Hier ist dein Öl, jetzt mach dein Land kaputt

Februarlinks Koreanische Halbinsel erwartet das Kapital / Belarus braucht kein Russisch Brot / Donald Tusks Rat für die Ukraine / Monster sucht Braut

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Südkorea - Vermittler oder Helfer?

Wirklich beeinflusst habe Seoul die Verhandlungen zwischen der Trump-Administration und dem nordkoreanischen Regime nicht, notiert Yujin Lim, Asienforscherin an der Universität Leeds. Es sei der südkoreanischen Führung mit Präsident Moon Jae-in jedoch gelungen, "die Beziehungen zu ölen".

Nun wolle Südkorea eine wichtigere Rolle spielen und in einem "Neuen Halbinselsystem" die Führung übernehmen.

Von einer solchen Ordnung auf der koreanischen Halbinsel hatte der südkoreanische Präsident schon vor dem gescheiterten Gipfel zwischen Donald Trump und Kim Jong-un gesprochen. Gemeint war eine gestaltende Rolle Seouls für den Fall, dass sich Nordkorea ökonomisch öffne und sich das internationale Kapital beteilige.

Belarus - Öl her, Land kaputt?

Zum wiederholten Mal sah sich Belarus' (Weißrusslands) Präsident Alexander Lukaschenko im Februar zu Dementis veranlasst: mal sorgte sich der "Economist"*) um die belarussische Unabhängigkeit (Schlagzeile: Putin threatens Belarus), mal der frühere dänische Ministerpräsident und NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen (das Interview ist offenbar nur auf Russisch verfügbar, aber eine Übersetzungsmaschine hilft). Das Interview wurde (Google Translate zufolge) bei der Münchener Sicherheitskonferenz geführt, und Rasmussen dürfte demnach als freelance advisor (внештатный советник) des ukrainischen Präsidenten arbeiten.

Nonchalant reagierte der Außenminister Belarus', Vladimir Makei, laut Nachrichtenagentur Belta auf Rasmussens Warnungen:

Kein Kommentar. Wie kann ich die Wahnvorstellungen eines Beamten im Ruhestand kommentieren, der längst nicht mehr im Dienst ist und den Bezug zur Realität verloren hat?

Nicht ganz so entspannt äußerte sich Lukaschenko selbst laut AFP im Dezember. Moskaus Herangehensweise an Minsk laute, "hier ist dein Öl, aber jetzt zerstöre dein Land und werde ein Teil Russlands."

Tatsächlich besteht bereits eine "Union" zwischen Russland und Belarus, die allerdings seit ihrer Gründung 1997 nicht sehr konkret gestaltet wurde. Laut "Economist" könnte Moskau Minsk das Leben mit einer Streichung von Ölsubventionen sehr schwer machen, wenn Lukaschenko sich einer verstärkten Integration widersetze - die Zuschüsse machten vier Prozent des Bruttoinlandsproduktes Belarus' aus. Allerdings gestaltet sich das Arrangement, dem zufolge Belarus aus Russland billiges Öl und Gas erhält, es raffiniert und dann zu profitablen Preisen nach Westeuropa verkauft, laut "Radio Free Europe" schon seit 2017 nicht mehr so harmonisch wie zuvor.

Am 22. Februar wies Lukaschenko Gerüchte, er habe einer Fusion Belarus' mit Russland zugestimmt, bei einem Besuch der Weißrussischen Militärakademie zurück.

Schon im Dezember soll der belarusische Präsident laut AFP Moskaus Herangehensweise so erklärt haben: "Hör mal, hier ist dein Öl, aber du zerstörst dein Land und wirst Teil Russlands."

Und am Freitag (1. März) ging er in die Details der belarusisch-russischen Wirtschaftsbeziehungen: man sei nicht Russlands "Gnadenbrotesser". Vor allem aber: "Wenn das Volk und besonders ich es hören, will ich keine Unionen."

(Jedenfalls nicht so.)

Fünf Ratschläge: Tusk in der Ukraine

EU-Ratspräsident Donald Tusk sprach am 19. Februar im ukrainischen Parlament, in einer europäischen und einer polnischen Rolle.

Letzte Dinge

Good news, aber irgendwie auch traurig: Frankensteins Monster ist tot (oder wollte es jedenfalls werden). Les grains de raisins accusent, im Namen der Literatur.

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*) The Economist, Jan 12, 2019, pp. 21 - 22

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Ich bin ein Transatlantiker (NAFO)

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