Natürlich muss jetzt Bilanz gezogen werden zu den Frauen- und Männer-Themen (mit Sternchen). Also eine Abrechnung. Da gibt es nur leider, leider keine schwarzen Zahlen unterm Strich. Vor den Weihnachtsferien muss also gemeckert werden. So unsexy, so sorry. Erstens: Zwar wurde in Deutschland die Quote beschlossen. Und im Nachhall der Aufschrei-Debatte scheint anzukommen, dass es ein Machtungleichgewicht zwischen Männern und Frauen gibt, dass schmieriges Von-der-Seite-Anlabern nicht geil ist, dass Gewalt gegen Frauen nach wie vor ein Thema ist. Und dass weiter über Sexismus diskutiert werden muss, auch wenn nicht alle einer Meinung sind. Das ist okay.
Aber wenn es, zweitens, in der medienwirksamsten feministischen Debatte 2015 vor allem um Antifeminismus ging, weil eine unbefleckte Jungautorin diesen für sich neu entdeckte, gibt es zwei Möglichkeiten: Es gab insgesamt nicht so viel zu sagen, oder die falschen Leute haben sich das Mikrofon gekrallt. Die Aufmerksamkeit lag aber sowieso woanders. Bei einem Thema, das so komplex, existenziell, so stark in alle Lebensbereiche hineinstrahlend war, dass alles andere dagegen in den Hintergrund geriet: die Debatte um die Geflüchteten.
Und das ist, drittens, der Grund, warum der Feminismus dieses Jahr keine gute Figur gemacht hat. Auch in diesem Kontext waren die falschen Figuren am Mikrofon. Figuren, die eine Geschichte vom bösen, gefährlichen, muslimischen Einwanderer erzählen, der Frauen und dem Feminismus schaden wird. So geschehen, um die Stimmung von rechts zu kapern (AfD, Pegida) oder um das angestaubte Schubladendenken prominent herauszukehren (Emma). „Auch unsere Gleichberechtigung ist in Gefahr, wenn jetzt Hunderttausende meist junger Männer in unser Land strömen“, schrieb die Emma. Und um das hier noch mal festzuhalten: Das! Ist! Kein! Feminismus! Das ist vorurteilsbelastet und rassistisch. Die Idee vom Feminismus ist, beides zu bekämpfen, nicht zu befeuern.
Natürlich gehört zum Zusammenleben das Aushandeln bestimmter Werte. Und natürlich sollte niemand hart erkämpfte Freiheitsrechte aufgeben müssen. Aber die Frage, ob mit den Migranten ein neuer Antifeminismus ins Land kommt, ist Quatsch. Der Antifeminismus ist längst hier. Das wiederum ist keine abstrakte Bedrohung, sondern sehr konkret. Es wäre schon ein Anfang, ihn nicht ständig vor jenen auszustellen, die derzeit neu in Deutschland ankommen.
Kommentare 22
Auffällig zu beobachten finde ich ja, dass die rechten Trolle (siehe Foto), von denen die Debatte gerne gekapert wird, an politischer Schizophrenie leiden. Gestern hatte man noch Spass beim Hetzen gegen Quote, "Gender-Wahn" und die "Homo-Lobby", heute schon wird der Feminismus bemüht, um gegen Flüchtlinge zu hetzen.
Auch für die Rechte der LGBTI-Community macht sich heute so mancher vermeintlich stark, der sich gestern noch über homosexuelle "Provokationen" am CSD empörte und die Gleichstellung in der Ehe verdammte.
Und ja, es sind leider diese Figuren, die am lautesten und besoffen ins Mikrofon gröhlen, während die Stimmen der Normalen untergehen, aber andererseits sind es auch oft die bürgerlichen Massenmedien, die den Rechtstrollen begeistert das Mikro hinhalten, um ihre paranoiden und vor Hass geifernden "Ängste, Sorgen und Nöte" zu bedienen. Denn damit lässt sich scheinbar eine andere Art von Quote steigern.
