Wer auf ein vorweihnachtliches Erkenntniswunder gehofft hatte, der wurde enttäuscht. Als die Vorsitzende Eva Högl (SPD) in den frühen Morgenstunden nach gut zwölfeinhalb Stunden die gestrige Sitzung des Edathy-Untersuchungsausschusses beendete, waren längst nicht alle Fragen beantwortet. Stattdessen stehen jetzt zwei sich fundamental widersprechende Versionen im Raum, was zwischen Sebastian Edathy und seinem Parteifreund Michael Hartmann im vergangenen Herbst und Winter abgelaufen ist.
Edathy bleibt bei seiner Darstellung, Hartmann, damals innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, habe ihn regelmäßig über den Stand der Ermittlungen wegen Edathys Bestellungen bei dem kanadischen Anbieter Azov-Films auf dem Laufenden gehalten, über den auch kinderpornografisches Material zu beziehen war. Der damalige BKA-Präsident Jörg Ziercke soll Hartmann auf dem Laufenden gehalten haben. Ziercke, ebenfalls SPD-Mitglied, habe so Schaden von der Partei abwenden wollen. So zumindest stellt es Edathy dar.
Gedächtnislücken
Hartmann widersprach vehement. Er habe gar keine Informationen weitergeben können, da er keine hatte – schon gar nicht von Ziercke. Um Edathy habe er sich in dieser Zeit nur so intensiv gekümmert, da er um seine psychische und körperliche Verfassung besorgt war. Edathy sei alkoholkrank gewesen und habe sich immer mehr in Verfolgungsszenarien hineingesteigert. Mit anderen Parteimitgliedern habe Hartmann nie über Edathys Situation gesprochen. Nur einmal wandte er sich an den späteren Fraktionschef Thomas Oppermann. Der habe ihn jedoch brüsk zurückgewiesen. Über Kinderpornografie hätten die beiden nicht gesprochen, sondern nur allgemein über Edathys Verfassung. Diese Aussagen lassen sich nicht zusammen bringen. Einer lügt also. Mindestens.
Denn sonderlich glaubwürdig sind bei näherer Hinsicht beide Versionen nicht. Warum sollte Ziercke, eher passives SPD-Mitglied und kein Freund Edathys, diesen über Hartmann minutiös über das Verfahren informiert halten und sich dabei nebenbei strafbar machen und seine Pension riskieren? Dass aus Edathy in der Politik nichts mehr werden würde, muss Ziercke spätestens nach dem Anruf Oppermanns im Herbst klar gewesen sein, bei dem nach Darstellung der beiden Oppermann ja nichts gefragt und Ziercke nichts gesagt haben soll. Ein ähnliches Gespräch wollen ja nun auch Hartmann und Oppermann miteinander geführt haben. Keiner fragt nach, keiner sagt etwas – obwohl Sebastian Edathy vor aller Augen immer weiter abbaute.
Auch warum Hartmann sich nicht schon im Frühjahr zu Wort meldete, als die Frage der Informationsweitergabe an Edathy erstmals öffentlich diskutiert wurde – und bekanntlich den Rücktritt von Hans-Peter Friedrich (CSU) nach sich zog – konnte Hartmann nicht glaubwürdig erklären.
Persönliche Vendetta
Eine sonderlich gute Figur machte er jedenfalls nicht vor dem Untersuchungsausschuss. Ob der SMS-Verkehr, den Edathy dem Ausschuss vorgelegt habe, authentisch sei? Schon möglich, sagte Harteman. Das könne er aber nicht nachvollziehen, da er seine SMS regelmäßig lösche. Das Kryptohandy, über das er mit Edathy neben seinem Arbeitshandy kommunizierte? Habe er im März verloren. Dazu kamen zahlreiche Gedächtnislücken. Zugegeben: Hartmann hatte nur ein paar Tage Zeit, um sich auf seine Aussage vorzubereiten, während Edathy seit Monaten wusste, dass er vorgeladen würde. Trotzdem: Der Gesamteindruck von Hartmanns Aussage war nicht restlos überzeugend.
