Endlich geschafft?

Europawahl Die AfD feiert sich nach ihrem starken Ergebnis selbst. Trotzdem ist längst nicht ausgemacht, ob die Partei eine Zukunft hat
Damit hat die AfD Wahlkampf gemacht; offenbar mit einigem Erfolg
Damit hat die AfD Wahlkampf gemacht; offenbar mit einigem Erfolg

Getty Images

Dass es ein gutes Ergebnis werden würde, hatte sich abgezeichnet, trotzdem stellt das Abschneiden der Alternative für Deutschland eine Zäsur da. Zum ersten Mal ist es einer rechtspopulistischen Partei in Deutschland gelungen, bei einer bundesweiten Wahl so ein starkes Ergebnis zu erzielen. Der Jubel auf der AfD-Wahlparty in Berliner Hotel Maritim ProArte wollte dann auch kaum abbrechen, als der Prognose-Balken um kurz nach 18 Uhr immer weiter in die Höhe wuchs. Parteichef Bernd Lucke ließ sich ausgiebig von seinen Anhängern feiern. Voraussichtlich 7 Abgeordnete wird die eurokritische Partei ins Brüsseler Parlament entsenden. Sie ist damit sogar knapp vor der Regionalmacht CSU. Die FDP hat sie weit abgehängt.

Damit ist der AfD das Kunststück gelungen, zahlreiche Protestwähler an sich zu binden und gleichzeitig die breite Masse nicht zu verschrecken. Auch wenn gerade die inoffizielle Jugendorganisation Junge Alternative gerne und oft am rechten Rand fischte und einige Mitglieder im Wahlkampf mit unsäglichen Aktionen auf sich aufmerksam machten, gelang es der Parteiführung um Biedermann Bernd Lucke, zumindest öffentlich eine gewisse Distanz zu den schlimmsten Rechtsauslegern zu wahren. Daran sind die meisten anderen Protestparteien, die vor der AfD kamen, gescheitert.

Hat die Partei sich mit diesem Erfolg also endgültig im deutschen Parteiensystem etabliert? Das ist längst nicht ausgemacht. Achtungserfolge konnten auch andere schon erzielen - von den Republikanern über die DVU bis zur STATT-Partei und den Piraten. Aber eine Europawahl ist keine Bundestagswahl. Jetzt, wo es für die AfD in Form von Mandaten etwas zu verteilen gibt, muss sie erst einmal zeigen, ob sie weiter an einem Strang ziehen wird, oder ob sie sich wie viele vor ihr durch interne Streitereien zerlegen wird.

Darauf allerdings sollten die etablierten Parteien nicht hoffen. Die Taktik der Union, die neue Konkurrenz von rechts nicht einmal zu ignorieren, ist offenkundig nicht aufgegangen. Die Merkel-Partei wird sich künftig mit der AfD und ihren Zielen auseinandersetzen müssen. Bemerkenswert ist jedoch auch, dass laut den Prognosen die Gewinne der AfD vor allem auf Kosten der FDP gehen, die erneut schwer eingebrochen ist und bei drei Prozentpunkten liegt, während die CDU im Vergleich zur letzten Europawahl nur leicht verloren hat. Merkel wird also genau beobachten, wie die AfD mit ihrem Erfolg umgeht und wie sich die Partei in Deutschland weiterentwickeln wird. Trotzdem: Die "neue Volkspartei", zu der Lucke sie in seiner Siegesrede erklärte, ist die AfD noch lange nicht.

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Geschrieben von

Julian Heißler

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