Und so durften wir im Jahr 2015 auch beobachten, wie diese Medien aus Nazis, die Pogrome veranstalten und Flüchtlingsheime anzünden, sogenannte "Asylkritiker" wurden. Vielleicht machen dann 2016 diese Medien aus den sexistischen Schlägertypen und Vergewaltigern "Feminismuskritiker"?
so sehr ich es auch begrüße dass der rassismus in der emma angepsrochen wird, so sehr verwundert es mich dass der autor meint dass es nur einen, nämlich den richtigen feminismus gibt.
vielmehr gibt es tausende verschiedene strömungen und im gleichen maße in dem der autor die prämissen der emma ablehnt, lehnen manche strömungen die prämissen des autors ab, nach der z.b. anlabern von der seite nicht geil sei oder dass das thema gewalt gegen frauen wichtiger sei als das thema gewalt gegen männer....
so sehr ich es auch begrüße dass der rassismus in der emma angepsrochen wird, so sehr verwundert es mich dass der autor meint dass es nur einen, nämlich den richtigen feminismus gibt.
vielmehr gibt es tausende verschiedene strömungen und im gleichen maße in dem der autor die prämissen der emma ablehnt, lehnen manche strömungen die prämissen des autors ab, nach der z.b. anlabern von der seite nicht geil sei oder dass das thema gewalt gegen frauen wichtiger sei als das thema gewalt gegen männer....
Auch unsere Gleichberechtigung ist in Gefahr, wenn jetzt Hunderttausende meist junger Männer in unser Land strömen“, schrieb die Emma. Und um das hier noch mal festzuhalten: Das! Ist! Kein! Feminismus.
Mag sein. Bin nicht zuständig, so ein Urteil abzugeben. Nur bleibt mir, nach dem ich den Text gelesen habe unklar, warum das so ist. Genauer gesagt, warum das so sein soll.
Und warum ist die neoliberale Legitimationsideologie, der die Autorin erkennbar zugeneigt ist, die irgend was mit Gender heißt und solchen Schwachsinn wie eine Quote für Aubeuterinnen, unlesbares Deutsch, oder gar eine Frau an der Spitze des Zentralorgans des enthirnten Mobs für ein Thema hält, richtiger Feminismus?
Reicht es wirklich aus, das einfach anzusagen und dann isses halt so? Ein irres Diskursniveau.
Haha, ein Pegida-Männerrechts-Troll, der an die große Feminaziverschwörung in der Lügenpresse glaubt! Ist Ihnen unter Ihrem Aluhut der Kopf zu heiss geworden?
Sie haben vergessen, alle Männer, die Frauen respektvoll behandeln, als "lila Pudel" zu beschimpfen und der Kampfbegriff "Gender-Wahn" fehlt auch noch in Ihrem Beitrag.
Ansonsten kann man zu Ihrem Kommentar nur sagen: wirr, wirrer, Männerrechtsbewegung. Übrigens liebe Freitag-Moderatoren, indem der Vorposter den Feminismus mit dem Nationalsozialismus auf eine Stufe stellt, wird der Naziterror verharmlost und relativiert - ist das in Deutschland nicht gesetzeswidrig? Man kann das durchaus als Hassposting interpretieren.
mein " feministischer " moment im jahr 2015:
Nippelfotos bei Facebook: "Das ist so ungerecht" spiegel
ist es jetzt sexistisch und damit antifeministisch, wenn wir mehr nippel sehen wollen?
gleichzeitig stellt der " playboy " seine nacktbilder ein. schluss mit nackt - zeit-online fragt, ob das prüderie oder feminismus ist?
Was für eine Überraschung, der Feminist zensiert und natürlich kennt er nichts weiter als Beleidgungen, ist vermutlich nicht weiter verwudnerlich bei dem geringen IQ.
Die Wahrheit ist nun mal dass Feministen und Nazis absolut gleich argumentieren, da könnt ihr noch so viele Kommentare löschen.
Feministen verzweifeln schon, jetzt haben sie endlich die Medien infiltriert, doch die sind völlig irrelevant geworden, hahahaha.
"dass Gewalt gegen Frauen nach wie vor ein Thema ist". Richtig, und Gewalt gegen Männer ist keines, weil eine Debatte darüber vom Feminismus immer mit dem Vorwurf der Relativierung abgewürgt wird. Es kann und darf ja nicht sein, dass der Blick weg von den Sorgen und Nöten der wirklich wichtigen Menschen gelenkt wird.
