Die USA hätten über diplomatische Kanäle entschiedene Einwände an die Adresse der Hong Konger und chinesischen Behörden gegen die Entscheidung erhoben, Snowden fliehen zu lassen, erklärte die Sprecherin des Sicherheitsrats im Weißen Haus montag früh. Ein solches Verhalten sei den amerikanisch-Hong Konger und amerikanisch-chinesischen Beziehungen abträglich.
Die chinesische, nationalistisch geprägte "Huanqiu Shibao" verwendet in ihrer Wiedergabe der Haydenschen Äußerungen anstelle des Wortes "fliehen" den neutraleren Begriff "abreisen" oder "das Land/Territorium verlassen", entsprechend der Formulierung der Hong Konger Regierung. Generell bleibt "Huanqiu Shibao" in ihrem Bericht bei einer eher trockenen Wortwahl.
Die Kommentierung wird einstweilen den Lesern überlassen: die USA seien "unverschämt", so der Kommentarthread. Schließlich habe Amerika China Probleme verursacht und das chinesische Volk empört, ohne Erklärungen zu liefern. Bei Haydens Äußerungen und ihrem Bezug auf die amerikanisch-chinesischen Beziehungen handle es sich um Gangsterlogik, um einen Dieb, der "Haltet den Dieb" schreie. Amerika habe die Rechte Anderer verletzt, vertausche jetzt aber Schwarz und Weiß.
"Das verletzt dein schamloses Gesicht, Amerika, dies zeigt die Essenz der berüchtigten Tricks 'westlicher Demokratien'." Außerdem: wie viele korrupte Straftäter und politische Kriminelle aus China habe Amerika nicht ausgeliefert?
Vielfach schlägt sich in der chinesischen Berichterstattung die Unterstützung nieder, die Wikileaks Snowden Berichten zufolge leistet, und zwar sowohl in kurzen Beiträgen als auch in einem ausführlichen Bericht der "Xinhua"-Nachrichtenagentur. Xinhua zitiert auch die Erklärung der Hong Konger Regierung:
Die Erklärung sagt, die US-Regierung habe die Regierung der Hong Konger Sonderverwaltungszone aufgefordert, einen (einstweiligen) Haftbefehl auszustellen. Da die von der amerikanischen Regierung übergebenen Dokumente nicht vollumfänglich den rechtlichen Hong Konger Anforderungen entsprachen, bat die Regierung der Sonderwirtschaftszone um weiteres Material zur Prüfung durch den Justizsekretär (zu Kolonialzeiten der Generalstaatsanwalt). Da die Regierung kein hinreichendes Material erhielt, habe sie keine legale Grundlage gehabt, Snowden an der Ausreise zu hindern.
Ebenfalls habe die Regierung der Sonderverwaltungszone Hong Kong der Erklärung zufolge die amerikanischen Regierung formell gebeten, eine Erklärung zu den Angriffen auf Hong Konger Rechnersysteme abzugeben, die es laut Berichten gegeben habe. Die Angelegenheit werde weiter verfolgt, um die Rechte der Hong Konger zu gewährleisten.
Die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums Hua Chunying verwies lt. Xinhua auf Reporterfragen darauf, dass Hong Kong ein Gebiet sei, in dem das Rechtsstaatsprinzip gelte (hier wurde ein Begriff verwendet, der im Beijinger Sprachgebrauch auch üblicherweise vom Begriff "Rechtsstaat" leicht abweicht und im Englischen eher als "rule by law" denn als "rule of law" übersetzt wird). Hua Chunying fügte lt. Xinhua hinzu, die Zentralregierung (also Beijing) respektiere das Hong Konger Grundgesetz und das Prinzip "Ein Land, zwei Systeme". Die Zentralregierung habe stets die Arbeit der Regierung der Hong Konger Sonderverwaltungszone in Übereinstimmung mit dem Gesetz respektiert.
Die Erklärung der Hong Konger Regierung findet sich auch auf Englisch auf der offiziellen Website.