Edathy seinerseits nutzte den Tag in Berlin für seine ganz persönliche Vendetta gegen die SPD-Spitze. Im Ausschuss wurde die Stimmung regelmäßig giftig, wenn Sozialdemokraten das Wort an ihn richteten. Besonders mit Eva Högl, mit der er im NSU-Untersuchungsausschuss eng zusammen gearbeitet hatte, lieferte er sich immer wieder lange Scharmützel. Edathy ist Veteran von fünf Untersuchungsausschüssen. Er weiß, wie er eine Befragung in die Länge ziehen kann. Högl griff seine Glaubwürdigkeit an, der revanchierte sich mit minutenlangen und verästelten Ausführungen und plauderte aus dem Nähkästchen der Fraktionsarbeit – etwa, dass er und Högl vor der Regierungsbildung abgesprochen hätten, sich gegenseitig zu unterstützen. Rache, beteuerte er, spiele in seiner Aussage keine Rolle. Doch wer ihm zuhörte, kam gar nicht umhin, das anders zu sehen.
Auch ist Edathys Glaubwürdigkeit alles andere als unerschüttert. Mehrfach wurde er von Högl dabei erwischt, Fakten in ein für sich positiveres Licht gesetzt zu haben. Edathy behauptete etwa, vom Stern für seine Veröffentlichung kein Geld bekommen zu haben, musste aber später einräumen, dass er mit der Zeitschrift über ein Buchprojekt verhandelt. Auch bei seiner Aussage, das Landgericht Verden habe eine Einstellung seines Verfahrens gegen Zahlung einer Geldbuße angeboten, verschwieg er zunächst, dass die Initiative für dieses Angebot von seinem Verteidiger ausging. Das sind natürlich keine klassischen Lügen, aber die ganze Wahrheit ist es eben auch nicht.
Für die SPD ist die Affäre damit noch lange nicht vorbei. Edathy wird noch einmal vor dem Ausschuss aussagen, auch Oppermann und Ziercke haben im Januar ihren Auftritt. Oppermann gibt sich schonmal kämpferisch. Er werde auch noch in einem Jahr Fraktionsvorsitzender sein, teilte er mit. Und dann kommt natürlich noch Edathys Prozess wegen des mutmaßlichen Bezugs von Kinderpornografie. Dazu wollte der ehemalige Bundestagsabgeordnete sich gestern vor dem Ausschuss dann auch nicht äußern. Wie vor der Bundespressekonferenz am Vormittag bügelte er alle Fragen zu diesem Komplex mit dem Verweis auf sein Zeugnisverweigerungsrecht ab. Auch, ob er etwa Beweismittel vernichtet habe, beantwortete er nicht. Er fand zudem keine Worte für die Kinder, die in dem von ihm bei Azov-Films bestellten, wohl nicht strafbaren Material vor der Kamera zu sehen waren. Zwar sei es ein Fehler gewesen, die Filme zu bestellen, sagte er vor der Bundespressekonferenz, „aber es war legal“.
Kommentare 26
Da war doch was? Also, Edathy soll Fotos und Filme au Kanada gekauft haben, auf denen nackte oder spärlich bekleidete Buben erkenntlich sind. Die nicht direkt identifzierbaren Opfer stammen also höchstwahrscheinlich aus einem fremden Land und sind in dem gleichen oder anderen Land höchstwahrscheinlich mißbraucht worden von Personen denen höchstwahrscheinlich nicht mehr beizukommen ist. Edathy hat sich Bildmaterial dieser höchstwahrscheinlichen Straftaten beschafft und höchstwahrscheinlich auch einer peinlichen Untersuchung oder Betrachtung unterzogen. Eine Staatsanwaltschaft - auf der Suche nach Folgeaufträgen nach dem Abhaken von Wulff'schen Kapitalverbrechen ? - stellt Anklage für die von Edathy vermutlichen, höchstwahrscheinlichen Verbrechen.
Ein paar hundert Kilometer entfernt. saßen und sitzen immer noch - unter stillschweigender Duldung von höchsten Regierungskreise, Ministerien sowie Bundes- und Landesämtern - dunkle Gestalten in dunklen Räumen und spiel(t)en fummeln mit ihren Joy-Sticks in real-time-Spielchen herum, splash! Boum! Bang! Dabei wird billigend in Kauf genommen, dass unzählige u.a. unbekannte Personen - ja, auch Kinder, kleine Mädchen, kleine Jungen - verletzt und getötet werden. Strafverfolgungsverfahren dazu gibt es nicht, weder gegen die Täter noch gegen die Betrachter der Videosequenzen von den Aktionen. Eine Untersuchung ob Beihilfe zu Mord und schwerer Körperverletzung durch Unterlassung von deutschen Behörden gewährt wurde? I wo!
