Besser spät als nie

Bildungschancen Mit der Wahl der SPD in Niedersachsen dürften nun auch im vorletzten Bundesland die Studiengebühren wieder abgeschafft werden. Das ist gut so!

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Gestern Abend kam meine Schwester jubelnd in unsere Küche gestürmt. Nicht, weil sie ein ausgemachter SPD-Fan ist, sondern weil sie in Braunschweig studiert. Und damit zusammen mit Bayern in dem einzigen Bundesland, in welchem momentan noch zusätzlich zu den Semestergebühren 500 Euro Studiengebühren je Halbjahr entrichtet werden müssen.

SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil hatte im vergangenen Jahr angekündigt, im Falle eines Wahlsieges die Studiengebühren abschaffen zu wollen. "Frühstmöglich", hieß es von der Landtagsabgeordenten Gabriele Andretta, die für das Wissenschaftsressort vorgesehen ist. Auslegungssache, ob die Planung dessen im Wintersemester 2014/2015 wirklich als "früh" tituliert werden kann. In Hessen konnte die Regelung 2008 in etwa der Hälfte der Zeit abgeschafft werden. Besser spät als nie, kann man darauf mit Blick auf kommende Studierendengenerationen antworten.

Studiengebühren auf der Abschlussliste

Studiengebühren stehen damit bundesweit auf der Abschussliste, denn auch in Bayern zeichnet sich mit einem landesweiten Volksbegehren, das vor wenigen Tages startete, eine Wende ab. Das ist gut so. Denn spätestens seit der Bologna-Reform ist durch die massive Einschränkung der selbstständigen zeitlichen Gestatung des Studiums eine Selbstfinanzierung fast unmöglich geworden. Niemand hat mehr Zeit, sich durch mäßig bis schlecht bezahlte Nebenjobs sein Studium zu finanzieren. Alternative Modelle wie Studienkredite und Stipendien bergen Risiken (Verschuldung) und sind bislang nur für den allerkleinsten Teil der Studierenden eine annehmbare Lösung.

Das heißt im Klartext, Mama und Papa müssen zahlen. Die soziale Bildungsgerechtigkeit bleibt auf der Strecke. Wenn ein Bildungssystem wie Bologna jedoch auf europaweite Vernetzung setzt und mit vermeintlicher Chancengleichheit wirbt, ist die Abschaffung der Gebühren auch im internationalen Kontext nur konsequent. Gerade in der jetzigen Situation – mit einer vergleichsweise übermaßig prosperierenden Wirtschaft – sollten in Deutschland auch die (finanziellen) Türen für internationale Studierende geöffnet werden. Und nicht nur für meine Schwester.

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Geschrieben von

Juliane Löffler

Onlinerin beim Freitag. Quelle: Papier

Juliane Löffler

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