Neben den amtlicheren Erklärungen des Weißen Hauses bearbeiteten Kongressabgeordnete am Sonntag in den für diesen Tag üblichen Interviews die heimische öffentliche Meinung. So auch die demokratische Senatorin Dianne Feinstein (Kalifornien), die auch Vorsitzende des Senatskomitees für die Geheimdienste ist. Feinstein warb um Vertrauen in die Dienste und bezeichnete einen Bericht der "Washington Post" über das Gericht zur Überwachung der Auslandsnachrichtendienste (Foreign Intelligence Surveillance Court) als einen Vorgang, der wohl mehr Transparenz geliefert habe als je zuvor in der Geschichte einer geheimen Organisation. Man müsse sehen, was man außerdem tun könne, um die Öffentlichkeit den Prozess sehen zu lassen, dem gefolgt würde.
Sie drückte Enttäuschung darüber aus, dass China Snowden nicht ausgeliefert habe: "Ich hatte eigentlich gedacht, China würde dies als Gelegenheit betrachten, die Beziehungen [zwischen Amerika und China] zu verbessern und ihn [Snowden] an die USA ausliefern."
Sie verzichtete allerdings auf eine Wiederholung ihres früheren Vorwurfs gegen Snowden, er sei ein Verräter: "Ich möchte darauf jetzt nicht eingehen. Ich möchte, dass er gefasst wird, für ein Gerichtsverfahren zurückgebracht wird, und ich meine, wir müssen genau wissen, was er hat [bezogen auf das dienstliche Material]. Er könnte noch viel, viel mehr [Material] haben. Es kann wirklich Menschen in Gefahr bringen. Ich weiß es nicht. Aber ich meine, die Jagd ist eröffnet. Und wir müssen abwarten, was passiert."
Unter dem Titel "Die Weltöffentlichkeit möchte nicht, dass Snowden Unglück erleidet" veröffentlichte die "Volkszeitung" (online) am Montag einen Kommentar der "Huanqiu Shibao":
Snowden verließ gestern Hong Kong und kam in Moskau an. Berichten zufolge wird er von dort in einen Flieger nach Kuba, Venezuela oder Ecuador umsteigen. Sein weiterer Verbleib und sein zukünftiges Schicksal sind ungewiss. Aber zweifellos möchte die Weltöffentlichkeit nicht, dass dieser junge Mensch Unglück erleidet.
Snowden hat etwas getan, was gut für die Welt ist. Er enthüllte Insiderinformationen über Internet-Spionageaktivitäten, die gegen bürgerliche Rechte verstießen, womit [nun] die US-Regierung moralisch ernsthaft in der Defensive ist. Er hat die amerikanische Regierung praktisch des Rechts beraubt, auf dem Gebiet der Cybersicherheit Anderen Vorhaltungen zu machen. Er hat den Menschen mitgeteilt, wie die amerikanische Regierung die Meinung der Weltöffentlichkeit um den Finger wickelt.
Tatsächlich ist nicht nur die Jagd auf Snowden eröffnet, wie Feinstein sagte. Mit dem Begriff "moralische Defensive" benennt Huanqiu ein Problem, das bisher vor allem die chinesische Führung hatte. Argumentativ hatte Beijing die Deutungshoheit hinsichtlich des Internets gegenüber der heimischen, chinesischen öffentlichen Meinung ohnehin seit mehreren Jahren gesucht. Spätestens Ende 2012, auf der Internetkonferenz der Welttelekommunikationsbehörde (ITU) in Dubai, forderten Beijing und verbündete Regierungen den Status Quo auch international heraus und argumentierten zugunsten einer stärkeren ITU-Aufsicht über das Internet. Die amerikanische Position war dabei in einer - relativen - Minderheit: laut "Volkszeitung" wurde eine Resolution, die zur Bewegung in Richtung ITU-Aufsicht drängte, von 89 Regierungen gebilligt; 24 erklärten, definitiv nicht unterzeichnen zu wollen, und die restlichen der insgesamt 144 vertretenen Staaten blieben unentschieden.
