„Aaliyah, wie hast du das geschafft?“ „Mit Samsung geht das einfach. Im Internet gibt’s dazu ein Tutorial.“ „Klasse! Wie wär’s, wenn du nächste Stunde einen Vortrag darüber hältst, wie du dein Handy gehackt hast und warum?“ „Geht klar, Pauker.“
Diese jungen Leute können mit ihren Smartphones einiges anstellen. Die niedersächsische Landesmedienanstalt fordert derweil ein Handyverbot an Schulen. Ende Juli hat Frankreich ein weitreichendes Smartphoneverbot für Grundschulen und Sekundarstufe I beschlossen – auch für Smartwatches. Diese Erweiterung des seit 2010 geltenden Handyverbots hatte Emanuel Macron im Wahlkampf versprochen. Besonders Kinder aus bildungsfernen Schichten würden davon profitieren.
Klare Klassenfrage: Gerade Kinder armer Eltern werden von Kindheit an auf Smartphone-Belohnungen getrimmt – wenn die Kleinen quengeln, erhalten sie eine Belohnung mit virtuellen Belohnungen zum Spielen. Natürlich ohne Kindersicherung. Auf der anderen Seite die Privilegierten, die sich anspruchsvolle „device-freie“ Kinderbetreuung leisten. Die alten Ungerechtigkeiten bestehen weiter. Mit dem Smartphone kommen neue hinzu („Internet als Verstärker“). Echte Aufmerksamkeit und Ruhe werden zu Ressourcen der Reichen.
Währenddessen will Unterricht 4.0, also die digitale Erweiterung des altbekannten Wochenplans in seiner ideologischen Ausprägung, den Frontalunterricht abschaffen und Lernen radikal individualisieren. Stress für alle Beteiligten! Überstunden und zusätzliche Dokumentation sind Lehrer-Dinge. Schüler haben es kaum besser: Hausaufgaben mit dem iPad erledigen, die scheinbar genauer als zuvor in Echtzeit kontrolliert werden können. Früher konnte die schlechte Klassenarbeit ein paar Tage im Ranzen verbummelt werden. Der Notenspiegel im Internet, das niemals vergisst. Schulnoten kommunizieren als Medium direkt vom Lehrer- in den Elternkopf! Genaue Punktzahlen, die sich dann über die gesamte Schul-Zeitschiene speichern und als Gesamtbeurteilungen zum Abitur ausgeben lassen. Oder noch mit in Credit-Punkte beim Bachelor einbringen und in den praktischen tabellarischen Europass-Lebenslauf. Alles zählt! Und dennoch: Tablets, Laptops und Smartphones spielen in der Schule weiter keine Rolle. 11,5 SchülerInnen müssen sich in Deutschland einen „PC“ teilen.
In der JIM-Studie (Jugend, Information und [Multi-]Media) des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest schätzen allerdings zwei Drittel der Jugendlichen ihre Power-Point-Kompetenz als sehr gut oder gut ein. Ob auch die Benutzung der Präsentationstechnik eine Schichtenfrage ist? Das Feuilleton zumindest diskutiert von Zeit zu Zeit, ob Power Point verboten werden soll, und wenn das Feuilleton was kulturpessimistisch diskutiert, dann hängt da oft auch ’ne Klassenfrage dran. Immerhin können präsentationsbegabte Jugendliche noch vor der Mittleren Reife Influencer werden, das demokratisierte Produktionsmittel Smartphone-Kamera macht’s möglich.
Aaliyah könnte aber, anstatt als Influencerin vor der Kamera rumzuhampeln, besser ein Studium im MINT-Bereich beginnen, IT, Mathe oder so. Dafür muss sie das selbst geflashte Handy auch mal weglegen. Medienkompetenz fängt vor dem Faktenchecken und Auswählen an. Die Ressource „abwesender Flow“ geht nur ohne Störungen durch aufmerksamkeitsgeile Updates. Aber man muss sie sich dann auch gönnen und leisten können.
Kommentare 13
Der Beitrag behandelt sicher ein wichtiges Thema, und auch die Stoßrichtung (weniger Digitalisierung = mehr Zeit) ist zu unterstützen. Allerdings benötigt man schon exzellente Materie-Kenntnisse, um im Text einen konkreten Aufhänger erkennen zu können.