Ja, in diesem Jahr sind aufgrund der Flüchtlingskrise die Fronten doch sehr durcheinander geraten. Die Rechten haben ihr Herz für die Frauen und auch Schwulen- und Lesbenrechte entdeckt, zumindest deren Bedrohung durch den Islam.
Auf der anderen Seite entdecken die Linken plötzlich, wie schändlich Falschbeschuldigungen in Sachen Vergewaltigung sind, ja man konzidiert überhaupt erst, dass es so etwas gibt. Jedenfalls dann, wenn es Flüchtlinge trifft und die Beschuldigerin vielleicht ein wenig rechts angehaucht ist. Und der Feminismus, der sonst unermüdlich propagiert, man solle jeder Frau unbesehen der Faktenlage grundsätzlich glauben, duckt sich weg.
"Die Wahrheit ist nun mal dass Feministen und Nazis absolut gleich argumentieren, da könnt ihr noch so viele Kommentare löschen". Genau. Bestes Beispiel Frauenquote! Nazis strömen immer wieder auf die Straßen und führen für Frauenquoten regelrechte Straßenschlachten aus. Sie brüllen "Frauen an die Macht".
Beispielsweise Gendersprache: Nazigruppen sprechen sich in ganz Europa für weibliche Formulierungen aus, wollen 'Väter und Söhne' so weit wie möglich immer durch 'Mütter und Töchter" ersetzen. So tickt Nazi-Engagement immer wieder.
Beispielsweise "Männerrechte": Nazigruppen lehnen jegliche Form der "Männerrechtsbewegung" als Firlefanz von 'Heulsusen' ab. Wollen es verbieten, trotz feministischem Widerstand. Wollen nur noch "Frauen an die Macht!"
Beispielsweise Krupp-Stahl: Nazisgruppen wollen in Deutschland "Frauen, die zäh wie Leder und hart wie Krupp-Stahl sind". Wie die Verhältnisse in der Ehe: Nazigruppen fordern, dass in Familien bei einem Streit nur die Frau die Entscheidung treffen darf.
Beispielsweise: Ehrenvorsitz. Die meisten Nazigruppen haben nur Frauen als Führungspersonen und als Ehrenpersonen. Alice Schwarzer gilt Ihnen als Heilige. Und das ist erst der Anfang der wichtigsten Nazi-Forderung aller Zeiten: "Frauen an die Macht!"
Sie wird ständig in jeder Nazi-Gruppe gepredigt.
Frau Schwarzer hätte einfach weiter gegen weiße heterosexuellen Mann hetzen sollen - alle "underground",...."das ist nicht Feminismus" - Feministinnen und "Ich bin keine Feministin, aber" - Feminstinnen hätten sich vor Freude die Achselhaare gezwirbelt.
Ich würde das Jahr eher andersherum beurteilen. 2014 war die Feminismus-Front von der "Sexismus in Spielen"-Debatte einer Sarkeesian dominiert. Die war über weite Strecken sachfremd und hat einen Feminismus ins Rampenlicht gezogen, der viele Menschen (beiderlei Geschlechts) abstößt.
2015 hat dann die Gegenseite nachgezogen und gezeigt, dass sie auch ihre Bekloppten hat. Das kann dem Feminismus als Ganzem nur Sympathien einbringen.
Au contraire, für Sie und andere Männerrechtskameraden mag die "Gamergate"-Affäre einen "abstoßenden Feminismus" ins Rampenlicht gezerrt haben. Für halbwegs normale Menschen hat "Gamergate" aber wieder mal gezeigt, dass es da draußen und besonders verstärkt durch das Internet eine Menge gefährliche Verrückte gibt, die Frauen sofort mit dem Tod bedrohen, Vergewaltigung androhen, verspotten und ganz generell sexualisierte und misogyne Gewalt gutheissen, sobald Frauen ihren Mund aufmachen und reflektiert und kritisch sprechen. Man kann über die Kritik von Anita Sarkeesian unterschiedlicher Meinung sein, "Gamergate" offenbart aber keine sachliche Auseinandersetzung über ein Thema, sondern nur pure Gewalt.
