„Siehst du den da? Der will zurück nach Syrien.“ Durch den Eingangsbereich einer Sporthalle in Dortmund stapft ein Mann mit düsterer Miene, seine kleine Tochter an der Hand. Mohammed sitzt an dem einzigen Tisch im Raum und nickt dem Mann zu. Mohammed ist 24 Jahre alt und war früher Apotheker im Irak, jetzt lebt er in dieser Sporthalle. Alles hier atmet Tristesse. Die Schilder über dem Treppenaufgang, die früher den Weg zu den Zuschauertribünen wiesen, das dunkelbraune 70er-Jahre-Interieur, die jungen Männer, die auf einer Bank am Fenster sitzen und auf ihren Smartphones herumwischen, Security-Männer, die misstrauisch herüberäugen. Wie beiläufig setzt sich einer von ihnen an den Tisch und lauscht dem Gespräch, unangenehm. Trotzdem: Ist es so schlimm hier, dass man lieber wieder zurückmöchte, nach Syrien oder in den Irak?
Im Sommer, als die Zahl der Menschen auf der Flucht drastisch nach oben schnellte, lernten Mohammed und ich uns in einem überfüllten Zug kurz hinter der griechisch-mazedonischen Grenze kennen. Wir unterhielten uns zwischen Zigarettenqualm und schlafenden Kindern. Mohammed saß in diesem Zug, weil er vor den Terroristen und der Anarchie im Irak flüchtete, weshalb er seinen echten Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Ich saß in dem Zug, weil ich eine Geschichte über die Menschen auf der Balkanroute recherchierte (der Freitag 36/15). Auch die syrische Familie Akkad habe ich auf der Reise kennengelernt – in der mazedonischen Stadt Gevgelija, als sie sich in der Mittagshitze vom Fußmarsch über die griechisch-mazedonische Grenze ausruhten. Alle sind mittlerweile in Deutschland, über Facebook und Handys halten wir Kontakt. Oft, weil sie Fragen an mich haben, die ich nicht immer beantworten kann: Wann nehmen sie unsere Fingerabdrücke? Wo bringen sie uns als Nächstes hin? Und wann kommst du uns besuchen?
Kurzer Moment der Freiheit
Das Ankommen in einem Asylland ist eine leise Geschichte, weniger nachrichtentauglich als das Leid auf den Fluchtrouten. Um zu verstehen, wie es funktioniert, fahre ich nach Düsseldorf, Dortmund und Gießen. Die Erlebnisse, die mir Mohammed und die Akkads von ihren ersten Monaten berichten, erzählen viel darüber, welche Probleme es mit dem „Wir schaffen das“ gibt. Wie schwierig es ist, aber wie auch durch verquere bürokratische Strukturen und eine undurchschaubare Verteilung zusätzliche Probleme geschaffen werden.
„Das Problem ist diese Ungewissheit“, sagt Mohammed. „Ich kann warten, aber es gibt keine Infos.“ Seit einigen Wochen ist er jetzt in Dortmund, dabei wollte er eigentlich nach Belgien. Doch es kam anders. Nach der Zugfahrt durch Mazedonien reiste er mit Schleppern weiter, „Wien“, schrieb er irgendwann über Facebook, dann „Deutschland“. In Frankfurt durchsuchten Beamte den Zug nach Flüchtenden, Mohammed rannte davon. Nach einer Verfolgungsjagd wurde er in Handschellen abgeführt. Auf der Wache übernahm er die Übersetzungsarbeit für die anderen Flüchtenden. Am Ende des Tages habe er sich mit einigen Beamten angefreundet gehabt, sagt er. Sie stellten ihm Papiere für die Weiterreise aus. Sein Englisch hatte ihm geholfen.