Praktisch verbindlich war die Resolution nicht, aber der amerikanische Medienunternehmer und frühere Herausgeber des Wall Street Journals Gordon Crovitz befand, es handle sich um Amerikas erste große digitale Niederlage.
Snowdens "Leaks" könnten die zweite sein.
NSA, Wikipedia, acc. 24.06.13
» Von Glashäusern umzingelt, FC, 14.06.13
Updates
Travelling without passport, BBC, 24.06.13
Kommentare 43
die karten werden neu gemischt - neues spiel - neues glück??
hongkong: dokumente sind nicht vollständig
russland: wir sehen keinen grund ihn fest zu nehmen
Die Luftfahrtgesellschaft Aeroflot teilte unterdessen mit, dass der Flug, auf den Snowden registriert war, inzwischen aus Moskau abgeflogen ist, er selbst aber nicht an Bord zu sehen war. Laut Aeroflot seien sogar zwei Sitze auf Snowden reserviert gewesen. Die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete unter Berufung auf Sicherheitskreise ebenfalls, Snowden sei nicht an Bord.
http://derstandard.at/1371170346863/Aufdecker-Snowden-nach-Russland-gefluechtet
Assange und Snowden spielen gerade über Internet Skat, und die NSA ist als dritter Mann dabei. Die Cyberwelt ist schön.
Die Privatisierung im Geheimdienstwesen hat aber auch ihre Schattenseiten. Sollte das der US-Regierung nicht zu denken geben?
Und ist es nicht gut, dass Snowden keinen Blackwater-Helikopter im Washingtoner Luftraum flog?
Vielen Dank für die Zusammenstellung dieser verschiedensten und sehr interessanten Informationen!
lg-mcmac
http://ts4.mm.bing.net/th?id=H.4980045654919471&pid=15.1&H=123&W=160
snowden´s reise-outfit
Die demokratische Senatorin Dianne Feinstein (Kalifornien), die auch Vorsitzende des Senatskomitees für die Geheimdienste ist, warb um Vertrauen in die Dienste.
Nach über 50 Jahren qualitativ hochwertiger Lügen?
Die ganz nebenbei in seinen verheerendsten Formen z. B. den Krieg in Vietnam und dem Irak zur Folge hatten?
Wirbt die Senatorin demnach in das Vertrauen auf die Lüge?
Also dem kann ich folgen ...
Gut, dass in den 60ern und 70ern Peking technisch noch nicht soweit war wie die Amis. Damals reichte es den Maoisten, ihren Kumpels von der Steinzeitfraktion freie Hand zum Plastiktüten-über-den-Kopf-ziehen und zum Rausschneiden der "feindlichen" Gallenblasen (Prost!) zu lassen.
Wie viele Vietnamesen sind eigentlich umgekommen, als Deng Xiaoping zur Feier der chinesisch-amerikanischen Freundschaft seine "Strafexpedition" startete?
@JR´s China Blog
Auch diplomatisch wurde es in den Nachrichten als Albtraum für die Amerikaner gemeldet. Sie können ihren "Verstimmungen" diplomatisch zwar Ausdruck verleihen, aber wenn es um den direkten "Erfolg" geht Snowden habhaft zu werden , haben die Amerikaner das Nachsehen.
Es ist schon sagenhaft wie durch das Netz Einzelne, die wirklich wichtige Dinge enthüllen, ganze Staaten an der Nase rumführen wenn auch nicht hinter sich herziehen können.
So ganz unter uns, McMac: am (bisher ja fiktiven) Friedensnobelpreis für Snowden müsste dieser Norweger , ebenso Kritik üben wie an dem für Obama oder den für die EU. Aus seiner Sicht entspräche auch Ihr 2014er nicht den Standards, die Nobel festgelegt habe.
Was nichts daran ändert, dass ich mich sehr freute, als Liu Xiaobo 2010 den Preis gewann.
Assange und Snowden spielen gerade über Internet Skat, und die NSA ist als dritter Mann dabei.
Klar. Der Skatklub der Eingeweihten. ;-)
Wer gibt?
