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Missbrauch Ist Knausgårds Debüt von 1998 „literarische Pädophilie“? Die Debatte geht am Kern vorbei, das Problem ist konkreter
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 43/2020
Es ist einfacher, sich zu echauffieren, was man angeblich nicht mehr dürfe, als eigenen Sexismus anzugehen
Es ist einfacher, sich zu echauffieren, was man angeblich nicht mehr dürfe, als eigenen Sexismus anzugehen

Foto [M.]: Getty Images

Wer heute auf den Debütroman von Karl Ove Knausgård schaut, den überkommt kurz Ruhe. Graue, schneebedeckte Berge sind darauf, eine stille, gleichförmige Seenlandschaft, wie das Cover einer CD mit Meditationsmusik. Der Inhalt aber ist nicht ruhig. Als der Roman 2015 in Schweden erschien, löste er eine mittelgroße literaturkritische Explosion aus. Ob man die auch hier befeuern will, jetzt, da der Roman auf Deutsch vorliegt, ist eine andere Frage. Aber der Reihe nach.

Karl Ove Knausgård schrieb 1998 sein Debüt Aus der Welt, er wurde damals in Norwegen als literarische Sensation gefeiert. Knausgård, erfolgreicher Schriftsteller, geliebt, verehrt und bekannt dafür, das eigene durchschnittliche Männerleben und seine gefühlte Unzulän