Wahlkampfauftakt Rostock: "Wann kracht es?"

AfD und die Neue Rechte Zum Wahlkampfauftakt in Meck-Pomm dominieren die Hardliner der AfD. So lädt der Landtagskandidat Holger Arppe den neurechten Publizisten Felix Menzel zum Vortrag.

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Hass, Hass wir brauchen Hass: Partystimmung bei der AfD
Hass, Hass wir brauchen Hass: Partystimmung bei der AfD

Foto: Carsten Koall / Getty Images

Bei der AfD in Mecklenburg-Vorpommern läuft der Wahlkampf für die Landtagswahlen im September an und es wird sogleich kein Zweifel daran gelassen, in welche Richtung es gehen soll: Holger Arppe, Bürgerschaftsmitglied, Listenplatz 4 für die Landtagswahlen, Galerist aus Rostock, lädt am 31.März zum Vortrag, Thema: „Wann kracht es? Der gefährliche Weg in den Vielvölkerstaat“.

Dieser Titel lässt doch aufhorchen. Aber Arppe hat sich auch noch einen prominenten Gast eingeladen, der referieren darf: Felix Menzel. Blaue Narzisse-Herausgeber und Chefredakteur, Unterstützer von Pegida und der Identitären Bewegung, Autor beim neurechten Thinktank Sezession, der Felix Menzel, der schon vor Jahren gegen Ausländerkriminalität in Chemnitz an einer Bürgerstreife beteiligt war. Abgesehen vom üblichen neurechten Klientel war er in den letzten Jahren auch bei der Jungen Union Hamburg eingeladen sowie er auch Beiträge in Blättern evangelikaler Gruppierungen erbrachte. Dieser Mann, der wahrlich viel zu Ethnopluralismus zu sagen hat, darf im Rahmen einer AfD-Veranstaltung also vom Weg in den Vielvölkerstaat schwadronieren und dabei die Wirklichkeit maßlos entstellen.

Aktuelle Beiträge zeigen, wie sehr Menzel sich mit der AfD auseinandersetzt und über die nötige Ausrichtung einer patriotischen Opposition als einer „Alternative für das ganze Volk“ nachdenkt. Die AfD und eine APO, von der er spricht (das müsste dann auf das Spektrum von Pegidisten zu Brandsätze-in-Flüchtlingsunterkünfte-Werfern bezogen sein), betrachtet er als die Instanzen, die einen Vielvölkerstaat abwehren sollen. Diese sollen sich breiter aufstellen und sich bloß nicht selbst als rechts labeln, sondern eben als Alternative. So erweist er sich natürlich als guter Gesprächspartner für Arppe und die Rostocker AfD.

(Kurze Anmerkung: Ich möchte den angesprochen Artikel hier nicht verlinken, da mir nicht wohl dabei ist, auf derart fremdenfeindliche Seiten zu verlinken; wen es interessiert: Der Titel lautet „Alternative für das ganze Volk“.)

Arppe, der erstinstanzlich wegen Volksverhetzung verurteilt wurde, teilt auf Facebook neben seinem eigenen Blog gerne auch Beiträge der rechten Jungen Freiheit und der Sezession, wird womöglich in Bälde Synodaler im Kirchenkreis Mecklenburg, das nur am Rande.

Neben Arppe ist eine weitere Hardlinerin äußerst gut platziert auf der Landesliste: Petra Federau, Listenplatz 3. Die beiden können wohl mit einem Platz im Landtag rechnen, an die 20% heranzukommen ist realistisch, maximal die NPD könnte noch in die Quere kommen.

Das Auftreten dieser Personen grenzt sich aber nicht vom öffentlichen Auftreten der Partei in dem Bundesland ab. Die AfD in Mecklenburg-Vorpommern wird bei ihren Auftritten von Identitären unterstützt und tritt insgesamt der NPD zum Verwechseln ähnlich auf. Begriffe wie Umvolkung und Bevölkerungsaustausch waren schon von mehreren VertreterInnen zu hören.

Die nach den vergangenen drei Landtagswahlen, bei denen die AfD auftrumpfte, viel verlautbarten Warnungen, die AfD nicht in die rechtsradikale Ecke zu stellen, kann ich bei einem solchen Auftreten nicht ernstnehmen.

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Geschrieben von

Julius Wolf

Über Politik, Gesellschaft, Emanzipation und Antiemanzipatorisches.

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