Ob Snowden vor allem intensiv verfolgt wird, weil er so brennendes Material mit sich trägt, oder um Nachahmer abzuschrecken, wäre eine interessante Frage.
Senatorin Feinstein könnte sie vermutlich beantworten. Die Sätze:
Er könnte noch viel, viel mehr [Material] haben. Es kann wirklich Menschen in Gefahr bringen. Ich weiß es nicht.
kaufe ich ihr nicht so recht ab. Oder wenn doch, dann wissen entweder Snowdens Ex-Vorgesetzte gar nicht, mit was für Daten der sich dienstlich beschäftigte, oder sie erzählen es Feinstein (also der Vorsitzenden des Ausschusses für die Geheimdienste im US-Senat) nicht weiter, weil das viel zu geheim für die zuständige Parlamentarierin ist.
Beide Szenarien wäre ziemlich goldig, oder? ;-)
JR Intelligence Unit (JIU): Snowden verreist im Diplomatenflieger, wg. Abfangjäger über dem Golf von Mexico und Immunität.
http://www.plan59.com/images/JPGs/twa_1952_00.jpg
V.l.n.r.: Snowden, die Wikileaks-Assistentin, und der Nachschub.
Ich verstehe eines nicht,dass derjenige,der diese dreckigen Machenschaften des US- und GB-Geheimdienstes veröffentlicht,jetzt als Verräter dargestellt wird."1984",ein Roman von George Orwell,erschienen 1949,ist in den USA bereits Wirklichkeit!"Big Brother Is Watching You!"Wie verkommen muss noch eine Nation werden,die diese weltumspannende Spähaktion verteidigt.Herr Obama sollte jetzt den Mut besitzen,seinen Friedensnobelpreis zurückzugeben.Es gibt Menschen auf dieser Erde,die es wirklich verdient haben.Und die meiste deutsche Presse läuft als gelehriger Schüler diesem "Vorbild" hinter her.Allen voran die Blödzeitung in "Stürmermanier"!Wie schlimm ist es um den Journalismus in D bestellt?
SO geht Diplomatenflieger, JR:
http://farm2.staticflickr.com/1346/847305736_f09d8c6ef3_o.jpg
Stürmer-Manier? Nee, da stimme ich nicht zu. Halbwegs akkurater Information geht die Abspeckung der großen Worte voraus.
Die Frage ist für mich, wie gut will ich informiert sein? In den USA sind selbst viele Liberale sich nicht zu schade dazu, Snowden als Schulabbrecher, Narzissten oder Verräter zu bezeichnen. Ich glaube, sie sind es einfach müde, an sich selbst - bzw. an ihrem Land - zu zweifeln, und der Sog des Mainstreams tut das Übrige.
Übrigens stelle ich mir die Frage danach, wer was wie, warum, für wen usw. darstellt, ebenso, wenn die Narrative von Wikileaks und Verbundenen kommen. Es soll immer eine Geschichte erzählt werden - aber ich frage mich, wie man sie außerdem noch erzählen könnte. Das kann Manipulationen (von allen Seiten) vorbeugen.
Anders motiviert und ambitionierter ist da allerdings wohl dieses Vorhaben.
Nach Popper ist der beste Staat jener, wo man ggf. die Regierung am schnellsten wieder loswerden kann.
Und nach unserem Verständnis ist der Bürger doch wohl vor dem Staat zu schützen und nicht umgekehrt. So ist dieser grundlegende Gedanke vor Willkür in Verfassungen eingeflossen. Aber offensichtlich sind wir als "Erben" der politischen Kämpfe nicht wachsam genug gewesen, um diesen Wahnsinn der Überwachung zu verhindern!
Es ist doch eher erstaunlich, dass sich von Hunderttausenden in den Überwachungsbranchen nur so wenige Menschen zu so mutigen Schritten wie Snowden oder Manning entschließen können.
