Die Mauer steht noch

Reportage Unsere Autorin hat die Aktivisten auf dem Weg zum bulgarisch-türkischen Grenzzaun begleitet
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 46/2014
„Bolzis hoch!“: beim Dorf Lessowo in Bulgarien
„Bolzis hoch!“: beim Dorf Lessowo in Bulgarien

Foto: Ruben Neugebauer

Um ihre Friedfertigkeit zu zeigen, haben rund 100 Menschen auf einem Hügel die Hände in die Luft gehoben und bewegen sich langsam auf eine Kette schwer bewaffneter Polizisten zu. Zwischen ihnen nur ein dünnes Absperrband aus Plastik, um sie herum malerisch die dünn besiedelte Landschaft des südwestlichen Bulgariens, die Bäume in herbstlichem Gelb. „Say it loud, say it here, refugees are welcome here“, singen sie, die Kameras der Fotografen klicken und wie bestellt bricht nun auch noch die Sonne durch die Wolken.

Tatsächlich wird hier, an der europäischen Außengrenze, gerade eine der drängendsten Fragen ausgefochten: Wie durchlässig soll die Grenze Europas sein? Jenes Kontinents, der vor zwei Jahren mit dem Friedensnobelpreis