Frage: wer ist jetzt pervers?
Habe gestern den Bericht in der taz gelesen und freue mich daher über die sachliche Darstellung hier.
Ich zweifle nicht daran, dass man jahrzehntelang die Auswirkung von Missbrauch unterschätzt hat und dass das Thema wichtig ist und aufgearbeitet werden muss, weil viel Leid damit verbunden war und ist.
Was mir aber in andern Zeitungen, neben der taz auch in meiner Lokalzeitung, übel aufstößt, ist wieder das gleiche Muster von Hetze, Hass, Selbstgerechtigkeit, Fertigmachen also die völlige Abwesenheit von Empathie wie ich sie in den Fällen von Wulff und Weselsky (GDL) empfunden habe. Auch die fast hysterische Hetze, das bereitwillige Aufgreifen von herumschwirrenden Etikettierungen ohne Überprüfung zulasten von Akteuren der Friedenbewegung erinnert mich an diese Haltung. Ich kann es einfach nicht begreifen, wie man mit Menschen so umgehen kann, auch wenn sie "gefehlt" haben sollten.
Vielleicht ist es wie beim Autofahrer, der im Blechkäfig sitzt, geschützt und in Distanz zum "Gegner" auf der Straße, was ihm ermöglicht, ihm den Vogel zu zeigen, laut im Auto "du Arschloch" zu brüllen (der hört es ja nicht). Vielleicht funktioniert das Hassen an der Tastatur genauso leicht wie im Auto. Wir glauben, uns keine Mühe geben zu müssen, einen anderen zu verstehen, seine Sichtweise, seine Lage zu begreifen. Oder ist es anerzogen, wenn die Qualitätsmedien ein Wort wie "Putinversteher" zum Schimpfwort gemacht haben? Finden wir dann politische Korrektheit (im jeweils aktuell angesagten Sinne) wichtiger als Verständnis für einen Menschen und Toleranz gegenüber abweichenden Meinungen? Theoretisch ist "Toleranz" ja immer ganz groß angesagt, aber praktisch? Da vermisse ich sie oft.
Warum sollte Ziercke, eher passives SPD-Mitglied und kein Freund Edathys, diesen über Hartmann minutiös über das Verfahren informiert halten
Haben Sie einmal selbst darüber nachgedacht?
Oder soll es heißen: Das ist absurd
Högl griff seine Glaubwürdigkeit an, der revanchierte sich mit minutenlangen und verästelten Ausführungen und plauderte aus dem Nähkästchen der Fraktionsarbeit – etwa, dass er und Högl vor der Regierungsbildung abgesprochen hätten, sich gegenseitig zu unterstützen. Rache, beteuerte er, spiele in seiner Aussage keine Rolle. Doch wer ihm zuhörte, kam gar nicht umhin, das anders zu sehen.
Ja, was ist auch schon ein Angriff auf die Glaubwürdigkeit eines Menschen (besonders bei Edathy??!)
Da haben Sie ja auch mal Ihre ganz subjektive Sicht gleich mal so nebenbei mit verallgemeinert.
Das sind natürlich keine klassischen Lügen
Sind es nun "unklassische" Lügen oder eher doch GAR KEINE? Was wollen Sie damit suggerieren?
„aber es war legal“.
Na, ist doch mal was konkretes!
Ein Glaubwürdigkeitsproblem hat seit Februar vor allem der Rechtsstaat.
Hier sind noch ein paar andere Stimmen, denen ich mich mit meinen Beobachtungen eher anschließen kann. Schon klar, dass nicht jeder eine neutrale Sicht hat. Eine SPD-Mitgliedschaft scheint dies nach meiner Beobachtung offensichtlich auszuschließen - parteiische Sicht - hmm , naja, hab so eine Ahnung, was das bedeutet.
Es geht nicht mehr nur darum, dass der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy im Internet Kinderpornos gekauft haben soll, sondern auch um Geheimnisverrat, Strafvereitelung im Amt und uneidliche Falschaussage vor einem Untersuchungsausschuss des Bundestages.
