Liebe Coca-Cola,
ich gestehe: Ich bin ein Markenopfer. Ich trinke keine Pepsi. Ich sage im Sommer Sachen wie: „Eine kalte Coke mit Zitrone ist einfach erfrischend“. Und ich habe als Schirmständer eine überdimensionale Cola-Büchse im Wohnzimmer stehen. Ihr macht das gut mit der Markenbindung. Ihr habt mehr Facebook-Fans als jede andere Konsumgütermarke. Kluge Menschen haben Bücher über euch geschrieben. Ihr habt den Weihnachtsmann auf eurer Seite. Und man spricht von Coca-Colaisierung, wenn man die weltweite Ausbreitung westlicher Konsumgüter meint.
Aber braucht es das jetzt? Ihr habt ein Online-Magazin namens Journey gegründet und wollt nun auch im Journalismus Global Player sein. Mitten in der Medienkrise stellt ihr Redakteure ein. Ist das jetzt das Ende des Journalismus oder seine Zukunft? Wahrscheinlich habt ihr nur wieder mal die Zeichen der Zeit erkannt. Statt für Werbung zu bezahlen, versteckt ihr sie in eigens erstellten Online-Inhalten, damit eure Produkte Teil der Gespräche in den sozialen Medien werden. Die dürfen dann laut Digital-Chef Ashley Brown gern kritisch sein.
Da hätte ich Themenvorschläge. Wie wäre es mit einer Geschichte über die von euch verursachten Umweltschäden im indischen Kerala? Oder einem Beitrag darüber, wie euer Konzern von der Trinkwasserknappheit in Mexiko profitiert? Wenn ihr darüber schreibt, nehme ich euch in meinen RSS-Feed auf. Und dann fassen wir uns alle an den Händen und singen auf Youtube den Coca-Cola-Song.
Eure Juliane Löffler
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