Anleger schauen täglich auf die Kurse ihrer Aktien, Anleihen oder ETFs. Und hoffen darauf, dass Kursverluste klein bleiben, sich Aufwärtsbewegungen aber möglichst lange fortsetzen. Wer Wertpapiere im Portfolio hat, kennt die Spielregeln des Markts. Es kann nach oben, aber auch schnell mal abwärts gehen. Politische Entscheidungen sind ein wichtiger Punkt, um Prognosen zu wagen. Aber auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingen sind von Bedeutung. Was beeinflusst aber die Wirtschaft?
Klar – es geht hier um die Preise für Rohstoffe und wie teuer Arbeitsleistungen am Ende sind. Auswirkung haben aber noch ganz andere Aspekte. Hierzu gehört zum Beispiel die Nachfrage im In- und Ausland. Oder wie stark sich Unternehmen und Branchen von wirtschaftspolitischen Entwicklungen beeinflussen lassen. Emotionen sollten zwar nur geringen Einfluss haben, lassen sich aber auch aus Wirtschaftsentscheidungen nicht immer herausdividieren.
Harte Fakten
Aktien- und Anleihen Kurse werden oft von psychologischen Faktoren beeinflusst. Vermuten einige Anleger starke Abwärtstrends, kommt es immer wieder zu „Herdenbewegungen“. Andere Investoren folgen diesem vermuteten Trend. Ob die Entwicklung am Ende tatsächlich dramatisch wird, steht häufig auf einem anderen Blatt.
Wirtschaftliche Entwicklungen werden von Faktoren beeinflusst, die auch als „harte Fakten“ umschrieben werden können – und qualitativ wie quantitativ fassbar sind. Um was geht es hier genau? Es sind vor allem Rahmenbedingungen, welche Produktionskosten und den Absatz (also den Gewinn) beeinflussen.
- Preise wichtiger Rohstoffe
Grundsätzlich basiert die moderne wirtschaftliche Wertschöpfung auf zwei Pfeilern:
- Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen
- Arbeitskraft.
Letztere wird gern als Manpower oder Human Ressource bezeichnet – und ist ein wichtiger Standortfaktor. Sind die Lohnkosten niedrig, kann ein Unternehmen bzw. eine Branche oder Industrie günstig produzieren.
Bei den Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen geht es kurz zusammengefasst um den Materialeinsatz. Hier tauchen unter anderem die direkt im Produktionsprozess eingesetzten Rohstoffe auf, zu denen:
- Erdöl
- Eisenmetalle
- Seltene Erden
- Edelmetalle
- Steine & Erden
gehören können. Aber auch das Thema Benzin/Treibstoff spielt hier eine Rolle. Verändern sich die Preise auf dieser Seite, wird die Produktion teurer – und Unternehmen müssen die Preise fertiger Produkte anpassen. Die Einflüsse auf die Preise im Bereich Treibstoff können dabei vielfältig sein: Entscheidungen von Preiskartellen und großen Ölfirmen, die Entwicklung der Nachfrage aber auch politische Rahmenbedingungen.
Für Anleger ist dieser Faktor aus zwei Gründen interessant. Auf der einen Seite bietet sich im Zusammenhang mit steigenden Preisen bei Rohstoffen die Gelegenheit Gewinne einzufahren. Rohstoffe können direkt oder indirekt über Aktien (etwa von Minengesellschaften) gehandelt werden. Auf der anderen Seite führen die steigenden Kosten in der Produktion aber auch zu Gewinnrückgängen – was Kursverlauf und Dividende beeinflusst.
Und diese Mechanismen gelten nicht nur für Produktionsrohstoffe, sondern auch Nahrungsmittel – Stichwort Lebensmittelkonzerne als Aktiengesellschaft.
2. Investitionen: Wenn Unternehmen bremsen
Das allgemeine Wirtschaftsklima wird durch Angebot und Nachfrage beeinflusst. Letztere treibt nicht nur den Absatz der Unternehmen nach oben. Firmen schaffen – wenn deren Produkte stark gefragt sind – höhere Produktionskapazitäten. Investitionen sind ein Zeichen, dass Unternehmen an den Aufschwung und wirtschaftliches Wachstum glauben.
Ein positives Investitionsklima ist folgerichtig Indikator einer soliden wirtschaftlichen Entwicklung. Bedeutet für Anleger: Die Kurse an den Börsen bleiben stabil bzw. Wertpapiere streben im Kurs nach oben. Und auch im Hinblick auf die Dividende kann sich eine solche Entwicklung lohnen. Allerdings kann auch das Gegenteil der Fall sein. Die Aussichten trüben sich ein, Unternehmen stellen Investitionen zurück. In diesem Marktumfeld sind Vorbereitungen auf eine Umschichtung im Portfolio sicher keine verkehrte Maßnahme.
3. Konsum
Konsum – sprich Nachfrage – ist ein treibender Wirtschaftsmotor. Je mehr Verbraucher Produkte und Dienstleistungen nachfragen, umso größer die im Umlauf befindliche Geldmenge. Damit einher gehen am Ende höhere Erträge für Unternehmen. Letztere nutzen die Mehreinnahmen auf unterschiedliche Weise, wie zum:
- Ausbau von Produktionskapazitäten
- Einstellungen
- Forschung und Entwicklung.
Verbunden sind damit die bereits unter Punkt vier angesprochenen Investitionen.