Wie der misogyne Amoklauf Frauen zum Schweigen bringt und die Netzkultur vergiftet
http://loukanikos.blogsport.eu/2014/10/28/gamergate-misogyne-amoklauf
Außerdem sehen wir am aktuellen Beispiel des Umgangs mit dem Twitter-Hashtag #whyisaidnothing, dass dieser frauenfeindliche Sumpf auch nicht davor zurückschreckt, Opfer von Vergewaltigung auch noch zu bedrohen und zu verspotten, sobald diese sich öffentlich outen. Einfach abartig, was da abgeht.
http://www.taz.de/Rape-Culture-und-Trolle-auf-Twitter/!5263276
man kann also über sarkeesian unterschiedlicher meinung sein und dann verlinken sie zu einem blog der eine extrem einseitige sichtweise hat?
naja, "gamergate" scheint für ja manche die illuminati des internets zu sein. egal wo und wie irgendwo was schlimmes passiert, irgendwie haben "die" irgendwie angeblich noch ihre finger im spiel. wer "die" sind weiß natürlich keiner, aber zirkelschlüssig natürlich immer die, die was angestellt haben.
nicht zu vergessen dass ein großteil dessen was "die" angstellt haben ist, nicht "ja und amen" zu sagen sondern die thesen und behauptungen mancher leute zu hinterfragen. für viele ist dies irrsinnigerweise bereits eine belästigung....
Ob es die "gefährlichen Verrückten" im Internet gibt. Oder nur da, oder überhaupt? Oder wovon reden wir überhaupt.
42 Millionen Aufrufe:
https://www.youtube.com/watch?v=HamWBUdmMnk
Hätte nur Frauen das Wahlrecht, berichtete Telepolis, hätte die CDU die absolute Mehrheit.
Das ist die Netzkultur, nicht Löffler und Co.
Die Löffler, die glaubt "richtigen Feminismus" unbegründet bestimmen zu dürfen, eher nicht. 42 Millionen Rezipienten wird sie wohl im ganzen Leben nicht haben. Falls nicht ein Wunder passiert.
Und was hier von mir vielleicht schadenfroh oder zynisch klingt, ist tatsächlich nur verzweifelt. Aber so wenig, wie ich mit dem neoliberal anschlussfähigen Gender-Neusprech-Feminismus Löfflers was zu tun haben will, so wenig hat sie mit dem analytisch-kritischen von Scholz oder Power was zu tun. Nur, zum Schluss werden wir gemeinsam in der Scheiße sitzen.
Trost spendet auch dieser Gedanke nicht.
Feministen: "man muss der Frau glauben wenn sie sagt dass der Mann sie vergewaltigt hat, der Mann gilt als schuldig, egal was er sagt." Und Heiko Maas, auch so ein verrückter Feminist, veruscht seit langem die Unschuldsvermutung zu kippen. Ich widerhole noch einmal, da es so unfassbar ist: er will die UNSCHULDSVERMUTUNG kippen.
Nazis: "wenn eine deutsche Frau einen Ausländer der Vergewaltigung bezichtigt, dann muss der sofort ins Gefängnis"
Feministen: "wir leben in einem frauenunterdrückenden Patriarchat, in dem Männer einen Vorteil haben"
Nazis: "der Jude hat ein System errichtet um uns zu unterdrücken, er kontrolliert alle Regierungen und Banken"
Feministen: "wir müssen Männer in Konzentrationslager stecken"
Julie Bindel(verrückte Feministin): ".....It won’t, not unless men get their act together, have their power taken from them and behave themselves. I mean, I would actually put them all in some kind of camp......"
Nazis in den 30ern: "Wir müssen das Judenpack in KZs stecken"
Nazis im Jahre 2015: "wir müssen das Moslempack in KZs stecken"
Die harmloseren Zitate die sich überschneiden, Feminsiten gegen Männer und Nazis gegen Ausländer, habe ich gar nicht erst erwähnt.
Doch wie ich vorher schrieb(wurde aber selbstverständlich gelöscht), die Hetzte der Feminsiten gegen Männer und die Hetze der Nazis gegen, momentan, Moslems haben jetzt einen gemeinsamen Feind: den musimischen Mann! Es war nur eine Frage der Zeit.
Sparen sie sich bitte den Dummschwall. Weder bin ich ein "Männerrechtskamerad", noch habe ich dafür gesprochen.
