DJV: "Tendenz, von oben Einfluss zu nehmen"

Deutsche Welle. Mal recht freundlich, mal recht unfreundlich bei der Deutschen Welle. Aber: immer auf die Standards achten.

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Man sei besorgt, dass es eine Tendenz gibt innerhalb der Deutschen Welle, von oben Einfluss auf die Inhalte zu nehmen, zitierte die "taz" am Dienstag am Dienstag den Sprecher des Deutschen Journalistenverbands (DJB) Hendrik Zörner.
Anlass für die Sorge des DJV sind dem taz-Artikel zufolge Eingriffe aus der Führungsetage der Deutschen Welle bei der Veröffentlichung von Online-Artikeln sowohl zum Nahostkonflikt als auch zur Menschenrechtslage in China.

DW-Chefredakteur Alexander Kudascheff wurde mit einer Mitteilung zitiert, der zufolge die Beiträge [..] nicht den journalistischen Standards der Deutschen Welle entsprochen hätten. Der Verfasser des taz-Artikels, dem die unveröffentlichten DW-Online-Artikel vorliegen, kommt zu dem Schluss, einen Verstoß gegen journalistische Prinzipien suche man darin vergeblich.

"Standards" werden von der Deutschen Welle offenbar auch als Begründung für Korrekturmaßnahmen in den Redaktionen herangezogen, wenn es zu politischen Konflikten kommt. 2009 erhielt die China-Redaktion der DW gar einen "Monitor", den Ludwigshafener Sinologen Jörg-Meinhard Rudolph, der ebenfalls auf die "Standards" achten sollte. Rudolph fälle im Auftrag der Leitung der China-Redaktion zu den einzelnen Beiträgen regelmäßig Urteile, in denen diese auf ideologisierende Weise positiv oder negativ bewertet werden, so vier in den Jahren 2010 und 2011 entlassene Mitarbeiter der Deutschen Welle.

Damals allerdings ging es um eine angeblich zu große "China-Freundlichkeit" der Redaktion.

Im Fokus der neuerlichen Auseinandersetzungen um die China-Redaktion der Deutschen Welle steht die am 19. August entlassene freie Mitarbeiterin Su Yutong (vergl. »Beitr. v. 23.08.14). Die Deutsche Welle wirft ihr die Veröffentlichung von Interna auf "sozialen Medien" vor; Su wirft der Deutschen Welle politische Motive vor - der Sender habe die Richtung gewechselt und wolle nach einer stärker dissidentenorientierten Perspektive nun wieder "chinafreundlicher" berichten.

Auch die "Stimme Amerikas" (VoA) berichtete im August über die der Auseinandersetzung zwischen der DW und Su. Aus einem Interview der VoA mit der entlassenen Journalistin, in dem diese aus ihrer Sicht ihr Entlassungsgespräch mit DW-Programmdirektorin Gerda Meuer schilderte, habe sich unter anderem die Frage nach den journalistischen Qualitäten Sus ergeben, so die VoA in einem Online-Artikel. Diese Fragen habe man der Deutschen Welle gestellt.

In einer Antwort-Email habe die Deutsche Welle zwar als Anhang die Stellungnahme des Pressesprechers Johannes Hoffmann geschickt, die konkreten Fragen der VoA aber nicht beantwortet.

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Geschrieben von

JR's China Blog

Ich bin ein Transatlantiker (NAFO)

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