Augstein und der Friedefürst der Finsternis

Donald Trump Was Krieg und Frieden angehe, sei Donald Trumps Weste sauber, so Augstein in seiner Kolumne für den "Spiegel". Das aber ist keine Kunst: noch ist er ja nicht Präsident.

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Angesichts der amerikanischen Wahl zwischen den zwei hauptsächlichen Kandidaten- Hillary Clinton und Donald Trump - spricht Jakob Augstein letzterem die wahrscheinlichere Rolle eines Bewahrers des Friedens (bzw. es weniger wüsten Kriegstreibers) zu. Das ist naiv.

Und mittelmeerzentrisch ist es zu behaupten, Syrien sei der gefährlichste Konflikt der Welt. Der Kaschmirkonflikt kann durchaus mithalten, und das südchinesische Meer kann es auch.

Augsteins Sicht ist naiv, weil er sowohl Clintons als auch Trumps Wahlversprechen für bare Münze nimmt.

Aber so funktioniert das nicht: nach der Wahl beginnt der Weg ins Amt, und damit der Weg in die Realitäten. Davon abgesehen gibt es keinen Grund zu glauben, dass Trump sich seinen Versprechen vor der Wahl ernstlich verpflichtet fühlt.

Wenn Clinton - ohne einen offenen Krieg mit Russland zu riskieren - Syrien weiter ins Elend stürzen kann, wird sie es tun. Das Assad-Regime war dem Westen und seinen arabischen und türkischen Verbündeten zu Beginn des Konflikts lediglich im Wege - dass das Regime aber seit fünf Jahren allen Bestrebungen zu seiner Beseitigung widersteht, wird nicht nur von weiten Teilen der Presse (hier ist Augstein eine überaus wohltuende Ausnahme), sondern auch von nicht ganz übersehbaren Teilen der rezeptiven Öffentlichkeit als eine Art persönlicher Beleidigung aufgefasst. Der muss weg. Soll heißen, der Schlächter von Damaskus muss weg - der hibbelige Augenarzt aus London also, der seit der Jahrtausendwende den Diktator von Syrien spielt, und das nicht ganz ohne Erfolg.)

Aber Clinton wird dafür keinen Krieg mit Russland beginnen. Sie weiß, dass Moskau daraufhin die Karten nicht hinwerfen, sondern mitzocken würde. (Darin dürfte übrigens ein wesentlicher Grund für einen weit verbreiteten westlichen Hass auf Putin liegen.)

Mögen Teile der Öffentlichkeit sich von Assad himself, von Wladimir Putin, von der Partei Gottes oder auch von Chamenei beleidigt fühlen: für Politiker, auch für Clinton, sind derart verletzte Gefühle allenfalls eine Randnotiz, bzw. eine propagandistische Herausforderung.

Es sei denn, sie heißen George W. Bush ("Das ist schließlich der Kerl, der meinen Vater töten wollte").

Oder sie heißen Donald J. Trump.

Augstein sagt es selbst: Trump ist der Narziss aus New York. George W. ließ wenigstens kindliche Pietät walten.

Und jetzt stellen wir uns mal vor, Präsident Trump kommt nach Moskau, um good deals mit Präsident Putin zu machen. Und dann wird er - oder fühlt er sich subjektiv - über den Tisch gezogen. Oder gar weltöffentlich blamiert.

Nein, dann wird er nicht nach Hause kommen, in den Situation Room rennen und den Roten Knopf drücken (so würde ich mir das jedenfalls vorstellen, denn es heißt ja Finger-auf-Knopf). Er ist zwar ein mutmaßlicher Narzisst, aber kein mutmaßlicher Irrer.

Das Problem liegt ganz woanders: von dem Moment an, in dem er sich von seinen peace partners irgendwie verraten fühlt (und wem könnte das schneller passieren als ihm?), muss ihn der militärisch-industrielle Komplex nicht einmal mehr unter Druck setzen, damit er pariert und als Präsident Trump die Clinton macht: schon darum, weil ihm damit Orientierung geboten wird. Die wird er brauchen, denn ein selbstlernendes System wäre ein Präsident Trump ganz sicher nicht.

Es gibt allenfalls einen Ort der Welt, an dem er möglicherweise wirklich Frieden schaffen könnte: in Nordkorea. Das wollte schon Obama, bevor er ins Weiße Haus gewählt war. Und beide haben bzw. hatten recht: Pyongyang wäre aus dem Häuschen vor Erleichterung, wenn es die Gelegenheit bekäme, Amerika und China gegeneinander auszutarieren. Mit dem Regime in Pyongyang wäre ein "good deal" tatsächlich denkbar.

Aber vermutlich hat Trump Korea längst vergessen. Zuletzt wurde ihm das Thema augenscheinlich schon etwas peinlich.

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