KIndererziehung früher & heute

Gesellschaft Wie man's macht, macht man's falsch! Diese Erkenntnis treibt wohl jeden in den Wahnsinn.

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Besonders wenn es sich dabei um bedeutende Themen, wie die Erziehung der eigenen Kinder handelt. Die Forschung ist im Bezug auf die Kindererziehung förmlich explodiert - daraus resultiert vor allem Unsicherheit. Und wer ganz ausgeschlafen ist, vertraut auf seine natürlichen Instinkte, stellt die "Erziehung" nicht als "Leistungssport" dar, lernt seine Kinder erst einmal selber kennen und vertraut nicht blind Erziehungsexperten, die es in Wahrheit gar nicht gibt.

"Früher war alles besser!" Wirklich?

Man spürt es in der Öffentlichkeit oder auch in den eigenen vier Wänden: Das Zweifeln und Unverständnis, zumeist von der älteren Generation, am Erziehungsstil mancher Eltern. Kopfschüttelnd geben die Besserwisser gerne Aussagen wie "das hätte es zu meiner Zeit nicht gegeben!" von sich. Die mittlerweile psychologisch erforschten Erkenntnisse sind schlicht und ergreifend nicht mit dem klassischen Rollenspiel von Vater, Mutter, Kind von einst in Verbindung zu setzen. In den letzten Jahrzehnten sind Kinder im Umgang schwieriger geworden. Sie sagen heute was sie wollen, machen, wonach ihnen der Sinn steht, fordern ihre Rechte (auf ihre eigene Art und Weise), sind im Großen und Ganzen einfach auffälliger. Diese Entwicklung ging verhältnismäßig schnell von statten, so dass viele betagte Personen Probleme haben, sich darauf einzustellen. Die Jahrzehnte alten Schubladen voller Eindrücke und Überzeugungen lassen sich halt nicht so leicht zum Aussortieren öffnen; erst recht nicht, wenn irgend so ein junger Schnösel daherkommt, grinsend in die Hände klatscht und singt: "Zeit zum Aufräumen". Früher war das klassische Familienbild vorherrschend und auch das direkte Umfeld war dementsprechend geprägt.

Denn im Vergleich zu vielen damaligen Familien stehen heute immer mehr Alleinerziehende in einer Doppelrolle, und versuchen neben dem Part der Mutter-Vater-Kombination auch zusätzlich noch die Rolle als Versorger der Familie zu übernehmen. Zudem ist das junge Leben heutzutage mehr oder minder von Drogen, Gewalt, Pornos (auch auf Handys) und falschen Idealen der Medien geprägt. Zweifellos wurde man früher auch ausgestoßen, wenn man nicht mithalten konnte, anders lebte, liebte und dachte oder auf andere Weise aus dem Rahmen fiel. Toleranz war vor allem in Dörfern ein Fremdwort. Hätte man damals über die medialen Möglichkeiten von heute verfügt, würde kaum noch jemand von der "guten alten Zeit" schwärmen.

Die Erwachsenen und ihre Vorbildfunktion

Dass die menschliche Entwicklung heute immer noch in den Kinderschuhen steckt, steht außer Frage. Es wird wohl noch lange dauern bis die Tage der Rasen-betreten-Verbotenschilder, zwischen-12-und-14-Uhr-kein-Kindergeschrei-Rufer, in-der-Abstellkammer-verhungerten-Kinder, mein-Kind-ist-doch-nur-die-Treppe-runter-gefallen-Eltern und der 16-jährig-mit-40-Kilo-noch-viel-zu-fett-Models endgültig gezählt sind. Bis dahin können sich die Erwachsenen ja mal selber an die eigene Nase fassen und überlegen, was sie so alles von sich geben. Wenn beispielsweise eine Gruppe Mütter oder Großmütter beim Kaffeekränzchen angeregte Gespräche über überflüssige Kilos führen, sollten sie sich nicht wundern, wenn die Kinder glauben, das sich das Leben nur ums Aussehen dreht. Kinder blicken mit offenen Augen in die Welt, wollen sie kennen lernen, deuten die Körpersprache besser, machen vieles von den coolen Großen nach und wollen beschützt werden.

Während früher die Erziehung von oben herab erfolgte, begegnet man sich heute von Auge zu Auge. Nun stellt sich die Frage welche Erziehungsart schützend und fördernd ist. Einen Mittelweg findet sich bestimmt. Doch das ist nicht der einzige Grund für schlaflose Nächte bei den gestressten Eltern: Wieviel Autorität ist erlaubt? Ich muss alles tun, damit mein Kind glücklich ist! Ich muss alles tun, damit mein Kind stolz auf mich ist! Ich muss alles tun, damit mein Kind nichts Negatives widerfährt! Soll ich mein Kind nicht auf Erfolg trimmen, schließlich herrscht doch Konkurrenzkampf? Helfe ich meinem Kind damit oder soll es das selber ausprobieren? Überfordere ich mein Kind? Darf ich mein Kind ohne Aufsicht raus lassen? Ist es gerecht, wenn ich ihm/ihr das verbiete? Bin ich zu nachlässig? Sollte ich mir mehr Zeit für mein Kind nehmen? Meinst du, es ist richtig, ihm/ihr jetzt schon einen iPod zu schenken? Verwöhne ich mein Kind? Bin ich ein/e schlechte/r Mutter/Vater? Wie viele Süßigkeiten dürfen's sein?

Wie viel fernsehen darf's sein? Wo ist die Grenze zwischen Kinder- und Erwachsenenprogramm? Schade ich meinem Kind damit? Soll sich mein Kind einer Therapie unterziehen? Machen das die anderen auch? Trägt man das heute? Ist das die richtige Schule für mein Kind? Ist das das richtige Umfeld für mein Kind? Was tun bei Langeweile bei meinem Kind? Dabei soll ja laut Studien Langeweile auch förderlich sein. Vielleicht schaue ich lieber nochmal im neuesten Erziehungsratgeber nach...All diese Unsicherheiten übertragen sich auf die Kleinen, die es schneller bemerken als so manch ein Erwachsener es vermuten würde. Folglich tanzen sie einem gerne auf der Nase herum, sofern sie diese nicht schon zertrümmert haben - aus purer Verzweiflung.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Juliane von Hopfgarten

Meine Themenbereiche umfassen internationale Politik, Wirtschaft sowie Frauenrechte. Unten ein Link zu meinen Beiträgen auf EditionF.

Juliane von Hopfgarten

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