Dass die vermehrte elektronische Überwachung im öffentlichen Raum nicht unbedingt mehr Sicherheit garantiert, zeigt der spektakuläre Kunstraub in einer Austellungshalle des niederländischen Museums Kunsthal Rotterdam von Dienstagnacht. Dort wurden sieben Gemälde gestohlen, darunter so prominente Werke wie Tête d'Arlequin von Picasso und la Liseuse en Blanc et Jaune von Henri Matisse. Dazu kommen Bilder von Lucien Freud, Paul Gaugin, Claude Monet und Meyer de Haan. Die Kunstwelt reagiert geschockt. Verständlicherweise, denn außer des symbolischen Werts ist mit dem Raub Kapital im Wert von geschätzt 100 Millionen Euro verloren gegangen.
Nun könnte man Mitleid mit all jenen Kunstliebhabern haben, denen der analoge Anblick dieser großen Werke in Zukunft verwehrt bleibt. Mitleid haben könnte man auch mit den Multimillionären Willem und Marijke Cordia, den Gründern der Triton Sammlung für moderne Kunst, zu der die Werke gehören und welche im Besitz der Stiftung Triton Collectie sind. Die komplette Sammlung war zum ersten mal öffentlich präsentiert worden. Ein kurzes Vergnügen, denn die Ausstellung war erst am 7. Oktober eröffnet worden.
Andererseits schlagen die Kunstdiebe nicht nur der schockierten Kunstszene ein Schnippchen, sondern auch den gängigen Sicherheitsvorstellungen. Die Räuberbande marschierte mitten in der Nacht in das Museum, scherte sich herzlich wenig um den Alarm der daraufhin einsetzte und verschwand, bevor die Polizei eintraf. Keine Szenen mit Laserlichtschranken oder Abseil-Aktionen mit High End Geräten von der Decke. Sondern ein einfacher, handfester Einbruch.
Der unersetzliche Nachtwächter
Aus einer Neigung zum Retro heraus ist das sympathisch. Und sei es nur, weil es zeigt, dass der gute alte Nachtwächter vielleicht doch nicht unersetzlich ist. Die Überwachungskameras und Alarmanlage der Kunsthalle haben jedenfalls nicht ausgereicht: Sicherheitsexperten sagten im niederländischen Fernsehen, der Schutz sei unzureichend gewesen. Der war wiederum von dem Museum in Absprache mit den Versicherungen auf automatisierte Technik beschränkt worden. Die Direktorin der Kunsthalle und der Museumsdirektor sehen den Fehler deshalb nicht bei sich.
Die Suche nach den Werken läuft nun auf vollen Touren, zwanzig Beamte wurden eigens dafür eingesetzt. Die Aufnahmen der Überwachungskameras werden noch ausgewertet. Aber es ist fraglich, wie hilfreich sie sein werden. Auch kürzlich im Fall des beinahe erdrosselten Hertha-Fans gibt es Bilder eines Überwachungsvideos mit möglichen Tatzeugen. Darauf ist kaum etwas zu erkennen. Und Aufzeichnungen durch Monitore nützen im Moment des Verbrechens eben wenig.
Diesen einfachen Umstand haben sich die Kunsträuber zunutze gemacht. Auf dem Markt verkaufen können sie die Werke nicht, aber möglicherweise Lösegeld erpressen. Oder sie an einen privaten Auftraggeber verkaufen. Der dürfte dann an guten Sicherheitsvorkehrungen interessiert sein.
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