Was machen die Kids da bloß?

Online-Studie Die Landesmedienanstalt von Nordrhein-Westfalen erklärt, was Jugendliche so im Internet treiben. Viel Neues weiß sie allerdings nicht zu berichten

Eltern haben es nicht leicht heutzutage. Dass der Nachwuchs einen großen Teil seiner Lebenszeit vor einer Flimmerkiste verbringen würde, damit hatte man sich spätestens seit den achtziger Jahren und dem Erfolg von Alf ja abgefunden. Doch dass der Fernseher schon wieder vor der Ablösung steht, war im Lebensentwurf vieler Erziehungsberechtigter wohl nicht vorgesehen. Jetzt haben wir den Salat: Die Jugend lässt sich seit einiger Zeit nicht mehr nur von Waschmittelspots und Horrorfilmen berieseln, sie sendet mittlerweile gnadenlos im Netz zurück!

Das Internet hat die Art verändert, wie wir Musik hören, Bücher kaufen oder unsere alten Sachen weiterverticken - und natürlich hat es verändert, wie Jugendliche miteinander kommunizieren. Keine ganz neue Erkenntnis mehr, aber auch Landesmedienanstalten wollen mit der Entwicklung Schritt halten. Und wie vergewissert man sich dort am besten, auf der Höhe der Zeit zu sein? Man gibt eine neue Studie in Auftrag. Die Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen beauftragte deshalb zwei renommierte kommunikationswissenschaftliche Institute – das Hans-Bredow-Institut der Uni Hamburg und die Uni Salzburg – der mysteriösen Sache mal auf den Grund zu gehen. „Heranwachsen mit dem Social Web“ heißt die jetzt vorliegende Studie, deren Kurzfassung gerade im Netz veröffentlicht wurde. Die Ergebnisse sind allerdings wenig überraschend.

Die Autoren stellen fest, was ein einfacher Blick ins Kinderzimmer auch gezeigt hätte: Die Jugend lebt Online! Neun von zehn Heranwachenden bewegen sich demnach in sozialen Netzwerken. Sie pflegen hier ihren Freundeskreis, tauschen Fotos aus und schicken sich Nachrichten – mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringen kann.

Gerade die Nachteile sollten jedoch langsam als bekannt vorausgesetzt werden: Sich im Vollrausch mit den Freunden gegenseitig abzulichten, mag im ersten Moment Spaß machen, im Internet können solche Bilder jedoch eine unangenehme Eigendynamik entwickeln. Spätere Karriereknicks nicht ausgeschlossen. Und auch dass der süße Typ, der immer so nette Nachrichten schreibt, womöglich ein dicker, nackter Mann mit Bart in einem fensterlosen Raum ist, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Die Studie weist trotzdem sicherheitshalber noch mal darauf hin – es könnte ja jemand verpasst haben.

So liefern die Autoren, zumindest in der Kurzzusammenfassung, einen sehr allgemeinen Überblick über das, was sich in deutschen Kinderzimmern zum Internetanschluss so abspielt. Allerdings: Zwischen den Zeilen findet man das ein oder andere Ergebnis, das einen doch zum Grübeln bringen kann.

Die Verfasser schreiben unter dem Punkt „Negative Erfahrungen mit dem Social Web“, dass gerade „deutlich mehr niedriger gebildete Mädchen davon erzählen, schon des öfteren 'angemacht' worden zu sein“. Was diese sehr neutral formulierte Information über die im Web 2.0 aktiven Jungs aussagt, darüber schweigt die Studie leider.

So bleibt es bei einem Überblick über jugendliches Medienverhalten, nach dessen Lektüre sich einige Eltern wenigstens ein bisschen schämen dürfen. Denn, auch das stellt die Studie fest, wenn der Nachwuchs im Internet medial durchdreht, dann sind oft die Erzeuger schuld. „In einigen Fällen berichten jüngere Befragte auch davon, dass sie risikoreiche bzw. illegale Verhaltensweisen bei ihren Vätern abgeschaut haben“, schreiben die Autoren. Am Ende hängt also doch viel davon ab, wie sich die Eltern als Vorbilder ihren Kindern gegenüber verhalten.

Das ist online halt auch nicht anders als offline.

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Geschrieben von

Julian Heißler

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