"Das würde die Feministinnen traurig machen, wenn ich mich dazu zählen würde", sagte Angela Merkel Anfang des Jahres der Brigitte-Chefredakteurin während eines öffentlichen Gesprächs. Das kann ich nach einer nicht repräsentativen Blitzumfrage mit mir selbst bestätigen. Auch wenn das eigentlich Traurige ist, dass unsere Kanzlerin sich eben nicht als Feministin begreift, war das immerhin ehrlich. Vielleicht stimmt das aber gar nicht. Vielleicht sendet uns Merkel schon seit Längerem geheime Botschaften (war uns also auch in puncto Verschlüsselung schon lange einen Schritt voraus), vielleicht hab ich es einfach nicht gerafft (anders als jene, die schon vor langer Zeit darauf aufmerksam gemacht haben).
Denn jetzt hängt ein neues Maxi-Wahlplakat am Berliner Hauptbahnhof, die "Merkel-Raute" – ihre typisch aneinandergelegten Hände – auf 2400 Quadratmetern, in Worten zweitausendvierhundert. Ich würde Größenwahn diagnostizieren, wenn ich nicht zufällig darauf gestoßen wäre, welche Bedeutung diese Handhaltung unter Yogininnen hat. Es handelt sich um das Zeichen für Yoni, eine Begrüßungsgeste, bei der die Form des weiblichen Genitals nachgeformt wird (auch gebräuchlich im Tantra). Ein Symbol weiblicher Macht.
Macht das kennen wir von Merkel, weibliche Macht, das ist neu. Die Geste ist eine "Demonstration gegen das phallische Patriarchat". Und CDU-Generalsekretär Hermann verkündet: "Das Plakat verkörpert unsere Wahlaussage". Heureka schallt es in mir, neue Hoffnung, am Ende wird doch alles gut. Keine Missverständnisse mehr. Nur CDU wählen kann ich natürlich trotzdem nicht. Die haben nicht umsonst bei meinem Wahl-O-Mat-Test den letzten Platz belegt.
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