Das Konsumklima steht letztlich aber nicht isoliert da. Es besteht ein Zusammenhang zwischen Konsum – Investitionen – Nachfrage. Beispiel: Unternehmen, die Gewinne einfahren, schaffen Arbeitsplätze. Mehr Arbeitnehmer bedeutet am Ende – sofern das Lohnniveau stimmt – eine wachsende Zahl an Konsumenten.
Sinkt auf der anderen Seite der Konsum ab – etwa aufgrund größerer politischer Unsicherheit – geraten Unternehmen unter Druck. Was passieren kann, sind Entlassungen. Diese unterstützen wiederum den Abwärtstrend, da Erwerbslose in ihren wirtschaftlichen Möglichkeiten deutlich eingeschränkt sind.
4. Geringere Auslandsnachfrage
Konsum wird oft auf die Binnennachfrage im Inland reduziert. In den letzten Jahrzehnten haben aber internationale Wirtschaftsbeziehungen stark an Bedeutung gewonnen. Gerade Deutschland gilt – gemeinsam mit China – als sehr exportstarke Nation.
Und als solche sind beide Länder sehr stark von der Aushandelsentwicklung abhängig. Brechen Märkte in Übersee oder in direkter Nachbarschaft ein, hat dies erhebliche Konsequenzen. Davon sind – am Beispiel Deutschland – Autohersteller betroffen. Ende 2018 musste laut Automobilwoche etwa der Hersteller VW einen Rückgang auf dem europäischen Markt hinnehmen.
Solche Nachrichten belasten letztlich nicht nur die Unternehmensbilanz. Auch aus Anlegersicht können solche Entwicklungen problematisch sein. Gerät ein Unternehmen, das mit vom Export lebt, unter Druck verlieren Aktien an Wert und es drohen Abstriche bei den Dividenden. Exportunternehmen und Logistiker können aber auch unter Druck geraten, wenn plötzlich Zölle zum Thema werden.
Wirtschaft ist Psychologie
Für die Finanzmärkte gilt, dass Entscheidungen oft auch von emotionalen Aspekten getrieben werden. Gier oder die Angst vor Verlusten sind zwei solche Beispiele. Letztlich spielt der „Kopf“ aber auch in Wirtschaftsfragen eine Rolle. Gerade in den letzten Jahren – seit der US-Präsidenten-Wahl – wird dieser Aspekt deutlich. Seit Donald Trump im Weißen Haus sitzt, reagieren viele Unternehmensbosse – gerade jene mit Verbindungen in die USA – verhalten.
Investitionen werden lieber auf Eis gelegt und die eine oder andere Exit-Strategie diskutiert. Und dies obwohl die eigene Branche bisher unbehelligt geblieben ist. Aber: Die US-Politik hat in den vergangenen Monaten gezeigt, dass Vieles möglich ist.
Isoliert betrachtet bremst ein solcher Schritt, hat für das einzelne Unternehmen aber vielleicht noch keine dramatische Auswirkung. Schwerwiegender kann das Ganze sein, wenn Konzerne „aus dem Bauch“ solche Entscheidungen treffen – und damit Zulieferer ernste Schwierigkeiten bekommen. Grundsätzlich versuchen Unternehmen, sich von Zahlen und Fakten leiten zu lassen. Gerade in einem eher unsicheren Umfeld passiert es immer wieder, dass Entscheidungen auf einer emotionalen Ebene getroffen werden.
Wie sind die Konjunkturaussichten in Deutschland aktuell?
Deutschland hat sich in den letzten Jahren nicht nur sehr robust entwickelt, was die Wirtschaft angeht. Eine hohe Nachfrage führte in den letzten Jahren zu Wachstum, sprudelnden Steuereinnahmen und dem Sinken der Arbeitslosenzahlen. Bleibt den Verbrauchern dieses Klima erhalten?
Generell sind Experten eher skeptisch. Deutlich wird dies unter anderem an den Konjunkturprognosen etwa des IW Köln. Sowohl bei:
- Arbeitslosenzahlen
- Konjunktur
sind die Ansichten der Experten eher verhalten. So wird für die Zukunft von einem eher schwachen Wachstum ausgegangen. Und auch die Zahl der Arbeitslosen soll sich – so die Einschätzung – nicht mehr so stark entwickeln wie beispielsweise 2018.
Verantwortlich sind verschiedene Faktoren. Auf der einen Seite geht es natürlich um die Frage, wie sich etwa die USA beim Thema Zölle verhalten. Aber auch arbeitsmarktpolitische Aspekte werden an dieser Stelle in den kommenden Monaten und Jahren eine Rolle spielen. Forderungen nach mehr Lohn und damit verbundene Streiks können sich genauso auswirken wie Anpassungen bei der Rente oder Veränderungen bei Hartz IV.
Fazit: Die Wirtschaft wird von vielen Faktoren beeinflusst
Trader suchen immer nach Möglichkeiten, um eine Rendite zu erwirtschaften. Ein Grundsatz, der für erfahrene Anleger und Einsteiger in gleicher Weise gilt. Wer den richtigen Riecher entwickeln will, sollte sich nicht allein auf die Chartanalyse verlassen. Vielmehr geht es hier auch darum, die Einflüsse auf wirtschaftliche Entwicklungen zu verstehen. Letztere führen dazu, dass sich der Kurs eines Wertpapiers verändert – positiv wie auch negativ. Und wo Trader Entwicklungen antizipieren, haben sie gegenüber anderen Anlegern oft einen Vorsprung.
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