Sie spricht Yoni

Merkel Mit Feminismus hat die Kanzlerin nichts am Hut. Dachte man bislang. Ihr neues Riesenplakat am Berliner Hauptbahnhof zeigt: Sie sendet uns verschlüsselte Nachrichten

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Die Geste sei nicht auf Rat eines Trainers entstanden, verteidigt Merkel im Live-Interview mit der "Brigitte" die Authentizität ihrer Handhaltung
Die Geste sei nicht auf Rat eines Trainers entstanden, verteidigt Merkel im Live-Interview mit der "Brigitte" die Authentizität ihrer Handhaltung

Foto: John Mcdougall/ AFP/ Getty Images

"Das würde die Feministinnen traurig machen, wenn ich mich dazu zählen würde", sagte Angela Merkel Anfang des Jahres der Brigitte-Chefredakteurin während eines öffentlichen Gesprächs. Das kann ich nach einer nicht repräsentativen Blitzumfrage mit mir selbst bestätigen. Auch wenn das eigentlich Traurige ist, dass unsere Kanzlerin sich eben nicht als Feministin begreift, war das immerhin ehrlich. Vielleicht stimmt das aber gar nicht. Vielleicht sendet uns Merkel schon seit Längerem geheime Botschaften (war uns also auch in puncto Verschlüsselung schon lange einen Schritt voraus), vielleicht hab ich es einfach nicht gerafft (anders als jene, die schon vor langer Zeit darauf aufmerksam gemacht haben).

Denn jetzt hängt ein neues Maxi-Wahlplakat am Berliner Hauptbahnhof, die "Merkel-Raute" – ihre typisch aneinandergelegten Hände – auf 2400 Quadratmetern, in Worten zweitausendvierhundert. Ich würde Größenwahn diagnostizieren, wenn ich nicht zufällig darauf gestoßen wäre, welche Bedeutung diese Handhaltung unter Yogininnen hat. Es handelt sich um das Zeichen für Yoni, eine Begrüßungsgeste, bei der die Form des weiblichen Genitals nachgeformt wird (auch gebräuchlich im Tantra). Ein Symbol weiblicher Macht.

Macht das kennen wir von Merkel, weibliche Macht, das ist neu. Die Geste ist eine "Demonstration gegen das phallische Patriarchat". Und CDU-Generalsekretär Hermann verkündet: "Das Plakat verkörpert unsere Wahlaussage". Heureka schallt es in mir, neue Hoffnung, am Ende wird doch alles gut. Keine Missverständnisse mehr. Nur CDU wählen kann ich natürlich trotzdem nicht. Die haben nicht umsonst bei meinem Wahl-O-Mat-Test den letzten Platz belegt.

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Geschrieben von

Juliane Löffler

Onlinerin beim Freitag. Quelle: Papier

Juliane Löffler

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