Wer hat den Ausschuss mehr überzeugt - Hartmann oder Edathy?
Die Ausschussmitglieder der SPD äußerten nach der Befragung der beiden Zeugen große Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Edathy. Die Vertreter der anderen Parteien sahen das allerdings ganz anders.
http://www.wzonline.de/nachrichten/digital/digital/artikel/wie-geht-es-weiter-in-der-edathy-affaere-1.html?nomobile=1&utm_content=buffer8e408&utm_medium=social&utm_source=facebook.com&utm_campaign=buffer
Thorsten Denkler retweetete ThomasWalde
18. Dez.
Sehe bei Högl weniger Aufklärungs- als Wille #Edathy Unglaubwürdig zu machen
Das sehe ich genauso!
Edathy scheint so ein Bipolarer zu sein .. ein Seiltänzer .. von deutschen Polittypen erst gehätschelt .. von Freunden südöstlich des Kontinents gestützt .. ein gefährlicher Grenzgänger .. Germany ist ein lauwarmes Nest .. Babylon .. ;-)
Gute Nacht
AD
“Ein Verdacht hält sich hartnäckig: Soll der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy kriminalisiert werden? Abgestraft für seine kritische Rolle als Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses?
Seit Anfang des Jahres ist Edathy damit konfrontiert, Nacktbilder von Jungen bestellt zu haben. Das hat der eingeräumt. Seit Mai wird ihm zusätzlich vorgeworfen, Kinderpornobilder aus dem Internet heruntergeladen zu haben. Das wiederum bestreitet er. Seit Juli 2014 gibt es einen eigenen Edathy-Untersuchungsausschuß im Bundestag, der zwar nur „2. UA“ heißt, der aber klären soll, ob Edathy vor Ermittlungen gegen ihn gewarnt wurde. Gleichzeitig leistet dieser Ausschuß aber eine Art Vorverurteilung des früheren SPD-Bundestagsabgeordneten.
Sebastian Edathy: Zuletzt bekannt und berüchtigt als Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses im deutschen Bundestag. Er war derjenige, der am frechsten fragte und am weitesten ging. Ein Beispiel: Den früheren BND-Präsidenten und BMI-Staatssekretär August Hanning konfrontierte er so: „Wie viele Fälle gab es in jenen Jahren, in denen so erfolglos ermittelt wurde, wie bei den Ceska-Morden?“ – Antwort Hanning: „Es war der einzige.“ – Edathy: „Hätte man einen anderen Ermittlungsweg beschritten, wenn nicht neun ausländische Kleinhändler ermordet worden wären, sondern neun Vorstände von großen Unternehmen oder Banken?“ – Hanning: „Wenn wir neun ermordete Polizisten gehabt hätten, hätten wir dann einen Untersuchungsausschuß gehabt?“ – Edathy: „Wie kommen Sie auf die Idee, wir hätten keinen Ausschuß, wenn neun Polizisten ermordet werden würden? Das ist unverschämt.“
Umso irritierender, daß Edathy dann im Frühsommer 2013, just als in München der NSU-Prozeß begann, die große Kehrtwende vollzog, indem er erklärte: Der Ausschuß habe keine Anhaltspunkte dafür gefunden, daß irgendeine Behörde an den Taten des NSU beteiligt gewesen sei oder sie auch nur billigte. Das stand im Widerspruch zur eigenen Aufklärungsarbeit des Ausschusses. Und steht in noch größerem Widerspruch zu dem, was ein Jahr später der NSU-Ausschuß in Thüringen konstatierte: LKA und LfV halfen beim Abtauchen des Trios Böhnhardt, Mundlos, Zschäpe mit und sabotierten die Fahndung nach ihnen.
Wird NSU-Aufklärer Edathy kriminalisiert?
Danke für diesen Kommentar. Als ich heute morgen bei der Lektüre meiner Regionalzeitung haargenau die gleichen Empfindungen, die gleichen Eindrücke hatte, war ich gerade zu froh darüber, dass es die letzte Ausgabe war, die mir jemals unter kommen würde. Ich hatte vor Wochen nach knapp vierzig Jahren das Abo gekündigt. Wie einst in den 30er Jahren scheinen die Täter an der Tastatur außer Hass nichts anderes mehr zu kennen.Und es waren doch alles mal intelligente Menschen. Was nur ist mit ihnen geschehen? Ist es Angst, ist es Kampf ums Überleben?
