41 Mio. Zeitungen hat die Bild laut Eigenaussage gestern quer durch die deutschen Haushalte verteilt. Nicht nur die Baumbestände mussten für dieses Denkmal, welches sich die Zeitung anlässlich ihres Jubiläums gesetzt hat, leiden. Auch die Müllabfuhr wird mehr zu tun haben: 100 Gramm wiegt eine der Sonderzeitungen. Das macht über 4.100 Tonnen Sonder-Altpapier.
Im Vorfeld hatte es vielfältige Reaktionen gegen die Massenverteilung der Bild gegeben, nachdem der Axel Springer Verlag angekündigt hatte, sich nicht von „Werbung nein danke“ Stickern beirren zu lassen. Tatsächlich kann man lediglich mit einem Schreiben an den Verlag einer Zustellung einer Gratiszeitung rechtswirksam widersprechen. Auf verschiedenen Blogs wie auf alle-gegen-bild.de wurden deshalb Musterschreiben bereitgestellt, genauso wie Anti-Bild Sticker für die Briefkästen. Immerhin knapp 250.000 Absagen sind so zusammengekommen.
Auch wenn das ein schönes Zeichen gegen Bild ist: Wirklich ärgern wird es den Konzern kaum. Anzeigenkunden war sicherheitshalber im Vorfeld angekündigt worden, dass die Verteilung auf die ca. 41 Mio. Haushalte sich „inkl. Werbeverweigerer“ verstehe. Eine ganzseitige Anzeige wurde für rund vier Millionen Euro verkauft (das schöne Geld!). Da die 22-seitige Jubiläumsausgabe zu geschätzt einem Drittel aus Werbung besteht, kann man sich an einer Hand abzählen, dass die Aktion Springer ordentlich Geld in die Kassen gespült haben dürfte.
Eigenlob stinkt
Inhaltlich ist die Sonderausgabe vor allem eine einsame Party des sich-selbst-feierns, eine absurde Wundertüte des Eigenlobs. Das Blatt präsentiert sich als: kinderlieb, mit Donald Duck als Zeitungsjunge, der die „Frei-Bild für alle“ verteilt. (Wie lange die Redaktion wohl über diesem Wortspiel brütete: „Das ist ja mal eine Zeitungs-Ente, die wirklich alle lieben“?). Machtvoll und regierungstauglich, mit einem Gerhard Schröder-Interview auf der ersten Doppelseite und einer Auflistung der "Kanzler bei Bild". Als Promiliebling, mit Statements unverzichtbarer Medienwunder, die man zur Not immer mal wieder im deutschen Privatfernsehen findet (Boris Becker, Sarah Connor, Thomas Gottschalk usw.). Investigativ. Seit der Auszeichnung mit dem Henri-Nannen-Preis für die Recherche der Kreditaffäre Wulffs geht es mit dem Investigativjournalimus bei Bild steil bergauf. Glauben die Redakteure. Jetzt haben sie eine „Olympia-Kette der Nazi-Spiele“ bei einem Andenken-Händler entdeckt (Seite 9). Really? Lebensretter. „Wir würden ohne die Bild-Leser nicht mehr leben“, wird anhand beispielhafter Schicksale kranker Kinder beschrieben (Seite 12). Künstlerisch begabt. „Diese Künstler schufen Werke für die Bild-Leser“ (Seite 14). So geht es in einem fort: Rekorde und Selbstdarstellung mit leicht schizophrenen Zügen. Es zeigt vor allem, dass die Bild ein Marketinginstrument kreiert hat, mit dem sie sich selbst bewirbt. Es wäre eine Frechheit gewesen, dafür auch noch Geld zu verlangen.
Zugegeben: mit der Macht und den Promis liegt die Zeitung nicht ganz daneben. Das weiß man spätestens seit der höchst erstaunlichen Bandbreite Prominenter von Sido bis Genscher, die als Werbeträger ihre „ehrlichen und unentgeltlichen“ Meinungen in der Kampagne „Ihre Meinung zu Bild...?“ hergeben. Auch in der Sonderausgabe haben sie wieder alle mitgemacht: Jürgen Klopp, Til Schweiger, Gerhard Schröder und viele andere. Das zeigt einmal mehr, dass die Zeitung als Massenmedium ernst genommen werden muss und ihr nicht einfach Größenwahn attestiert werden kann. Lesen lohnt sich trotzdem nicht. Meine Ausgabe ist jetzt wieder da, wo ich sie herhatte: in der Altpapiertonne.