In Brüssel angekommen, entschied er sich, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Es war nur so ein Gefühl – der kurze Moment, frei entscheiden zu können, wo man leben möchte. Er nahm einen Zug nach Düsseldorf, das er von einem früheren Deutschlandbesuch kannte. Hier endete seine Freiheit. Nach einigen Wochen wurde er nach Dortmund gebracht, seitdem wartet er auf einen Termin beim Sozialamt, das für seinen Asylantrag zuständig ist. Warum gerade Dortmund? Niemand kann es ihm genau sagen. Komplizierte Verwaltungsstrukturen zwischen der Bezirksregierung, dem Senat und den Betreibern der Unterkünfte sind dafür verantwortlich. Mohammed versteht das nicht. Er mochte Düsseldorf. Er hatte dort eine Apothekerin kennengelernt, die ihm einen Praktikumsplatz anbot. Und er hatte sich eine Sprachschule organisiert. Dann hieß es eines Morgens: Dortmund. Jetzt ist er deprimiert. Nicht, weil er nun in einer Halle schlafen muss. Und nicht, weil er sein Fahrrad in Düsseldorf lassen musste oder der Sicherheitsdienst ihn unfreundlich anblafft. Er ist deprimiert, weil sich alles nach Willkür anfühlt. „Es ist, als wenn du zum zweiten Mal dein Zuhause verlierst“, sagt er. „Gerade habe ich auf nichts Lust.“ Der Syrer, der eben mit seiner Tochter durch die Halle ging, wurde schon dreimal woanders hingebracht. Registriert ist er aber immer noch nicht.
Die städtische Verwaltung in Düsseldorf scheint mit den vielen neuen Camps überfordert. In dem Camp, in dem Mohammed war, gab es von allem zu viel oder zu wenig, zu viele Spenden, die niemand brauchte. Oder zu viel Essen, weil der Caterer auf die schwankenden Zahlen der Bewohner nicht schnell genug reagierte. Dafür fehlten Übersetzer. Oder Menschen, die Informationen verteilten – etwa Warnungen, weil Verkäufer des Bezahlfernsehsenders Sky um das Camp schlichen und Geflüchteten nutzlose Verträge andrehten. Vor allem aber fehlten dem DRK vor Ort Informationen. Wer kommt wann? Was passiert mit dem nicht-winterfesten Camp, wenn es kalt wird? Anfang Oktober wurde das Camp geschlossen, die Geflohenen in eine Messehalle gebracht. Die Bezirksregierung prüft die Kapazitäten, verteilt Menschen um, damit sie registriert werden können. Für Befindlichkeiten ist da kein Platz. Es geht um ZUE, EAE – nicht um Mohammeds Fahrrad. Es muss nach Plan gehen. Doch der Plan funktioniert bei den Zahlen nicht mehr.
Wie aber soll Integration funktionieren, wenn die Geflüchteten schon nach wenigen Wochen vor einer Bürokratie resignieren, die keinen Platz für Vorstellungen von einem selbstbestimmten Leben lässt? Oder sind das zu hohe Ansprüche? Zumindest ist es schwer zu glauben, dass sich die Aufnahme nicht besser organisieren ließe. Dass sich Szenen wie vor dem Berliner Landessozialamt nicht vermeiden ließen, wo Nacht für Nacht Dutzende auf dem Asphalt übernachten und tagelang Schlange stehen müssen, um sich überhaupt registrieren zu lassen. „Pass auf dich auf“, sagt Mohammed zum Abschied. Es ist einer der ersten Sätze, die er auf Deutsch gelernt hat.