Welcher Rechtsstaat? Der Staat, der vorgibt auf Recht zu gründen, der hat wirklich ein Problem, er kann sich einsargen lassen.
Der Staat, der spätestens seit den '20ern des letzten Jahrhunderts Recht durch "rechte Gesinnung" substituiert feiert Feste! Dank der allseits forcierten, grassierenden Volksverdummung werden werden die Feste noch für eine Weile anhalten. Ihr Ende ist jedoch abzusehen!
Für all jene, die sich mal über die wichtigsten Personen in deutschen "Rechtsstaaten" kundig machen wollen hier ein kleiner link für die Lektüre in stiller Stunde :
http://www.koeblergerhard.de/Rechtsfakultaeten/FreiburgimBreisgau1070.htm
Das jeweilige Parteibuch wird nicht erwähnt, kann aber leicht mittels Jahreszahlen abgeleitet werden.
Viel Vergnügen!
Bitte beachten: es werden nur Personen aufgelistet, die jemals an der juristischen Fakultät an der Uni Freiburg vorbeigekommen sind. Jene aus Tübingen, Heidelberg, Göttingen bspw. fehlen natürlich. Zu beachten ist auch die beachtlich hohe Frauenquote seit fast 5 Jahrhunderten!
Welcher Rechtsstaat?
Schön, dass Sie nachfragen und auch gleich antworten:-)
Ich habe keine Ahnung von "Rechtswissenschaft", aber wenn ich mir die Gesetzesinhalte und die Rechtssprechungen in vielenvielen Fällen anschaue, habe ich persönlich dass Gefühl, dass es nichts - aber auch gar nichts - mit "Rechtsstaatlichkeit" zu tun hat. Da dies jedoch öffentlich nur in kleinen Nischen thematisiert wird (?) und öffentlich immer weiter "Rechtsstaat" genannt wird (oft mit dem Verweis auf andere Länder), graust es mir vor der Zukunft. Wenn Medien UND Justiz das Vertrauen der Bevölkerung verspielt haben, könnte dies ja FÜR die Bevölkerung sprechen, weil sie sich davon emanzipiert hat - aber für eine gesellschaftliche Entwicklung bedeutet dies lauernde Angst und gefühlte Analphabetisierung auf "technisch" hohem Niveau gepaart mit jeder Menge schlechter und nicht verarbeiteter Erfahrungen.
"Der Fall" Edathy ist mal wieder ein Paradebeispiel dafür.
Habe leider nicht den Eindruck, dass meinen Kommentar allzu viele begriffen hätten oder begreifen wollten. Gut, dann setze ich noch einen drauf. Trifft sich ja wieder günstig, wo doch gerade in den letzten Tagen die Taliban in Pakistan ihr grausiges Gemetzel veranstaltet haben. Die Aufregung hierzulande war groß, verständlicherweise. Verständlicherweise? Hätte doch allen seit Jahren folgendes bekannt sein müssen, der Aufwand es zu erfahren war nicht groß: einfach googeln mit den Begriffen "Drohnen" und "Kinder". In Wikipedia stößt man dann auf völlig Überraschendes:
Im August 2011 legte das Bureau of Investigative Journalism (BIJ) (in den USA, der Komm.) einen Bericht über die Angriffe vor, für den etwa 2000 Medienberichte ausgewertet wurden. Demnach wurden seit 2004 mindestens 291 Einsätze durchgeführt bei denen zwischen 2292 und 2863 Menschen starben. Mindestens 1104 seien der Untersuchung nach verletzt worden. 126 bewaffnete Anführer der Islamisten, die namentlich bekannt sind und mehrere hundert militante Islamisten wurden getötet. Etwa 385 bis 775 Unbeteiligte, darunter 164 Kinder, kamen bei den Angriffen ums Leben. Seit dem Amtsantritt von Barack Obama weitete die CIA die Angriffe aus. Es wurde etwa alle vier Tage ein Einsatz durchgeführt. Insgesamt sollen laut dem BIJ-Bericht von damals bis August 2011 236 Angriffe mit mindestens 1842 Toten geflogen worden sein.
