Peggy noch da?

PEGIDA Pegida ist fast aus der Medienwelt verschwunden, es reicht weder für Satire noch für die Schlagzeilen. Ein Fehler?

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Was ist eigentlich in Pakistan nach der Flut 2010 passiert? Oder wie geht es Haiti heute?

Als 08/15-Bürger, der ich bin, ist es schwer möglich, die Dinge zu verfolgen, die an einem Tag die Welt bewegen, am nächsten schon wieder vergessen zu sein scheinen. Alle Stränge weiter verfolgen, selber recherchieren, bei dieser Informationsflut ein schweres Unterfangen.

Mit der PEGIDA haben wir nun die Möglichkeit, dies aus der Nähe mitzuerleben. Aus den Medien sind die besorgten Europäer nahezu verschwunden, sie taugen nicht mal mehr für weitere Satire, obwohl die Geschehnisse auf der Facebook Seite des "eingetragenen Vereins" dafür mehr als genug Stoff bieten.

Aber nun haben Yannis Varoufakis´Mittelfinger und die EZB-Krawalle die ganze Aufmerkamkeit für sich gepachtet. Zu glauben, die PEGIDA löse sich von selbst schon auf, da es keine einheitliche Linie gibt, ist aber eher kurzsichtig. Die Erwartung, dass die Rückkehr von Lutz Bachmann die denkenden Abendspaziergänger kehrt machen ließe-ein weiterer Fehlglaube. Ja, der Vorstand hatte sich zerstritten, nun ist davon nichts mehr zu erkennen. Letztendlich ist nur weniger transparent, wer eigentlich genau das Sagen hat. "Wir" heißen jetzt nur noch "wir". Wir haben in Sachen "Öffentlichkeitsarbeit" dazu gelernt. Und Lutz tritt jetzt hauptsächlich als Gönner für den Tierschutz auf und teilt fröhlich auf seiner Facebook-Seite Satire-Videos von Volker Pispers-was für eine Farce.

Aber was passiert nun weiter, wo der Presserummel vorbei ist? Hören sie irgendwann auf zu spazieren? Geht einfach keiner mehr hin? Vielleicht passiert ja was dramatisches, um noch mal Aufmerksamkeit zu gewinnen. Nicht dass ich dafür plädieren möchte, dass wir alle wieder auf das Kleinkind mit dem Räppelchen blicken, aber es findet Veränderung statt, angeschoben nicht zuletzt durch die PEGIDA.

Öffentliche Kommentare bekommen eine andere Farbe, mehr und mehr Stimmen werden laut, die anders, als der PEGIDA unterstellt, sehr wohl einen gemeinsamen Tenor haben: Wir möchten nicht teilen. Wir sagen zwar, dass wir total gerne Flüchtlingen helfen wollen, aber leider können wir ja nicht, nun ja und eigentlich müssten man erst mal was für uns Deutsche tun bevor wir anderen helfen. Es gibt gute und schlechte Ausländer, und was wir nicht sagen, sondern nur umschreiben-je unähnlicher sie uns sehen, desto weniger wollen wir sie hier haben. Nicht dass uns noch einer auffrisst von die Wilden. Wir nennen das: Zuwanderung muss Regeln haben. Die Luft für allzu soziale Menschen wird dünner, die Aggression gegen links stärker. Mehr und mehr Menschen bekennen sich dazu, fremdenfeindlich zu sein, diejenigen, die sogar offen zugeben, nicht Tür an Tür mit Flüchtlingen leben zu wollen, erhalten weniger Gegenwind, nein,sogar Verständnis.

Bisher eine Bewegung im Kleinen, aber vermutlich wird es nicht so bleiben. Ich würde das ganze gerne nicht ernst nehmen, oder noch lieber ignorieren, fürchte aber, so löst sich das Problem nicht. Psychologisch ist es wohl sinnvoll, zu seiner Meinung zu stehen und diese auch ohne Angst offen auszusprechen. Der Preis unserer kultivierten Gesellschaft ist nun mal, dass wir nicht ungestraft habgierig, egoistisch und selbstsüchtig sein können. Und sich ein Stück weit davor zu befreien, würde ich dem Einzelnen jederzeit raten. Wenn dieser befreiende Schritt in die Ehrlichkeit aber bedeutet, Fremdenhass zu schüren und aufzupassen, dass der Nachbar nicht mehr hat als ich, pfeife ich auf Ehrlichkeit, Selbstbestimmung und allzu viel Einbindung des Volkes---das kann auch nach hinten losgehen.

Mein Fazit: Vielleicht gehen den Leuten die Regeln einfach auf den Keks, die sie sich selbst geschaffen haben, immer fein die Hand geben, immer dem anderen zuerst von der Suppe geben, auch wenn man sie am liebsten allein aufessen will, sei brav, sonst kommt das Christkind nicht. Vielleicht entpuppt sich ein ausgeprägtes Sozialverhalten demnächst als Charakterschwäche, jetzt, wo "Gutmensch" ein Schimpfwort geworden ist. Vielleicht entpuppt sich das deutsche Völkchen als gar nicht so bunt wie bisher gedacht, aber ich denke, in die eine oder andere Richtung wird sich der Wind drehen. Was ausgesprochen wurde, lässt sich nicht zurücknehmen, und diese Sorge um unser Geld und unsere "abendländische Kultur", unsere sogenannten Traditionen, sind Dinge, die immer öfter laut ausgesprochen werden. Die uns zwingen werden, Stellung zu beziehen und Konsequenzen zu ziehen.

Ich persönlich habe davor genau so viel Angst wie die Peggys vor der Islamisierung, was mich wohl wieder typisch deutsch macht, immer ein bisschen Angst vor irgendeiner -ierung im Gepäck.

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