Unter dem Deckmantel des Terrorismus wird uns mehr oder weniger jede Form der Überwachung zugemutet. Hier geht es aber in erster Linie um Wirtschaftsspionage, militärische Vorherrschaft und natürlich um das außerhalb (über dem) des Rechts stehende amerikanische Imperium (inkl. Great Britain), welches ja unter Inanspruchnahme göttlicher Bevorzugung, bzw. Beauftragung, die Welt zu ordnen hat.
Was wäre wohl geschehen, wenn sich ein chinesischer oder russischer "Verräter" abgesetzt hätte. Der Westen hätte alle Türen geöffnet, um der so genannten Freiheit zum Recht zu verhelfen. Denn hier wäre es ja um Unrechtsstaaten gegangen.
Aber natürlich wird herausgestrichen, dass man ja im Westen in der Presse darüber berichten kann usw.. Nein, bei uns ist es noch viel schlimmer. Denn unter dem Anspruch der freiheitlichen, westlichen Demokratien ist selbst das Wort "Skandal" zu gering gegriffen!
Was hier geschieht, ist eine tiefe Verletzung unserer ideellen Prinzipien. Snowden müsste in Deutschland Asyl angeboten werden. Er hätte förmlich ein Recht darauf!
18.
Ich finde es insgesamt sehr spannend was da gerade passiert ... Ich denke, ungefähr 80% der Bevölkerung der betroffenen und der informierten Staaten sind der Meinung dass die Enthüllung Snowdens ein Glücksfall ist, dass er das richtige getan hat und dass die Praktiken der NSA und auch des britischen Geheimdienstes ein Skandal sind. Vielleicht kein überraschender Skandal, aber ein No-Go. Je mehr die US-Regierung jetzt als Snowden-Jäger auftritt, desto mehr schrumpft ihr Rückhalt in der Bevölkerung (des Planeten). Klar, dass sie es trotzdem tun, immerhin geht es um "Geheiminformationen", und das ist offenbar unabdinglich für eine "westliche Demokratie".
Der einzig richtige Schritt der US-Regierung wäre es jetzt, vor die Öffentlichkeit zu treten und das System der Geheimdienste zu erklären und zu begründen um darauf hinzuweisen dass Überwachung im Sinne des Bürgers ist. Aber sie werden es nicht schaffen das argumentativ so gut darzustellen dass die Leute sagen "Ok" ... das Problem ist: Sie werden es erst gar nicht versuchen. Das Treiben der Geheimdienste ist schon immer etwas das vor der Bevölkerung verschlossen sein soll, weil die Bevölkerung nicht verstehen würde was (und warum das) da passiert.
Es ist ein Desaster für die hierarchischen Systeme der westlichen Zivilisation. Und (da zitiere ich ausnahmsweise Wowereit gerne) das ist gut so.
Ja, ist auch OK.
Den Reflex vieler US-Liberaler, sich um die Obama-Administration zu "scharen" wie um ein Zentralkomitee finde ich erklärbar (wobei meine Deutung nicht stimmen muss), aber moralisch korrupt.
Was Snowdens Informationen hergeben, weiß ich nicht - gibt es Quellen, wo Fachleute sie beurteilen? Aus meiner Sicht besteht Snowdens Verdienst zunächst einmal darin, die NSA-Programme überhaupt wieder in die öffentliche Diskussion gebracht zu haben. Inwieweit "PRISM" der Welt außerhalb Amerikas mehr geschadet hat als z. B. "Echelon", kann ich nicht einschätzen.
Ich habe aber den unbestimmten Eindruck, dass Snowden leicht missverstanden werden kann. 2004 wollte er lt. "Guardian" für die Befreiung des Irak kämpfen - ebenfalls als Idealist. Seine Motive dabei glaube ich gut nachvollziehen zu können, ohne ihnen zustimmen zu können (weder 2002/2004 noch 2013). Er änderte seine Ansichten über den Irakkrieg nicht, weil er mit einiger Wahrscheinlichkeit völkerrechtswidrig war, sondern weil er mit "Befreiung" nichts zu tun hatte. So meine Lesart, die damit, dass Snowden nur über Medien vermittelt wird, sicherlich auf wackligen Füßen steht.
Das tun aber alle Narrative über ihn, oder?