Drei Zugstunden südöstlich liegt am Stadtrand von Gießen die hessische Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete, die drittgrößte in Deutschland. Rund 5.000 Menschen sind hier untergebracht. Auch Alaa Akkad, eine syrische Kinderbuchillustratorin. Zuletzt haben wir uns kurz hinter der mazedonisch-griechischen Grenze gesehen. Mit ihrem Mann, ihrem Bruder, ihrem fünfjährigen Sohn und ihrer Schwiegermutter hat sie es bis nach Gießen geschafft. Minutenlang führt der Weg hier entlang eines hohen Metallzauns mit Stacheldraht. Vor dem Drehkreuz am Eingang zu dem ehemaligen Kasernengelände wartet Akkad neben Security-Männern. „Ich bin glücklich“, sagt sie und strahlt. „Ich muss mir keine Gedanken darüber machen, ob es Wasser zum Duschen gibt. Und mein Sohn wird in die Schule gehen können, ohne dass ich Angst haben muss, dass sie zerbombt wird.“
Im Camp, einer Kleinstadt aus Häusern und Zelten, hat Akkad inzwischen ein eigenes Zimmer in einem der festen Häuser bekommen, zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn. Fast ununterbrochen ist das Geräusch von Rollerblades im Flur zu hören, eine der wichtigsten Freizeitbeschäftigungen der Kinder. Jeden Tag steht Akkad hinter dem Haus in der Schlange für die Essensausgabe, zwischen 6 und 9 Uhr, bei Wind und Wetter. Doch sie ist vor allem eines: dankbar. „Ich möchte nichts Schlechtes über die Behörden sagen“, sagt auch ihr Mann, als er sie abends von einer Pizzeria abholt. Eigentlich wollte er lieber nach Schweden, jetzt lernt er Deutsch mit einer App. Alaa Akkad besucht einen Deutsch- und einen Englischkurs im Camp.
Vor allem eins: dankbar
Derzeit liest sie ein Buch auf Arabisch: Die Nick-Adams-Storys von Ernest Hemingway. „Eigentlich mag ich es nicht besonders. Aber es ist das Einzige, was ich habe.“ Viel zu tun gibt es nicht im Camp, und die üblichen Freizeitbeschäftigungen fallen weg, kein Fernsehen, kaum Bücher. Aber ein schweres Paket mit Erinnerungen an die Flucht. Auf dem Weg nach Griechenland lief ihr Schlauchboot auf dem offenen Meer voll Wasser, ihr Bruder und einige Männer versuchten mit ihren T-Shirts das Wasser herauszuschaufeln. Als ihr Mann mit dem Handy die Küstenwache anrief, zitterte seine Stimme unkontrolliert. Alaa Akkad nahm ihm das Handy aus der Hand und sendete die Koordinaten. Die Screenshots davon hat sie noch auf ihrem Handy.
Im Spätsommer drehte ein Mann in Düsseldorf durch und schnitt sich mit einer Rasierklinge mehrmals in den Bauch. Und immer wieder werden Prügeleien gemeldet, vergangenes Wochenende kam es in Hamburg zu einer Massenschlägerei in einer Unterkunft. So individuell die Schicksale, so unterschiedlich reagieren Geflüchtete in den angespannten Situationen in den Camps. Alaa Akkad ist stark: Sie schafft es, von ihrer Flucht zu erzählen, und sie schafft es, über das nervenzerfetzende Warten nur zu sagen: „Ja, das ärgert mich schon ein bisschen.“ Sie hat all ihre Hoffnungen auf den nächsten Stopp gesetzt, Kassel. Dort werde man hoffentlich endlich ihre Fingerabdrücke nehmen. „Dann kann ich doch wieder arbeiten, oder?“, fragt sie. Die Fingerabdrücke und Kassel. Immer wieder spricht sie davon. Es würde sich ein bisschen nach Ankommen anfühlen.
Einige Tage nach dem Treffen schickt sie ein Bild über Facebook. Auf einer Liste, die im Camp aushängt, hat sie ihren Namen entdeckt. Es geht los. Nur zwei Tage später die nächste Enttäuschung: Sie sind erneut in einem Camp gelandet, in der nordhessischen Kleinstadt Baunatal. Wieder Gemeinschaftsbäder, wieder ein Zimmer für die ganze Familie, wieder warten auf die Fingerabdrücke. Zwei oder drei Monate werde es mindestens dauern, sagt man ihr.
