Brexit Chaos belastet die deutsche Wirtschaft

Europa Die deutsche Wirtschaft leidet finanziell inzwischen sehr unter der Brexit-Hängepartie.

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Alleine in diesem Jahr rechnet der BDI mit Einbußen bis zu 17 Milliarden Euro. Zusätzlich gerät durch das Chaos auch die Zeitplanung einiger Unternehmen durcheinander.

Im März ist zwar der EU-Austritt ausgefallen, aber er ist nicht aufgehoben. Die Wirtschaft muss für diese Hänge-Partie die Zeche zahlen. Für dieses Jahr rechnet der BDI bei der deutschen Wirtschaftleistung sogar mit einem Rückschlag von circa einem halben Prozent der Wirtschaftsleistung. Das gab der Verbandspräsident Dieter Kempf aktuell der Funke Mediengruppe zu bedenken.

Arbeitsplätze kommen durch das Brexit

Er gibt weiterhin bekannt, dass wahrscheinlich jedes vierte Unternehmen Stellen streichen muss, wenn es über Geschäftsverbindungen in das Vereinigte Königreich verfügt. Die Stimmung wird in der Wirtschaft durch eine quälende Unsicherheit belastet. Zusätzlich werden Investoren vergrault und es belastet den Wachstum und die Arbeitsplätze.

Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages Eric Schweitzer äußerte sich ebenfalls besorgt. Nach dem Brexis planen rund 12% der deutschen Unternehmen, die eine Geschäftsbeziehung nach Großbritannien pflegen, in der Zukunft weniger zu investieren. Sie verlagern ihre Investitionen eher nach Deutschland oder andere EU-Länder.

Verschlechterung der Geschäftsbeziehungn nach Großbritannien

Deutsche Exporte sind seit dem Brexit-Referendum 2016 laut DIHK nach Großbritannien bis zu 5% zurückgegangen. In andere EU-Länder beläuft sich der Rückgang um mehr als 11%. Eine Umfrage hat bestätigt, dass nur noch 5% der deutschen Unternehmen mit ihrer Beziehung nach Großbritannien zufrieden ist. Für 2019 gehen circa 70% der Betriebe von einer Verschlechterung der Lage aus.

Zu frühe Zündung der Notfallpläne

Das politische Chaos in Großbritannien bringt die Zeitpläne der Unternehmen in Deutschland durcheinander, die eigentlich rechtzeitig eine Vorsorge treffen wollten. Sie wollten von ihrem Unternehmen einen wirtschaftlichen Schaden abwenden. Wegen der Hängepartie wurden viele Notfallpläne bereits viel zu früh gestartet, um sich auf das EU-Austrittsdatum 29.03. vorzubereiten.

Ab Montag wird BMW in den vier britischen Werken ihre vierwöchigen, vorgezogenen Werksferien beginnen. Das Unternehmen hat die Ferien vom Sommer auf den April verlagert. Dadurch ist es trotz Brexit-Chaos möglich, Lieferengpässe bei der Produktion zu verhindern. Aus diesem Grund hat sich das Unternehmen dazu entschieden, die Belegschaft bereits im April in den Urlaub zu schicken. Inzwischen wächst das Risiko, dass es Mitte April zu einem verspäteten No-Deal-Brexit kommen wird. In dieser Zeit rollen bereits keine Autos in den britischen Werken mehr vom Band. Probleme dieser Art, Konzernteile innerhalb kürzester Zeit umzustrukturieren, ist BMW zur Genüge gewohnt. Beispielsweise Ölkrise in den 70ern oder auch das Google Delisting (Rauswurf aus dem Suchmaschinenindex) 2006 mittels eines "Penalty" hatte den Konzern intern vor Herausforderungen gestellt.

Diese Vorsichtsmaßnahme lässt sich nicht mehr verschieben. Dadurch kommen auf BMW einige Kosten zu. Bisher hat das Unternehmen einen dreitstelligen Millionenbetrag für die Folgen des Brexit-Chaos eingeplant. Diese Zahl könnte laut BMW-Chef Krüger noch weiter steigen. Gleichzeitig gibt er zu bedenken, dass die anhaltende Unsicherheit für ein Unternehmen das Schlimmste ist. Für viele Unternehmen der Autobranche geht es nicht nur um die kurzfristigen Folgen, sondern auch um die langfristige Produktionsplanung.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Juliane von Hopfgarten

Meine Themenbereiche umfassen internationale Politik, Wirtschaft sowie Frauenrechte. Unten ein Link zu meinen Beiträgen auf EditionF.

Juliane von Hopfgarten

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