Das war zum Stand 2011. Aufgehört haben sie ja nicht seither. Und so schliessen wir messerscharf, die einen sind Kinderschänder und Freunde der strafbaren Pornographie, weil sie Fotos angucken und sich - was nur unterstellt wird - dabei einen - pardon - herunter holen. Die anderen - sowieso schon Friedensnobelpreisträger - dürfen Andere dazu anhalten, irgendwo auf dieser Welt wildfremde Menschen und Kinder töten zuhauf. Und keiner regt sich auf, kein Staatsanwalt greift ein, wenn in ihrem (Dritt)land diejenigen sitzen, die den Auslöseknopf drücken. Und das Völkerrecht, dass bei diesen Maßnahmen wohl kaum so glücklich sein dürfte, spielt - nur ausnahmsweise - natürlich keine Rolle. Sonderbar, das alles.
Und keiner regt sich auf, kein Staatsanwalt greift ein, wenn in ihrem (Dritt)land diejenigen sitzen, die den Auslöseknopf drücken.
Dieses Drittland ist - zumindest teilweise - Deutschland, das angeblich souveräne Deutschland. Noch schlimmer: es soll Personen geben in der Regierung, die bereits mehr als eine halbe Milliarde € dafür ausgegeben haben sollen, dieses tolle Spielzeug auch in die Patschehand zu bekommen. Momentan sind so ziemlich grätig, weil sie diese neue Art von "Drachen" nicht steigen lassen dürfen, s'Thomässle und Uschi. Dass Angela nichts gegen eine Anschaffung hat ist klar. Schließlich wurden die niedlichen kleinen Dingerchen ihr ja von ihrem Freund Baracke wärmstens empfohlen. Wahrlich christlich aber auch!
Brillantes Kasperletheater, was da unsere parlamentarische Dilletantentruppe dem staunenden Publikum auch dieses Jahr zur Weihnachtszeit darbietet. Eine Schmierenkomödie bedarf keiner Glaubwürdigkeit. Hauptsache, sie hauen, stechen, meucheln sich.
Die anderen - sowieso schon Friedensnobelpreisträger - dürfen Andere dazu anhalten, irgendwo auf dieser Welt wildfremde Menschen und Kinder töten zuhauf. Und keiner regt sich auf, kein Staatsanwalt greift ein, wenn in ihrem (Dritt)land diejenigen sitzen, die den Auslöseknopf drücken. Und das Völkerrecht, dass bei diesen Maßnahmen wohl kaum so glücklich sein dürfte, spielt - nur ausnahmsweise - natürlich keine Rolle. Sonderbar, das alles.
Ja, das ist der große Zusammenhang!
Sorry, wenn vieles nur in konkreten Details (und zwar an allen Orten von konkreten Menschen) tiefgründig verfolgt und analysiert und VERÄNDERT werden kann. Das daran die Machthaber kein Interesse haben ist völlig klar. Die Chance ist nicht groß, aber schrittweise vorhanden, z.B. in D an einem konkreten Fall dranzubleiben!! - sei dies nun Edathy, NSU, Pegida, TTIP oder Hartz4 - denn die pauschalisierte Generalisierung des "Weltzustandes" kann man ja an unzähligen Beispielen beklagen, aber eine mögliche Veränderung ist nur Schritt für Schritt möglich - auch wenn ich dies bedauere:-)
http://www.tagesspiegel.de/politik/die-affaere-um-sebastian-edathy-ein-glashaus-voller-steine/11146622.html
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/edathy-affaere-michael-hartmanns-schwache-verteidigung-13331304-p2.html
Hier ein Beispiel, das für viele stehen kann, auch wenn es nicht konkret zum Blogthema passt - aber die Anfänge von vielen heutigen Erscheinungen passt.
Geopolitik gleicht einem Spielfilm.
Wenn die Massen ins Kino strömen, ist der Streifen längst im Kasten.
Damit überhaupt die letzte Klappe fallen kann, muss ein gigantisches Team über Jahre koordiniert werden.
Das Endprodukt, der Blockbuster, kennt dann keine Zufälle. Alles basiert auf einem Drehbuch, und dieses Drehbuch verkauft dem Zuschauer eine Story samt Showdown - in diesem gewinnt das Gute und das Böse wird vernichtet.