Kommentare 25
"Wie aber soll Integration funktionieren, wenn die Geflüchteten schon nach wenigen Wochen vor einer Bürokratie resignieren, die keinen Platz für Vorstellungen von einem selbstbestimmten Leben lässt? Oder sind das zu hohe Ansprüche?"
Ja. Es ist völlig vermessen.
Bewegende Impressionen. Kürzlich sagte ein Flüchtling in einer Reportage, nach den anstrengenden und aufreibenden Wochen der Flucht sei diese erzwungene Ruhe und Passivität wie Gift für die Menschen. Sie können nicht agieren, sie müssen warten, warten und warten und sind ausgeliefert. Es ist als würde einem Schreienden der Mund gestopft.
Wieviel in Berlin davon auch politischer Wille ist, kann man schwer sagen, aber der Verdacht wird ja immer lauter geäußert.
Und zu wünschen ist auch, dass die Hilfsbereitschaft nicht nachlässt. Ich kenne so viele Leute, die sich engagieren. Ehemalige Lehrerinnen und Lehrer, Betreuerinnen, Dolmetscherinnen.
"sie müssen warten, warten und warten und sind ausgeliefert"
Das stimmt. Die Leute müssen warten aber sie sind nicht ausgeliefert bzw. sie bekommen hier Schutz und müssen keine Angst haben, von irgendwelchen Bomben getroffen zuwerden.
Es scheit hier aber so, dass manche hier plötzlich ihr Helfersyndrom endekt haben bzw. versuchen sie ihn über die Flüchtlinge wegzutherapien. Willkommenskultu darf nicht von blauäugigkeit begeleitet sein. Was aber leider gerade der Fall ist. Kein vernünftiges Land auf dieser Erde verhählt sich zur zeit so dämlich wie unser Land.
"sie müssen warten, warten und warten und sind ausgeliefert"
Das stimmt. Die Leute müssen warten aber sie sind nicht ausgeliefert bzw. sie bekommen hier Schutz und müssen keine Angst haben, von irgendwelchen Bomben getroffen zuwerden.
Es scheint hier aber so, dass manche hier plötzlich ihr Helfersyndrom endekt haben bzw. versuchen sie ihn über die Flüchtlinge wegzutherapien. Willkommenskultur darf nicht von Blauäugigkeit begeleitet sein. Was aber leider gerade der Fall ist. Kein vernünftiges Land auf dieser Erde verhählt sich zur zeit so dämlich wie unser Land.
Offenbar triggert jede Reportage dieser Art unvermeidlicherweise ein paar Das-Leben-ist-kein-Ponyhof-Kommentare.
Soll offenbar auch auf keinen Fall einer werden. Im Zweifel wird dagegen demonstriert.
"Das-Leben-ist-kein-Ponyhof"
gut geraten.
Mitunter denkt man noch an das trojanische Pferd.
Seitdem scheinen alle Taschentücher gezückt.
Heulen wir uns alle weiter um unseren Verstand herum:
zumindest heulen wir...
feiner Exportschlager: "Menschenrechte" -
menschenrechte im- und export gmbh und co kg.
sounds like business: must be business.
we love democracy
have fun all together
das wird ein Spass werden, der uns "die Moderne" so richtig links und rechts um die Ohren schlagen dürfte - mit dem besseren Ziel die Menschen zu Verstand zu gelangen.
Bislang wirkt das alles allerdings sowas von blöd: mir hatte neulich ein sysrischer Flüchtling das Grundgesetz auf englisch erklärt und was daraus zu folgen hat.
das schreibe ich als ehemaliger flüchtling in ein arabisches Land mit einem deutschen Pass, dem mir "Gastfreundschaft" zuteil wurde.
Allerdings nicht mit nektar und ambrosia, geschweige denn der deutschen Botschaft.
have fun ladies
ich fordere: weitere Milliardengewinne für Schleusertruppen.
weiter fordere ich alle Demokraten zu überschwemmen, wenn sie schon nicht wissen wie sich sich zu benehmen haben
allahu akbar
welcome back to future
"allahu akbar"
War es schon oder haben Sie noch mehr davon?