Kommentare 28
Wenn man bedenkt, wie viele Menschen die Bild in den Tod getrieben hat, wie viele die Zeitung zu Unrecht verfolgt hat und teilweise deren Existenz vernichtet hat, wie viele gute Menschen verleumdet wurden gibt es überhaupt keinen Grund zum Feiern!
Die Bild sollte sich eher endlich bei den Menschen Entschuldigen, denen sie Schaden zugefügt hat.
Das die üblichen Verdächtigen Werbung für Bild machen ist ja wohl normal. Sie haben eben von Bild profitiert!
Und wer die BILD nicht wollte, hat einen knallroten Umschlag bekommen mit einem Schreiben, dass man die BILD nicht wollte...die rote Karte für Springer-Presse-Verweigerer! Ziemlich unverschämt.
Ich bin sehr froh über die Gratisausgabe. Endlich ein wirklich gutes Isolationsmaterial zwischen Fenster und Decke. Reicht für die gesamte Rückfront und auch der Gips zieht prima an! Also sowas bekommt man ja sonst gar nicht mehr, das wird doch überhaupt nicht mehr gebaut!
Als ich meine beiden Exemplare - beruflicher und privater Briefkasten - in die Altpapiertonne warf, sah ich, das offenbar sämtliche Mitmieter des Hauses schon schneller gewesen waren.
Diesen knallroten Umschlag erhielt ich gestern auch vom Axel Springer Vertriebsservice. Der allerletzte Bandwurmsatz dieses aufgedrängten Schriftstücks wirkt absolut ätzend schön:"Falls Sie zu den Betroffenen gehören sollten und nun keine Jubiläums-BILD erhalten haben, obwohl Sie sich darüber gefreut hätten, bitten wir um kurze Mitteilung - wir schicken Ihnen dann gerne Ihr persönliches Exemplar nachträglich zu."
Was hab' ich mich gestern aber auch gefreut....
Ich bin immer noch ganz gerührt, so ein schöner Brief. Ironie aus!
Unbesehen in die Tonne damit. Denen auch noch mitzuteilen und mich ihnen damit persönlich auszuliefern, um diese Machwerk des Bösen nicht zugestellt zu bekommen, kam mir gar nicht in den Sinn.
@Aqua-Jedi:
1. Wie oft haben Sie denn das "Machwerk des Bösen" gelesen, um sich ein solches Urteil leisten zu können?
2. Wieso diskutiert der Verleger des "Freitag" auf gleicher Augenhöhe dauernd mit einem der stellvertretenden Chefreakteure der "Bild"-Zeitung?
3. Ist der "Freitag" ein "Machwerk des Guten"?
4. Ist Ihr Kommentar ein "Machwerk des Blöden"?
aus meiner Sicht die sachlich angemessendste Lösung ist: Bild in 'nen A4-Umschlag, an Springer adressieren mit dem Hinweis: Gebühr zahlt Empfänger, und ohne Absenderangabe in den nächsten Briefkasten. Da wird die Freude groß im Hause Springer!
Als Zusteller der DPAG darf ich versichern, dass auch mir und meinen Kollegen diese Aktion fürchterlich auf die Nerven ging und massenhaft Überstunden, qualvolle Momente mit lapprigen Sinnlosigkeiten vor zu kleinen Briefkästen und tiefschwarze Finger produziert hat.
Danke Bild !
Schon mal über Frührente nachgedacht ?
Sehr gut. Alternativ macht sie sich sicher auch als Pappmaché prima
Bei mir hier, in einem Schöneberger Mietshaus, gab's keine.
Haben die sich nicht getraut oder war'n die alle...?
Bei mir im Hausflur liegt auch so ein chaotischer Haufen dieser Bild-Sonderausgaben. Zum Glück ist da noch niemand drauf ausgerutscht. Jetzt hat sich jemand erbarmt und den ganzen Mist zur Seite geschoben.
Der manchmal etwas cholerisch veranlagte Donald Duck auf dem Titelbild der Sonderausgabe dieser seltsam größenwahnsinnigen Bild-Ausgabe passt zu diesem Chaos ganz gut. Die Nachbarin hat ziemlich angewidert auf diesen Haufen geguckt.