Ich wünsche Snowden Glück. Und uns wünsche ich, dass wir in unseren persönlichen Verbindungen das tun, was wir können, um aus unserem Land ein freieres Land zu machen.
Ich glaube, ob das ein Disaster für die hierarchischen Systeme der westlichen Zivilisation ist, hängt davon ab, was die "unteren" Hierarchien daraus machen. Wikileaks sieht nach einer willkommenen Abkürzung aus - ich glaube aber, dass eine Öffentlichkeit, die Whistleblower feiert, manipulierbar genug ist, um sie morgen schon zu verdammen. Unsere Demokratie beruht aus meiner Sicht zu sehr auf Stimmungen. Es ist leicht, sich unter diesen Voraussetzungen von seinen Helden auch schnell wieder verraten zu fühlen.
Ich kenne das Meinungsbild in Deutschland nicht - aber ich kenne einige Menschen, die einen Überwachungsstaat gerne in Kauf nehmen, wenn man Ihnen dafür die Aussicht bietet, nicht von langbärtigen Bombenlegern getötet zu werden.
Dass die Wahrscheinlichkeit, unter einem LKW zu Tode zu kommen oder dauerhaft verletzt zu werden, weit größer sein dürfte - auch ohne diese Art Überwachung - geht in solchen Diskussionen ziemlich unter. Da sind m. E. ganz andere Motive am Werk.
Der da in der Mitte, das bin ich:
"Grand over" Hand Schneider Schwarz angesagt...
Snowden hat jetzt "Null over", jetzt bloss keine Karte verpieseln, das kann in die Hose gehen...
;-)
..."Dass die Wahrscheinlichkeit, unter einem LKW zu Tode zu kommen oder dauerhaft verletzt zu werden, weit größer sein dürfte - auch ohne diese Art Überwachung - geht in solchen Diskussionen ziemlich unter"...langbärtige Bombenleger?
Ich habe da noch so ein paar andere Ideen:Man beachte den 10. Platz, Finnland, vielleicht würden ein paar afghanische Sonnenstrählchen dem Gemüte zu gute kommen, Tempora hin, Nokia her...;-)
Man beachte den krassen Unterschied zwischen Grönland und Island in dieser Liste (1; 43). Island wäre schon keine so schlechte erste Wahl für Snowden gewesen, wenn Reykjavik mitgespielt hätte. Die amerikanischen Dienste hätten ihm nicht so leicht etwas andichten können, wenn sie dort gebuddelt hätten.
In der Hinsicht sieht Ecuador (63) allerdings noch besser aus. Oder liegt das daran, dass die Leute dort katholisch sind und sich gar nicht selber töten dürfen?
Zu Grönland: Kein Wunder, wenn ich mir ständig die Zehen abschneiden muss.
Zu Island: Bevor ich mich umbringe, lache ich mich doch lieber scheckelich' wie ich als Internetbankingbanause fast die Türme von Commerzbank und Deutscher Bank zum einstürzen brachte, da lachste doch fast noch aus dem Grab...
Zu Ecuador: Laut zensierten Presseberichten ist es nicht nur "verboten" sich umzubringen, es wird sogar gedroht, die 24 Milliarden $ US - Import - Export Bananen persöhnlich abzupflücken, falls du das duen dust, den Selbstmord, egal ob im Himmel oder Hölle, das erklärt zweifelsohne den Platz 63.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Liste der Morde:
18.2 per 100 000
In den USA waren es nur 3.9 per 100 000, trotz Rifle für Kiddie's und Schiessakrobatiken in Kinos und Schulen.
Das kommt eben davon, wenn du dein Kreuz erst bei den Wahlen, dann in der Kirche, aber nicht beim Grossgrundbesitzer gemacht hast...