Das wird nicht gut enden. Ich vermute wir werden einen ähnlichen Rechtsruck erleben wie unsere Nachbarn und zwar aus den selben Gründen. Die Kanzlerin ruiniert unsere Gesellschaft und das ganz offen - offensichtlich ganz ohne Bedenken dass ihr das Volk weg rennt. Ich fühle mich direkt zurück in die DDR versetzt wenn ich erlebe dass jegliche Kritik sofort mit Totschlagsargumenten zertrampelt werden "Bist du für den Frieden oder dagegen..." heute heisst es "Bist du fremdenfeindlich oder ein Demokrat". Erste Berufsverbote haben wir ja auch schon... siehe der Fall des Chefs der Lehrer in Sachsen-Anhalt. Ganz grosses Kino.
Je besser der Beitrag, desto peinlicher die Kommentare. Scheint wohl gängige Praxis im Freitag zu sein. Schade. #Rechtsruck auch hier
@ # Rechtsruck auch hier:
Unsinn verbreiten und dann auch noch so tun als habe man damit so gleich garnichts zu tun: Das verdanken wir Facebook, Twitter und Konsorten: Reinrotzen und das wars dann?
fein
Kein "Rechtsruck" des Schreibers, sondern seit Januar 2005 ein Teil der persönlich erfahrbaren Realität im 'freiheitlichen, 'demokratischen, 'menschenrechtlichen und 'quandtschen 'Gutmenschengermania:
Erinnerung:
Residenzpflicht und Demütigung im bundesdeutschen Hartz-IV-Strafvollzug für Erwerbslose (auch mit Billigung der spezialdemokratischen "Sozialpartner" der Bourgeoisie und Aktionäre)!
Erreichbarkeit zu jeder Tageszeit vor Ort.
Für befristete Abwesenheit: Einholung einer Genehmigung.
Hierfür ein begründeter Nachweis bzw. eine Bescheinigung [Gründe/Zweck, Ort, Zeitraum, Adresse, Erreichbarkeit etc.] zur Vorlage beim Entscheidungsträger bzw. Entmündigungsträger [= auch für erwerbslose Hochqualifizierte ohne Vor- und Haftstrafen].
Auch für erwerbslose Frauen und Männer, Mütter und Väter [mit erwachsenen und volljährigen Kindern], auch nach mehr als 35 Vollzeiterwerbslebensjahren (und ohne Vor- und Haftstrafen). So auch im Lebensalter von mehr als 55 Jahren und bei vorhandener Staatsbürgerschaft der BRD!
Auch für über 60-jährige Erwerbslose gilt der Bewerbungsmarathon weiterhin und die Vorlage von Bewerbungsunterlagen (kontrollierbaren Kopien), sonst drohen Sanktionsmaßnahmen [Kürzungen der Hartz-IV-Leistungen = bis zum erzwungenen Flaschensammeln]. Und jede "zumutbare" (Billig-) Arbeit [auch für weniger als 40 % vom Tarif] muss angenommen werden (auch von Hochqualifizierten nach vielen Jahrzehnten in Vollzeiterwerbsarbeit)!
[Bitte, bei nachweisbaren Irrtum entsprechend korrigieren. - R.S.]
So, ein Teil der objektiven Realität, -- in der 'besten aller postbürgerlichen EU-Welten'.
apokalypse now
so what
Erschreckend wie Menschen ausgebremst werden. Bürokratie und Kontrolle zerstören Eigeninitiative, denn sie machen ohnmächtig und rauben das Gefühle der Selbstwirksamkeit ( ich kann mit jemanden sprechen und werde wahrgenommen, ich kann mein Schicksal in die Hand nehmen).
Besonders für traumatisierte Menschen wäre es wichtig, dies wieder erfahren zu dürfen, wird dies unterminiert sind Traumafolgestörungen wie Depression, Sucht und posttraumatische Belastungsstörung vorprogrammiert.