Filme sind identitätsstiftend, wenn man sich im Kino mit den Guten identifizieren kann.
https://www.youtube.com/watch?v=p3vz_yheDvA#t=129
Festhalten kann man vielleicht, das sich in der spd nicht viel geändert hat. Für einen Posten ermorde ich jeden, der mir zu nahe kommt.
Eine Schmierenkomödie bedarf keiner Glaubwürdigkeit. Hauptsache, sie hauen, stechen, meucheln sich.
Die Drehbücher werden von Steuergeldern bezahlt, über die wir vorher "demokratisch" abgestimmt haben.^^
Es erinnert etwas an den Clinton/Monica Levinski-Prozess:
Jemand, der nichts strafbares begangen hat, wird einem Prozess unterzogen, vor dem er sich gerechterweise schützen möchte, und plötzlich hat man was strafbares gegen ihn: Falschaussagen, Indiskretionenen un so'n Scheiß.
Am Ende wird jemand eben doch wegen etwas bestraft, was niemals strafbar gewesen ist. Und der Pöbel und seine publizistischen Protagonisten haben ihre Genugtuung.
Dass ein Abgeordneter in einer Partei einem anderen vertrauliche Informationen unter dem Siegel der Verschwiegenheit weitergibt, halte ich eigentlich für das selbverständlichste überhaupt. Meiner festen Überzeugung hätten das 90% der Bundestagler so gemacht, wenn es um das Image ihrer Partei ging. Die wollen uns wohl verarschen?
Edathy scheint so ein Bipolarer zu sein .. ein Seiltänzer ..
...wie - gefühlt - die allermeisten Politiker. Nur mit dem Unterschied, dass die anderen keine Kinderpornobildchen beziehen oder (noch) nicht dabei erwischt wurden. Hätte Edathy keine solchen Bildchen bestellt, wäre er heute mindestens stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD. Merke daher: Mit den Fähigkeiten eines Edathy ist man für höchste politische Ämter qualifiziert - so lange man keine Kinderpornobildchen bestellt.
"Oder ist es anerzogen, wenn die Qualitätsmedien ein Wort wie "Putinversteher" zum Schimpfwort gemacht haben? Finden wir dann politische Korrektheit (im jeweils aktuell angesagten Sinne) wichtiger als Verständnis für einen Menschen und Toleranz gegenüber abweichenden Meinungen? Theoretisch ist "Toleranz" ja immer ganz groß angesagt, aber praktisch? Da vermisse ich sie oft."
Ja, Toleranz und Respekt sind derzeit wirklich Mangelware, dabei sind bei kostenlos zu haben....., wahrscheinlich deswegen!
Mir hat dieser Text von D. Dehm zugesagt:
Vorsicht, Faschist!
Die parteipolitischen Verwicklungen haben das Zeug zur Groteske; um die Sache geht es eigentlich von Anfang an nicht. Die Sache: Enthalten die Filme und Bilder strafbares Material, ja|nein? Alles andere ist Polittheater. Die Moral mag noch das ein oder andere dazu zu sagen haben, aber zumindest solange noch formal der Anspruch von Rechtstaatlichkeit besteht, gewinnt die Moral nicht gegen die Gesetzeslage. Simpel.
Trotzdem irrt sich Edathy, wenn er sagt, dass die Frage, ob er pädophil sei, niemanden etwas anginge. Als Pädophiler gibt es zwei Möglichkeiten. Wenn er die falsche wählte oder wählt, geht das sehr wohl einige Menschen etwas an.
Es zeigt sich, wie " Politik" funktioniert! Die SPD ändert sich nie. Übrigens gilt das auch für die CDU, die " Neuen Grünen" und wer sonst in Berlin regiert und im BT sitzen darf. Zweierlei Wahrheit ist letztlich " Eine Wahrheit hoch 2!
Das was Herr Edathy gemacht hat ( Kinderporno ) gekauft - ist für mich nicht nachvollziehbar, nachvollziehbar ist aber für mich – und da bin zu 100 % überzeugt – er hat bei der NSU Sache zu genau nachgefragt und das hat man Ihm nicht vergessen und zwar sehr mächtige Leute!
lieber herr heissler , ich lese ihren text nicht , ich bin empört über die 12-stündige-arbeitszeitvergeudung per untersuchungsausschuss für
edaty und : ihre berichterstattung und die ihrer kollegen befeuern den mob , edaty gehört vor ein gericht , s.a. gewaltenteilung