"1984",ein Roman von George Orwell,erschienen 1949,ist in den USA bereits Wirklichkeit!
das kommt davon, wenn man sci fi als handlungsvorlage und nicht als warnung versteht
Nach Popper ist der beste Staat jener, wo man ggf. die Regierung am schnellsten wieder loswerden kann.
demokratie bedeutet ja herrschaft des volkes und das gab es noch nie! freie wahlen führen zu einer parlamentarischen demokratie und das volk liefert sich den lügen+versprechen in den wahlprogrammen aus, die es nicht demokratisch selbst formulieren und deren einhaltung einfordern kann - gleichzeitig sorgen die mächtigen parlamentarier dafür, dass ihre macht durch propaganda in ihren sinne sich auch gegen volksinteressen wenden kann, sie müssen immer nur darauf verweisen, dass dies "demokratisch" ist
es geht ganz einfach um missbrauch!!! "demokratisch" legalisiert durch gesetze nach ihrem geschmack ... es geht um hinterfragen von viel mehr ... doch darum kämpfen die völker schon ewig .... snowden steht auf der richtigen seite und versteht sich als vertreter der herrschaft des volkes ... diesem vorbild sollten alle auf ihre art folgen ... falsche etiketten abreißen und das bewußtsein+wissen über inhalte aller verpackungen einfordern ...
http://www.tnp.no/norway/panorama/3802-pirate-party-norway-snowden-passed-through-norway-to-iceland
Lest euch mal bitte dieses tolle Beispiel von Doppelsprech durch. Erstes Highlight in dem Artikel ist diese Aussage des Democrat-Senators Chuck Schumer:
"The bottom line is very simple: allies are supposed to treat each other in decent ways, and Putin always seems almost eager to put a finger in the eye of the United States, whether it is Syria, Iran and now of course with Snowden. That's not how allies should treat each other and I think it will have serious consequences for the United States-Russia relationship."
Klar, wenn die USA ein anderes Land freundschaftlich und respektvoll behandelt, dann ist es ja wohl Russland!1!! Aber hier ist das versprochene Doppelsprech. Es ist von Keith Alexander, dem NSA-Chef.
"To say that we're willfully just collecting all sorts of data would give you the impression that we're just trying to canvass the whole world," Alexander said.
Ja aber echt mal, was für eine Frechheit, aufgrund der Faktenlage diesen Eindruck zu erwecken!1!!
"The fact is what we're trying to do is get the information our nation needs, the foreign intelligence, that primary mission. The case that Snowden has brought up is in defending this nation from a terrorist attack. I'm confident that we're following the laws that our country has in doing what we do. We have a set of laws that guide how NSA acts; we follow those laws. We have tremendous oversight by all three portions of the government: the courts, Congress and the administration."
Ich frage mich ja, ob das bei irgendwem funktioniert, diese billige Taktik. Erst anzukündigen, dass man die Aussage widerlegen will, dass man die ganze Welt abhört. Und es dann einfach nicht zu tun. Was für ein billiger Taschenspielertrick. Naja und der Rest ist das übliche Blubberblah, das sie immer rausholen, wenn sie mit der Hand in der Keksdose erwischt werden. Terror!! TERROR!!!
http://blog.fefe.de/
Wenn das stimmt, gibt es in Norwegen entweder eine Gesetzeslage, die es nicht erlaubt, Snowden auszuliefern, oder er geht ein ziemlich hohes Risiko ein.
Kann ich nicht so recht glauben. Gibt es noch andere Quellen dafür?
lach ... ich tappe auch im dunkeln ... spuren gibt es bestimmt;)
>>> aber die kenne ich nicht
versuche nur daraus etwas über spurenlegen+verwischen zu lernen;)
http://beforeitsnews.com/alternative/2013/06/pirate-party-norway-snowden-passed-through-norway-to-iceland-2692268.html
Diese Quelle ist belastbarer. ;-)
ach ... ich lach nur grad mit "ihm" bei einem tee in meiner küche über die ganzen nebelkerzen
Al-Jazeera fasst ma zusammen (vor anderthalb Stunden): Snowden war nie in Russland (immigrationstechnisch so gut wie sicher richtig), und Ecuadors Außenminister weiß nicht, wo er ist. Er weiß auch nicht, mit welchen Ausweispapieren Snowden reist, wenn er denn reist.
