Fingerzeige sind in der Politik umso hinderlicher, als der Rang des Moralpredigers unbestreitbar ist. Mit dem Priester streitet man nicht in moralischen Fragen. Und trotzdem muss man als Politiker das tun, was gerecht gegen jedermann und richtig ist.
Dass darin ein Widerspruch liegt, weiß auch Bundespräsident Joachim Gauck, einst selber Pfarrer, der für die Pflichten der Politik in der Flüchtlingsfrage ein Hintertürchen benannte: Man müsse auch können, was man wolle. Sind also die österlichen Mahnungen der Bischöfe, soweit sie für die Ohren der Politiker bestimmt sind, in den Wind gesprochen? Nein. Sie gleichen Stacheln im Fleisch, die niemandem Beruhigung erlauben.
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