Anders gesagt: Der Beitrag setzt die Kenntnis von Fakten und Anlässen voraus, die bei 98 % der hier Lesenden nicht oder kaum vorhanden sein dürfte.
Noch einfacher gefragt: Um was geht es?
Schließe mich Richard Zietz.
Schüttelte man den "Artikel" einmal kräftig durch, wäre die so entstandene Reihung von kurzen Hauptsätzen/Phrasen zum Thema Digitalisierung und Schule nicht weniger ein zusammenhangloser Textsalat, wie wir ihn im Moment hier lesen.
Geht um Ressoucen Aufmerksamkeit und Ruhe.
Ich dachte, Liebe, den Weltfrieden und die Neukonfiguration des Alls.
Dieser ganze Digitalisierungs-Hype kommt mir reichlich befremdlich vor, und am Ende ist mit den 'neuen Medien' mit Sicherheit kein sehr viel effizienterer Unterricht möglich als bisher. Wenn ein Lehrer 25 sehr unterschiedlichen Schülern etwas beibringen muss, kann das einfach in den seltensten Fällen gut klappen. Wenn die Kinder Glück haben, werden sie zuhause sehr viel effizienter beschult. Ansonsten steht oft ein harter Lebensweg mit wenig Geld und wenig Anerkennung bevor.
Natürlich müssen Kinder heute lernen, wie man einen Computer bedient (dafür müssen in der Schule aber keine Smartphones erlaubt sein). Dass aber jeder programmieren können muss, ist völliger blödsinn. In irgendeiner Talkshow hat mal jemand sinngemäß gesagt: "In Zukunft werden Leute, die nicht programmieren können, die neuen Analphabeten sein." Derartigen Schwachsinn zu verzapfen liegt derzeit schwer im Trend, Schwachsinn bleibt es trotzdem.
Die zunehmende Digitalisierung der Schulen ist vor allem ein riesiges Geschäft für die Hard- und Software-Unternehmen, Lizenzgeber usw.
Betrachtet man allein das Programm "Gute Schule 2020" in NRW dürften hunderte von Millionen Euro in die Kassen dieser Unternehmen fließen, die dank sehr guter Lobbyarbeit die öffentliche Meinung entgegen vieler wissenschaftlicher Erkenntnisse so stark beeinflusst haben, dass vor allem Eltern glauben, dass mit der Schnelligkeit des Internets und der Anzahl von PC, Tablets und Smartboards der Unterricht und der Bildungsstand immer besser werden.
Und ein Schüler, der eine sehr eindrucksvolle Power Point Präsentation vorführt, muss nicht unbedingt irgendetwas von dem verstanden haben, was auf den Folien zu sehen ist.
Digitalisierung hin oder her, Fakt ist, dass in den letzten 40 Jahren die Anforderungen an allen Schularten um über 30% zurückgedreht wurden - ablesbar an Lehrplaninhalten und Lernzielen - mit dem Ergebnis, dass sich z.B. die Abiturquote eines Jahrgangs mehr als verdreifacht hat (1972: 15%, 2015: 53%) und die Anzahl der Einzerabiturienten inflationär explodiert ist. Insofern muss man sich auch nicht wundern, dass die Gymnasien überfüllt sind und sich die Qualität aller Schulen und die Bedeutung der restlichen Schulen drastisch verschlechtert haben. Aktuelles Beispiel an einer Grundschule in Hessen: 5 Monate nach der Einschulung wird damit begonnen, Lesen zu erlernen! In Baden-Württemberg wurde als Ziel ausgegeben, dass die Kinder bereits nach 3 Monaten lesen können! Um den Qualitätsverlust wenigstens teilweise zu kaschieren, wurden die Hauptschule „aufgewertet“ als neue Mittelschule (genau genommen nur eine Umbenennung), die Realschule zur Realschule plus „befördert“.Man muss sich auch nicht wundern, dass ob dieser Entwicklung kein Aufschrei durch die Republik geht: Die Schüler werden mit guten Noten und die Eltern mit guten Schulabschlüssen zufrieden gestellt. Die Lehrer interpretieren die guten Schulabschlüsse als Nachweis ihres guten Unterrichts und die Politiker sonnen sich in einer erfolgreichen Bildungspolitik. Welch ein Irrtum!Und oben drauf kommt noch der permanente Unterrichtsausfall aufgrund eines anhaltenden Lehrermangels, der - jedes Jahr aufs Neue - nach den Sommerferien „überraschend“ festgestellt wird.Und jetzt glauben manche Politiker, mittels - von vielen falsch verstandener - Digitalisierung könnte man in den Schulen noch mehr erreichen! Was denn mehr? Qualität oder Quantität? Oder doch nur noch mehr Umsatz für die Digital-Industrie?Fragt sich nur, wer hat denn ein Interesse, dass Deutschland in diesem Sinne immer dümmer wird?Bis das erkannt und geändert wird, empfehle ich das „Studium“ nachfolgenden „Lebenslaufs“:I bin nix, i kann nix, i hab nix!https://youtu.be/KzwJeMGG0ecViel Spaß und neue Erkenntnisse!