Der deutsche Knotenpunkt für das Kabel ist demnach die Stadt Norden in Ostfriesland. Vermutlich würden die Daten in der britischen Küstenstadt Bude abgefangen, berichteten „SZ“ und NDR. Die Medien beziehen sich dabei auf geheime Unterlagen, über die der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden verfüge. Beim Ausspähen sollen dem britischen Geheimdienst zwei Telefongesellschaften behilflich gewesen sein. Angeblich handele es sich dabei um Vodafone und British Telecommunications (BT), heißt es in den Berichten.
http://www.orf.at/stories/2188439/2188391/
Ich hänge noch einen dran. Das Spektrum von "links" (fängt eigentlich erst bei den mehr oder weniger Liberalen an) bis "rechts" verhält sich anders als in Europa.
Beispiel Michael Savage. Niveau eher gruselig (seit der Erfindung des Internets muss man die Polit-Hosts nicht mehr unbedingt US-Kurzwellenstationen hören), aber das gleiche Level gilt auch für die Mainstream-Medien.
Bei manchen "Liberalen" in Amerika verstärken Talkshow-Hosts wie Michael Savage oder erst recht Alex Jones sicherlich den Eindruck, es handle sich bei der PRISM-Kritik generell um Paranoia.
Den Nordern kann es egal sein. Radio gibt es dort nicht mehr; das Internet noch nicht. Datensicherheitsrelevant ist das wohl erst so ab dem Raum Delmenhorst.
Lavrov: Snowden has not entered Russia (BBC)
ist wohl besser so - wenn sie bei ihren spaziergängen über die kabel stolpern - fragen sie nicht viel ...
Der Flug fand vor drei Tagen statt. Da kanntest du diese Fluglinie noch gar nicht. Der in der Mitte bin natürlich ich.
Mesdamessieurs, zur Sache:
es geht um die Frage, ob der Snowden nun ein Held oder ein böser Mensch ist. Dieser Beitrag stellt amerikanische (überwiegend böser Mensch) und chinesische (Held) Interpretationen einander gegenüber. Die deutsche Presse schwenkt in Teilen ziemlich genau auf die amerikanisch-"liberale" Linie ein.
Nachzulesen z. B. hier, mit Links u. a. auf den Deutschlandfunk.
Empören kann mich das nicht. Zum einen wirft der DLF-Kommentator (und Washington-Korrespondent) Marcus Pindur durchaus ein paar Fragen auf, deren Beantwortung mich auch interessieren würde, und zum anderen ist die Art und Weise, in der er versucht, einen rule-of-law in den USA ("Weg durch den Rechtsstaat") herbeizuargumentieren, welcher meiner Wahrnehmung jedenfalls nicht so recht entsprechen will, Teil einer Dialektik, die von beiden Seiten - anti- und pro-Snowden - angewandt wird.
Beides ist nicht mein Ding. Das erste, was mir wichtig ist, ist ein Mindestmaß an Respekt. Die Unterstellungen, die in der Berichterstattung in Deutschland immer mal wieder in Form von Charakter- oder Mentale-Stabilität-Fragen eingeschoben werden, verletzt diesen Respekt. Wer das so handhabt, hat es nötig.
Aber ist Snowden ein "Held" oder ein "Patriot"? Und wenn ja: ist er es, weil er die Debatte, die seit Jahren ziemlich tot war, wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt hat, oder weil die Faktenlage wirklich neu ist?
Darüber wird mir zu wenig geschrieben.
http://www.foreignaffairs.com/articles/139516/sue-mi-terry/how-to-prevent-the-next-edward-snowden
Good night, and good luck.
Mehr aus der gleichen Richtung: cyber threats to oil and gas suppliers pose an increasingly challenging problem for U.S. national security and economic competitiveness. Sicherheits- und Wettbewerbsinteressen werden zu einem Kuddelmuddel, bei dem sich ebenfalls die Frage stellt, ob es vor allem Anti-Terrorfürsten sind, die Snowden schnellstens wieder in Amerika haben wollen, oder doch eher, ähm, JR.
Danke für den Link!