Wenn das stimmt, dass wire Deutsche alle angeblich so ordnungsliebend sind, könte dieses Chaos von einem endlosem Blättersalat in einigen hunderttausend Hausfluren den Werbeeffekt dieser Sonderausgabe von Bild wieder kompensieren, was ich dann vielleicht doch mit einer gewissen Schadenfreude sehen würde, auch wenn ich hoffe, dass sich niemand auf diesem Bild-Blätter-Müll die Beine brechen wird.
Das ist dieser Mist wirklich nicht wert.
Meinen roten Umschlag und das Schreiben hebe ich auf. Kommt ins Archiv. Sonst glaubt einemd as später keiner, dass es sowas mal gab.
siehe auch:
http://www.hh-violette.de/von-bild-ung-zur-manipulation-oder-warum-ich-keine-gratis-bild-brauche/
Zweifellos, aber das Papier bis zur nächsten Sparsschweinbauorgie oder Eisenbahnplattenerweiterung aufheben? Nö, da kriegen die Leute doch einen schlechten Eindruck, das gibt doch Gerede. Ich höre schon das Getuschel: "Mein Gott, wird das hier etwa gelesen?".
Die Bild macht die besten Schlagzeilen, richtige Schläge eben!
Die Bild macht Politik ohne gewählt zu sein und Bild bildet die Leute in die beste Unbildung, da hilft auch eine hohe Intelligenz nicht, na gut diese Lieschen Müller lesen dann einen im Spiegel.
Papierzeitung ist viel zu teuer, keiner braucht sie wirklich und Blogger sind ehrlicher und meist nicht gekauft.
Ich hab weder ne BILD noch einen roten Umschlag gekriegt. Habe damals vor einigen Jahren in weiser Voraussicht neben das "Keine Werbung" auch ein "Keine Zeitungen" geschrieben. Das war wohl ausreichend.
Auf BILD ist wie immer kein Verlaß! Ich warte immer noch auf meinen roten Umschlag!
Nein, das Bilderblatt ist wirklich zu nix zu gebrauchen. Alle Farben zu farbig, alles Bunte zu bunt, da lassen sich nicht mal Kräuter gefahrlos darauf trocknen.
Ab in den Müll mit dem Dreck! Der Spiegelfechter hat sich übrigens die Mühe gemacht und die Finanziers dieser Aktion recherchiert:
http://www.spiegelfechter.com/wordpress/8326/die-%E2%80%9Esponsoren-von-%E2%80%9Ebild-fur-alle#more-8326
Da weiss man gleich, wen man boykottieren kann!
Ups. Da hab' ich was verpasst. Hab doch glatt diese Jubiläumswerbung der BILD samt anderer ungebetener Werbung unbesehen gleich am Postkasten entsorgt. Wäre meine Gelegenheit gewesen, mal in dieses Blatt reinzuschauen... na was soll's. ;-)
Ich habe nichts gegen diese Werbeausgabe unternommen. War doch ein interessanter Einblick. Ich lese BILD nie, aber hier hatte man mal zusammengefasst, was man sonst ja nicht sieht. Ein Überblick.
Die Schlagzeilensammlung fand ich interessant. Ich erinnere mich selbst noch an die Folgende: "Kannibale fraß Berliner auf". Das war diese Rothenburg-Story. Wenn Diekmann jetzt in die Mitte der Gesellschaft will - kann einen nur grausen. Vielleicht läuft dann alles unter der spannenden Frage: Wer frisst wen"? Das passt in die Zeiten.
Ich erinnere an Heinrich Bölls Erzählung "die verlorene Ehre der Katharina Blum" und an sein Zitat
Die Gewalt von Worten kann manchmal schlimmer sein als die von Ohrfeigen und Pistolen.“
– Heinrich Böll: Interview im Oktober 1974
Daran hat sich im Grundsatz nichts geändert, nur die Methoden haben sich verfeinert.
Das ist doch Blödsinn. Wenn ich jemanden erschieße, ist er tot. Aber wenn ich jemanden beschimpfe?
... dann weiß ich, es war doch nur der Freddy.
Also nix Schimmes.
...oder gar Schlimmes.
post von der anderen seite der barrikade:
post vom schmierblattverlag... und dass , obwohl man sich jegliche Zuschrift verbeten hatte!