Zitat aus dem Text:"Gerade Kinder armer Eltern werden von Kindheit an auf Smartphone-Belohnungen getrimmt."
Eine ziemlich steile These....wo finden sich Belege dafür? Gibt es nicht genauso die Eltern aus reichen Schichten, die ihre Kinder mit dem neuesten Smartphone belohnen/ruhig stellen/den Status wahren lassen...? Eine genauso unbelegte These.
Das Thema ist viel zu wichtig, um mit solchen Behauptungen zu argumentieren. Die Klassenfrage ist sicher nicht von der Hand zu weisen, muss aber nicht in jedes Thema hinein konstruiert werden:"Echte Aufmerksamkeit und Ruhe werden zu Ressourcen der Reichen." na ja...
Das Problem (insbesondere linker) Bildungspolitik besteht unter anderem darin, dass sie einseitig darauf ausgerichtet ist, dass möglichst viele Menschen einen Hochschulabschluss erhalten. Ob das irgendeinen Sinn macht, den Neigungen und Begabungen vieler Kinder entgegen kommt, ist dabei zweitrangig.
Linke Politik sollte sich dringend stärker mit der gesellschaftlichen und monetären Aufwertung handwerklicher, industrieller und sozialer Ausbildungsberufe befassen. Wenn diese wichtigen Berufe keine Anerkennung erfahren, bestehen Eltern naturgemäß darauf, dass ihr Kind studiert.
Eine menschenzugewandte Bildungspolitik muss zunächst mal allen Kindern ermöglichen, ihre Begabungen und Neigungen zu entdecken. Allgemein die Erhaltung der kindlichen Neugier (=Lernbereitschaft) möglichst bis ins Erwachsenenalter fördern. Kritikfähigkeit fördern, die Fähigkeit Plausibles von Unplausiblem zu unterscheiden.* Mit der natürlichen Neugier des Kindes ein breitgefächertes Grundwissen vermitteln. Darauf aufbauend praktischen Einsatz der selbstendeckten Fähigkeiten üben. Darauf aufbauend kann eine berufsvorbereitende Ausbildung angeboten werden. Aber sie darf auf keinen Fall als EINZIG wichtiger Bildungsinhalt verstanden werden: Wir sollten mal begreifen, dass die strenge Fokussierung auf eine berufsvorbereitende Ausbildung nur der guten Ausbeutbarkeit der Untertanen dient.
*GG Artikel 2 garantiert ja auf dem Papier die freie Entfaltung der Persönlichkeit. Die Schule sollte sich bemühen dem möglichst nachzukommen, dann wäre schon viel gewonnen.
Eine menschenzugewandte Bildungspolitik muss zunächst mal allen Kindern ermöglichen, ihre Begabungen und Neigungen zu entdecken. Allgemein die Erhaltung der kindlichen Neugier (=Lernbereitschaft) möglichst bis ins Erwachsenenalter fördern. Kritikfähigkeit fördern, die Fähigkeit Plausibles von Unplausiblem zu unterscheiden.* Mit der natürlichen Neugier des Kindes ein breitgefächertes Grundwissen vermitteln. Darauf aufbauend praktischen Einsatz der selbstendeckten Fähigkeiten üben. Darauf aufbauend kann eine berufsvorbereitende Ausbildung angeboten werden. Aber sie darf auf keinen Fall als EINZIG wichtiger Bildungsinhalt verstanden werden: Wir sollten mal begreifen, dass die strenge Fokussierung auf eine berufsvorbereitende Ausbildung nur der guten Ausbeutbarkeit der Untertanen dient.