Ja, was da zT an Reaktionen kam war bizarr. Aber, wie sie durch aufmerksames Lesen bemerken können, davon habe ich nicht gesprochen. Ich meinte Sarkeesians Thesen, die für jeden, der ein bisschen Spieleaffin ist, leicht als sachfremder Quatsch zu entlarven waren. Das gilt im übrigen auch für weibliche Spieler.
"Gestern hatte man noch Spass beim Hetzen gegen Quote, "Gender-Wahn" und die "Homo-Lobby", heute schon wird der Feminismus bemüht, um gegen Flüchtlinge zu hetzen."
Es ist auch auffällig, wie das deutsche Rassen- und Klassenbewusstsein plötzlich sein Herz für den Hartz4schmarotzer entdeckt und ihm Förderung zu gönnen gedenkt (aber nur solange der sie nicht einfordert oder benötigt, denn da macht der Spaß dann a Kurvn). Jedenfalls läuft mir dieses Aufrechnungsargument zwischen Flüchtling und Hartz4-Empfänger sehr oft über den Weg und die Galle über.
Übrigens wurden insbesondere die Obdachlosen - natürlich nur die Obdachlosen mit Ariernachweis - auch schon von den Nazis entdeckt:
„Wir lassen keinen Deutschen erfrieren“
Bisher waren Obdachlose eine Opfergruppe rechter Gewalt. Jetzt entdecken rechte Asylgegner sie für ihre Propaganda.
http://www.taz.de/Elende-Konkurrenz/!5252904
Volkssolidarität als esoterische Businessstrategie. Typische Verlogenheit rechtsnationaler Charaktermasken, nix neues unter der Sonne.
Nur mal kurz hier rein geschaut und gedacht: Was für ein pseudointellektueller linker Müll in den Kommentaren. Die feministische Parallelwelt eben.
Sehr geehrte Frau Löffler,
ein starker Text, den Sie da geschrieben haben. Ich bewundere ja, wenn ich das mal so offen sagen darf, die Kraft, mit der Sie für Ihre Sache einstehen und die Vehemenz, mit der Sie an deren Richtigkeit glauben. Oder, um mit Dostojewskij zu sprechen: Sie sind ein glühender Mensch und was Sie schreiben, schreiben Sie mit Leidenschaft. Das ist es, was wir brauchen. Menschen, deren Überzeugung aus dem Inneren kommt, und die sich, allen Zumutungen der Realität zum Trotz, nicht klein kriegen lassen. Lassen Sie sich das niemals nehmen. Demoralisierte Menschen gibt es in allen Bereichen zuhauf, Leute mit Ihrem Rückgrat dagegen nur ganz, ganz wenige.
Das scheint mir auch der Grund zu sein, warum Sie gelegentlich Kommentare der Art anziehen, Feminismus habe Ähnlichkeiten mit dem Nazismus oder ähnlichen Quatsch. Es wirkt schon souverän, wie Sie das an sich abperlen lassen. Ich persönlich hatte dieses Jahr, wiewohl dem Feminismus immer mit Sympathien gegenüberstehend, ja ein kleines Erweckungserlebnis in dieser Angelegenheit, als ich mich mit einer Freundin zum Fußball-Gucken auf St. Pauli verabredete. Nach längerem Suchen machten wir schließlich in einem rustikalen Szene-Imbiss Halt, wo sie das Spiel der Frauen Fußball-WM Deutschland gegen, glaube ich, USA, zeigten. Das war das erste Mal, dass ich mir bewusst ein Frauen-Fußballspiel ansah (auch Männer-Fußball gucke ich nur sehr selten) und ich war überrascht, wie gut es mir gefiel: Viel langsamer und entspannter als bei den Männern entsprach das Geschehen auf der Leinwand so völlig meinem eigenen Lebensrythmus, dass sich ein gewisser innerer Frieden einstellte. Wären da nicht die Heerscharen von Männern gewesen, die ständig den Imbiss betraten, um sich einen Burger oder ne Currywurst zu bestellen und von denen wirklich jeder Zweite mit einer unglaublichen Selbstverständlichkeit einen sexistischen Spruch der untersten Schublade nach dem anderen abließ, während ich selbst mittlerweile nur noch Menschen Fußball spielen sah und nichts weiter. Schlimmer waren da nur die Typen, die, bemerkend, dass wir dem Geschehen auf der Leinwand mit Interesse folgten, so ungläubige und abschätzige Blicke auf mich warfen, als wollten sie sagen: „Das meinst du nicht ernst.“ Ich hab mich da sehr, sehr unwohl gefühlt, war erschüttert darüber, wie tief die Herabsetzung des Weiblichen im gesellschaftlichen Bewusstsein (selbst auf St. Pauli!) verankert ist, und entschlossen, mich in Zukunft mehr mit Gender-Themen zu beschäftigen und die Sache des Feminismus zu verteidigen.