Die Verlagsleitung hat sich einen abgerubbelt , um ihren Spass mit den Verweigerern zu haben, und sich mit dem ROTEN BRIEF würdig in die reihe deutscher Unkultur der Denunziation politisch unliebsamer einreiht., die für die Markierung ihrer Feinde immer eine farbliche Nuance übrig hatte...! Wo früher gelb -rot-rosa im Winkel herhalten musste zwecks abgrenzung und ausgrenzung , hier die spassaktion mit dem roten umschlag. Was für ein erbärmlicher schenkelklopfer! Die Assoziation der denunziation ist jedenfalls näherliegend als uns allen lieb sein kann. Und dass alles nur , damit die Herren und Damen da im Springerverlagshochhaus ihren Jux haben!
Was früher mal der gelbe stern sein durfte, um sich über andere lustig machen zu können sich überlegen zu fühlen ,hat nun BLÖD und ihre Verlagsmitläuferschaft erfolgreich neu in Szene gesetzt. Mitnichten bewusst, weil zum bewussten handeln gehört auch ein denkender kopf. . Aber Dummheit ist auch keine Entschuldigung!
Nicht dass mich der Scharlach-ROTE ( synonym auch für denunziation.. was ja der sinn der verlagsaktion sein sollte!) Umschlag um den Schlaf gebracht hat..., eher hat er mir bestätigt dass jeder, von mir einstmals gegen springer geworfene Stein, so nachträglich seine Berechtigung erhält! Und es macht letztendlich auch stolz, nicht Empfänger und Leser einer Schmuddeljournalie gewesen zu sein! Auch hier gilt wieder wie damals: nicht teilhaben, nicht schweigen!
Trotzdem; es bleibt ein Rest Wut im Bauch! Wie dem vorbeugen und Geschwüre vermeiden:
Nehmen sie den roten Denunziantenumschlag, wenn möglich die Schrottzeitung aus den Mülltonnen nehmend hinzugeben, und machen sie ihr tägliches Morgengeschäft hinzu... ;Umschlag versiegeln und als Rückantwort oder Postwurfsendung direkt im Verlagsgebäude abgeben.
So wird scheiße mit scheiße vergolten.
Bleibt nur noch die frage zu klären: Wieso diskutiert der Verleger des "Freitag" auf gleicher Augenhöhe dauernd mit einem der stellvertretenden Chefreakteure der "Bild"-Zeitung?"
Jeder Diskurs mit diesem Billigjournalismus ist eine Aufwertung desselben.. ist es dass, was Augstein im Sinn hat?
Stell dir vor es ist Sonntag und keiner kauft Bild...
...denn die kommt nun auch ungefragt und ungekauft.
Ich gehöre zu den glücklichen, die kein "keine Werbung"-Zettel am Briefkasten haben und dennoch von der roten Flut verschont wurden. Aber dieses "Medium" hat mich schon zu mancher Sozialstudie veranlasst:
Wie viele Menschen schimpfen auf "Bild" und lesen sie dann doch? Es ist ein offenes Geheimnis: Dicke Schlagzeilen und Titten sind eben immer noch DAS Verkaufsargument. Die Zahlen geben diesem Blatt recht:
eine tägliche (!) Auflage von 2.671.363 Exemplaren (Mo-Sa, Angaben: http://www.axelspringer-mediapilot.de/artikel/Bild-Regional-Auflage-BILD-Belegungseinheiten_915700.html).
Das sind im Monat über 10,6 Millionen VERKAUFTE Exemplare. Damit kann man Meinung(en) machen. Und wie im Artikel erwähnt, schämen sich daher selbst gebildete (im Wortsinne) Menschen nicht, sich ins Gefolge der dicken Schlagzeilen zu stellen. Das ist opportun. Denn so bleibt man in jedem Fall im kollektiven Gedächtnis einer Nation. Und das obwohl sie "keiner" liest.
Und ganz nebenbei kann man unliebsame Themen durchdrücken lassen. Von der "Hetze" zwischen Bild-Ost und Bild-West will ich hier noch nicht einmal sprechen.
Bild ist platt und von 10 geschriebenen Wörtern sollte man 9 nicht glauben, die anderen dienen nur dem Satzbau.
Leider ist das schon lange kein Argument mehr in einer Gesellschaft, die sich mit Unterleibskomik, Titten und Vorurteilen das letzte bisschen Verstand rauben lässt.
Es ist was dran, dass das Niveau immer tiefer sinkt. Leider.
"...Die ganze Welt liegt in der Macht dessen, der Böse ist" Die Bibel, 1.Johannes 5:19