Sehnsucht Europa

Reportage In München werden Geflüchtete mit Applaus empfangen. Doch noch immer müssen Zehntausende über den Westbalkan flüchten. Es ist ein Treck des Leids und der Hoffnung
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 36/2015

Umgeben von dichtem Gebüsch steht Ahmet im Regen. „Wenn sie meine Fingerabdrücke nehmen, bringe ich mich um“, sagt er auf Englisch. Sein Kapuzenpullover ist dünn, er zittert. Die Nacht war kalt, jetzt dämmert es. Um ihn herum scharen sich Dutzende Männer, in einem verlassenen Haus haben Frauen und Kinder Schutz gesucht. Es gibt nichts zu essen, kein Trinkwasser, keine Schmerztabletten, keine Windeln, kaum Decken, die Handyakkus sind fast leer.

Niemand wagt sich zu Fuß zurück zum Supermarkt in den Grenzort Horgoš, hier am nördlichen Ende Serbiens. Zurückgehen ist nie eine Option. Nur 50 Meter in die andere Richtung erstreckt sich der Zaun an der ungarischen Grenze und damit der EU-Außengrenze, sieben Meter hoch, mit Stacheldr