*GG Artikel 2 garantiert ja auf dem Papier die freie Entfaltung der Persönlichkeit. Die Schule sollte sich bemühen dem möglichst nachzukommen, dann wäre schon viel gewonnen.
Sie haben den Kern des Artikels erfasst. Ich habe diese Beobachtung auf einer Fachveranstaltung von "Gutes Aufwachsen mit Medien" aufgeschnappt und fand sie tatsächlich sehr interessant. Natürlich müsste sie nun auch empirisch untermauert werden. Ich finde allerdings, es deutet einiges darauf hin - sie mögen die Beobachtung klassistisch finden, aber natürlich sind lange Texte im traditionell finanziell besser aufgestellten Bildungsbürgertum zu Hause. Bücher, Tolinos, genaues Hinschauen bei dem, was das Kind macht, Handyabstinenz bis zum 14. Lebensjahr und die genannten "device-freien" Kinderbetreuungen: ich denke, da ist schon was dran.
Vielleicht interessiert Sie in diesem Zusammenhang der Artikel von Frank Rieger bei der FAS, der in eine ähnliche Richtung geht: "Die Aufmerksamkeitsvampire" http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/die-aufmerksamkeitsvampire-smartphone-verbot-an-schulen-15742699.html
Sie haben den Kern des Artikels erfasst. Ich habe diese Beobachtung auf einer Fachveranstaltung von "Gutes Aufwachsen mit Medien" aufgeschnappt und fand sie tatsächlich sehr interessant. Natürlich müsste sie nun auch empirisch untermauert werden. Ich finde allerdings, es deutet einiges darauf hin - sie mögen die Beobachtung klassistisch finden, aber natürlich sind lange Texte im traditionell finanziell besser aufgestellten Bildungsbürgertum zu Hause. Bücher, Tolinos, genaues Hinschauen bei dem, was das Kind macht, Handyabstinenz bis zum 14. Lebensjahr und die genannten "device-freien" Kinderbetreuungen: ich denke, da ist schon was dran.
Vielleicht interessiert Sie in diesem Zusammenhang der Artikel von Frank Rieger bei der FAS, der in eine ähnliche Richtung geht: "Die Aufmerksamkeitsvampire" http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/die-aufmerksamkeitsvampire-smartphone-verbot-an-schulen-15742699.html
Sie haben den Kern des Artikels erfasst. Ich habe diese Beobachtung auf einer Fachveranstaltung von "Gutes Aufwachsen mit Medien" aufgeschnappt und fand sie tatsächlich sehr interessant. Natürlich müsste sie nun auch empirisch untermauert werden. Ich finde allerdings, es deutet einiges darauf hin - sie mögen die Beobachtung klassistisch finden, aber natürlich sind lange Texte im traditionell finanziell besser aufgestellten Bildungsbürgertum zu Hause. Bücher, Tolinos, genaues Hinschauen bei dem, was das Kind macht, Handyabstinenz bis zum 14. Lebensjahr und die genannten "device-freien" Kinderbetreuungen: ich denke, da ist schon was dran.
Vielleicht interessiert Sie in diesem Zusammenhang der Artikel von Frank Rieger bei der FAS, der in eine ähnliche Richtung geht: "Die Aufmerksamkeitsvampire" http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/die-aufmerksamkeitsvampire-smartphone-verbot-an-schulen-15742699.html
Siehe Studien von Christian Pfeiffer über mehrere Jahre.
Warum behauptest Du, das behauptete Phönomen „immer mehr Abiturienten“ wäre ein Problem linker Bildungspolitik?
Einfach mal in das bzgl. „linker Bildungspolitik“ seit Jahrzehnten unverdächtige Bayern schauen! Dort lässt sich das gleiche Phänomen beobachten!
Jetzt bist Du platt? Ich staune über Deine einseitige, aber falsche Argumentation!