Japanische Betriebe dürfen wieder Wale fangen

Tierschutz Kommerziell dürfen japanische Betriebe wieder Wale fangen. Wozu? Die wenigsten Menschen wollen das Walfleisch noch verspeisen.

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Dennoch träumt die Walfang-Branche von großen Geschäften. Die Erinnerungen von Konumo Kubos an seine Kindheit haben sich in den letzten Monaten stark verändert. In der Schule gab es früher jeden Tag Walfleisch zu Mittag. Was er vor kurzem noch bedauerte, kann er jetzt lächeln erzählen, da seine Kindheit im Bereich Walfang nun wieder Wirklichkeit geworden ist. Als Sekretär des dortigen Branchenverbandes und Mitarbeiter bei Kydo Senpaku einem der wenigen japanischen Walfang Unternehmen gehört Kubo immerhin zur führenden Gilde dort. Zuversichtlich sagte Kubo in seinem Betrieb in Tokios Hafenviertel: „Am Monatsende erwarten wir die ersten Fänge“. Dann fangen wir an, wieder den ganzen Markt zu beliefern. Dazu gehören Restaurants, Lebensmittelproduzenten und der Einzelhandel.

Seit Juli dürfen Betriebe in Japan nach über drei 30 Jahren Verbots wieder kommerziell auf Walfang gehen. Ende des letzten Jahres verabschiedete sich Japan von der internationalen Walfangkommission (IWC), nachdem die Mitgliedsstaaten in der Mehrheit gegen Japans Antrag auf Aufhebung gestimmt haben. Das Fangverbot der Wale bestand in einem Moratorium seit 1986. Die internationalen Bemühungen hätten jetzt ihren Auftrag erfüllt, so Japan, da die Zwergwale und Brydewale in jetziger Zeit vom Aussterben nicht mehr bedroht seien.

Aus diesem Grunde forderte Japan, sollte eine nachhaltige Fangquote wieder erlaubt sein. Leider überzeugte es viele Länder nicht und so handelte Japan auf eigene Faust. Die Kritik ist nicht zu überhören, seit Japan diesen Schritt 2018 in Tokio verkündete. Hauptsächlich geht es dabei um die Geste: Ansonsten ein Garant für Multilateralismus geht Japan nun seinen eigenen Weg. So werden einmal mehr die Ideen der weltweit gültigen Verträge, die den sparsamen Umgang von Ressourcen und dem Schutz vor Lebewesen sicherstellen sollen zunichtegemacht. Japan war allerdings während der letzten drei Jahrzehnte mit dem Umgang und den IWC Vorgaben nicht so zimperlich. Nun läuft alles unter dem Deckmantel: „Forschungsexpeditionen“.

Es wird wohl ein Generationsproblem folgen?

Gesagt getan, stehen die Japaner nun vor einer neuen Herausforderung. Es ist nämlich noch lange nicht klar, ob Japan mit dem Walfang überleben kann? Verbreitet wurde Walfleisch nach dem Krieg den Leuten vorgesetzt, als die Menschen dort noch arm waren und die Meerestiere noch günstige Proteine lieferten. Die jetzige Generation zeigte bis jetzt nur wenig Interesse an dem sehr fettreichen Walfleisch. Von einstmals 200.000 Tonnen betrug der Konsum zuletzt nur noch 5000 Tonnen pro Jahr. Die meisten jungen Leute in Japan wissen nicht einmal wie Walfleisch schmeckt. Mit Wal verbindet man die Jahre nach dem Krieg, die die alte Generation in Japan noch erlebte.

Kann ein solches Produkt in dieser Zeit überhaupt noch bestehen?

Um das Ziel zu erreichen hat Kubo sein Branchenverband Gratisproben auf der Straße angeboten und Flugblätter verteilt. Stellt sich die Wirtschaftsbranche den wissenschaftlichen Walfang so vor, lag alleine im letzten Jahr der Verlust bei über 10 Millionen Euro. Von Juli bis Dezember will Japan 52 Zwergwale und 150 Brydewale fangen. Weiterhin wirft sich die Frage auf, ob die rechtliche Grundlage des UN-Seerechtsübereinkommen von 1982 gilt. Experten haben daher Zweifel geäußert, dass die japanische Argumentation vor Gericht Bestand hätte.

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Geschrieben von

Juliane von Hopfgarten

Meine Themenbereiche umfassen internationale Politik, Wirtschaft sowie Frauenrechte. Unten ein Link zu meinen Beiträgen auf EditionF.

Juliane von Hopfgarten

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