Werbekritik: Hitler-Sperma

Werbekritik Spermien mit Hitlerbärtchen: Ein Ideenwettbewerb für eine Kondom-Kampagne führte zu diplomatischen Verstimmungen, weil auch Mao Zedong unter den Bösewicht-Motiven war

Stolze 120 Jahre nach Führers Geburt scheint die Werbeagentur Grey einen Weg gefunden zu haben, der Welt künftig Leid und Massenmord zu ersparen. Ein antifaschistischer Schutzwall aus Latex soll demnach die Saat des Bösen einschließen, bevor sie auf fruchtbaren Boden fällt und ihr mörderisches Potenzial entfalten kann. Kurz: Kondome schützen vor Genozid.

Um diese steile These zu kommunizieren, gestaltete die Agentur für den internen Gebrauch drei Motive. Die Werber verpassten Spermien die markanten Frisuren bekannter Bösewichter: Adolf Hitler, Osama bin Laden und Mao Zedong. Die Botschaft: Die Lümmeltüte zur rechten Zeit hätte der Menschheit einiges ersparen können.

Nun lassen sich Diktatoren und Massenmörder womöglich besser verhindern, indem man für verlässliche soziale Strukturen in der Gesellschaft sorgt. Doch damit kann man schlecht Kondome verkaufen. Da ergibt es marketingtechnisch mehr Sinn, Latex für eine friedlichere Welt zu propagieren.

Das ist Grey allerdings nicht gelungen. Die Entwürfe landeten im Internet – und sorgten für diplomatische Verstimmungen. Die chinesische Botschaft fand die Darstellung des Großen Vorsitzenden Mao gar nicht lustig. Die Agentur musste sich entschuldigen und versprach, das Motiv nie zu veröffentlichen. So bleibt der Welt eine unterhaltsame Kampagne vorenthalten. Eigentlich schade – denn gerade 70 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs sollte der Grundsatz „Wehret den Anfängen“ nicht so leichtfertig aufgegeben werden.

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Geschrieben von

Julian Heißler

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