Geflüchtete, die glauben ihnen würde hier Gerechtigkeit zuteil werden herb enttäuscht. Zynisch ist allerdings, wenn wir es nicht zum Anlass nehmen, unsere Unmenschlichkeit zu reflektieren, sondern von anderen erwarten, die sollen sich nicht so haben und dankbar sein. Besser wäre darüber nachzudenken: welche Erfahrungen habe ich mit Ausgeliefertsein und Ohnmacht gemacht.
Wenn sie (wie ich) in einem Gesundheitssystem arbeiten, in dem die darin arbeitenden Menschen und Patienten entwertet werden, durch unsinnige Regularien und monetäre, neoliberale Interessen können sie zuhauf solche Erfahrungen von Entmenschlichung berichten.
Unsere Neigung unseres Gehirns zur zu Selbstgerechtigkeit macht das diskutieren so wahnsinnig müheselig (lese hierzu Cordelia Fine!). Dies kann auch zu einem überzogenen, grenzenlosen (und narzisstisch motivierten) "wir können alles, schaffen alles, sind immer die Guten ( und Besserwisser)" führen.
Ich stelle fest, ich habe keine Antworten, aber es war schön vor ihnen nachgedacht zu haben.
Danke für einen solchen Kommentar: auf faire, menschliche Art zusammengedacht, was zusammengehört.
Da schließe ich mich gleich an. Danke von mir auch dafür. Den Beitrag hatte ich weiter oben schon kommentiert.
Ja, auch für mich ist das Leben keine Ponyhof, wenn im Hinterkopf immer der Gedanke ist, das ich in die BANDERA-Poroschenko-Ukraine abgeschoben werde, wenn meine deutsche Ehefraum vor mir sterben sollte.
Meine Frau hatte an Frau Bundeskanzlerin ein Gesuch geschrieben um einen Daueraufenthalt für mich (nach über 8 Jahren Ehe). Nach zwei Monaten bekam sie aus deren Büro den Hinweis, sie solle ich damit an die Migrationsministerin wenden. Was sie auch tat. Vor vielen Wochen... Schweigen von dort!...
Ja, ich bin halt keine irakischer oder syrischer Flüchtling...
@reinhold schramm: Kann nur jedes Wort von Ihnen unterschreiben! Meine Frau wurde mit der "Wende" arbeitslos und hat all das, was Sie aufzählen, durchlaufen! Und jetzt aus Grundsicherungsempfänger geht es uns nicht anders.
Aber unsere irakischen Flüchtlingsnachbarn leben mit Hartz4 und viel Nebenverdienst (zum großen Teil schwarz dank vieler Verwandschaft) toll, machen Urlaubsreisen in die Heimat, aus der sie ja geflüchtet sind (!) und lassen es ich überhaupt gut gehen...
Oje, jetzt werden mich SPDler sich für "Pack" halten, ganz an Gabriels Worte gelehnt...
Ja, ein "Gutmensch" bin ich nicht. Ich bin nur dafür, Frauen und Kindern zeitweilig Asyl zu gewähren. Die "überdurchschnittlich gesunden Männer" - in meinen Augen Deserteure (so eine Meldung kam ja kürzlich!) sollte bitte zurück in ihre Heimatländer und die Suppe der "Revolutionen", die sie unter US-Anleitung eingebrockt haben, dort auslöffeln und gegen den IS kämpfen!
" in meinen Augen Deserteure ".
da ist die Frage erlaubt, wenn sich all die junge syrische Männer auf und davon machen, wer sollte Bitteschön das Land wieder aufbauen und warum sollen die Sönne anderen Müttern für die die Kastanien aus dem Feuer holen?. Nicht zu vergessen ist, dass es zum großen Teil die syrische Mittelschicht ist, die das Land verlässt, der aber unter Assad nicht schlecht ging.