Halb hier, halb da

Nachwendekind Unsere Autorin ist 1990 geboren und fühlt sich ostdeutsch. Dabei kennt sie die DDR nur aus Erzählungen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 46/2019
Halb hier, halb da

Illustration: Gabor Farkasch für der Freitag

Meine Mutter war mit mir schwanger, als die Mauer fiel. Hätte sie gewusst, dass die Wende kommt, hätte sie mich nicht bekommen, hat sie mir einmal erzählt.

Nicht, weil sie sich kein weiteres Kind gewünscht hätte, sondern weil sie damals –wie so viele – in einer Art Schockstarre war. Über Nacht verloren Hunderttausende Menschen ihre Arbeit und ein Stück ihrer Identität; manche ein kleineres, manche ein großes. Es war ein Schnitt, der auch meine Eltern traf, als sie mit Mitte 30 auf dem Höhepunkt ihrer Karriere waren.

Wie sie um Himmels willen arbeiten wolle, mit einem Kleinkind zu Hause, wurde meine Mutter kurz nach der Wiedervereinigung gefragt. Die Firma wurde abgewickelt, sie musste sich neu bewerben. Als „Formgestalterin&