Denn wenn erst einmal die Frau befreit ist, ist die halbe Menschheit befreit. Und wenn wir die halbe Menschheit befreit haben, geht der Rest von ganz alleine und den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.
Ferner gefällt mir die Stringenz Ihrer Argumentation ganz gut und wie Sie zielsicher den Dingen ihren Platz zuweisen, gegen Vereinnahmungen von rechts auftreten (auf die in dieser rechts/links-verwirrten Zeit sicherlich einige drauf reinfallen) und herausarbeiten, dass man mit dem Antifeminismus vielleicht nicht vor Migranten hausieren gehen sollte, wenn man selbigen angeblich nicht fördern will.
Einzig mit der klaren Rassismus-Verurteilung kann ich, trotz dreimaligen Lesens, nicht d'accord gehen. Erstens aus formalen Gründen, da das angeführte Emma-Zitat keinen Hinweis auf die Ethnizität der „jungen Männer“ enthält. Zweitens aus allgemeinen Gründen, da der Begriff „Rassismus“ zu breitgefächert verwendet wird und alles umfassen kann vom Hate-Crime eines US-amerikanischen Polizisten, der sein Magazin schon bei nichtigstem Anlass auf einen farbigen Jugendlichen leerballert, bis hin zur simplen Frage eines ethnischen Deutschen an einen Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe, wo er denn herkomme. Da sollte allgemein stärker differenziert werden bzw. sollte man sich da lockerer machen und nicht zu schnell „Rassismus“ rufen. Und drittens scheint es mir so, dass die Emma-Redaktion sich mit dieser Äußerung lediglich in die abstrahierende top-down-Perspektive der gesamtgesellschaftlichen Steuerung imaginiert hat, also in die Position von Frau Merkel geschlüpft ist, was ja durchaus mal ok so sein sollte. Aber übrigens haben Sie vielleicht doch recht, da einem bei dieser Perspektive ja auffallen sollte, dass beispielsweise die Syrer aus einem säkularen Land fliehen und eine dementsprechende Sozialisation mitbringen sollten …
Na ja, wie dem auch sei. Ich glaube jedenfalls, dass Sie von sich aus keine falsche Bescheidenheit an den Tag legen und ruhig im nächsten Jahr nach den Mikrofonen greifen sollten, die sich dieses Jahr die falschen Leute in der Feminismus-Debatte gekrallt haben. Dazu braucht es, glaube ich, gar kein Manifest mit den neuesten, manchmal überspannt daherkommenden theoretischen Anstößen. Ihre Überzeugung, Haltung und Kraft (und auch Ihr Einfühlungsvermögen, das Sie in anderen Artikeln gezeigt haben wie z.B. der Reportage über die Balkan-Route) sind da viel stärker und machen, da alles andere als schrill, einen viel langanhaltenderen Eindruck als die Knallbonbon-Effekte der Jungstars.
Ich jedenfalls drücke die Daumen und wünsche viel Glück,
Soloto
Kopf in den Sand gesteckt
damit man
1. nicht zugeben muss, dass der ausufernde Feminismus nichts mehr mit dem realen Leben zu tun hat und
2. das was nun über Deutschland hereinbricht, die Errungenschaften der Frauenbewegungen hinwegfegen wird.
Ich habe als Handelslehrer an einer Privatschule erlebt wie Sprachlehrerinnen kleinlichen Feminismus betrieben haben. Gegenüber echter Frauenfeindlichkeit haben diese Damen den Kopf in den Sand gesteckt mit der Ausrede: "Das ist eine andere Kultur".