Nelson Mandela, 1918 - 2013

Etappensieger "Wir dürfen uns nicht verabschieden von seinem Beispiel, seinen Idealen und von dem Traum, den wir mit ihm teilen", schreibt der südafrikanische "Mail & Guardian"

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Wenn jemand gestorben ist, ist "Anteilnahme" einer der am meisten gebrauchten Begriffe. Und wenn jemand gestorben ist, der weltweit bekannt und hoch angesehen war, ist die Anteilnahme global.

Für Mandela gilt in diesem Zusammenhang, was die britische Königin vor sechzehn Jahren etwas verkniffen über ihre verewigte Schwiegertochter Diana Spencer - auch eine "Ikone" anmerkte: "Millions of others who never met her, but felt they knew her, will remember her."

Und noch etwas haben Nelson Mandela und Diana Spencer gemeinsam: die Intensität, mit der sie ins kollektive globale Bewusstsein gelangten, wäre ohne das Fernsehen nicht denkbar gewesen. Die "Märchenhochzeit" der Prinzessin 1981 verfolgten schätzungsweise 750 Millionen Zuschauer weltweit per TV. 600 Millionen sollen - konservativen Schätzungen zufolge - 1988 das Konzert zu Mandelas 70. Geburtstag gesehen haben.

Aber die Wembley-Übertragung enthielt konkretere Botschaften. In Südafrika wurde sie gar nicht; vom amerikanischen Privatsender Foxnews nur in einer "deutlich entradikalisierten Fassung" gezeigt. Und das war erst der Anfang, wenn es um die Frage ging, wie radikal eine Botschaft denn sein dürfe.

"Sein grundlegendes Erbe ist ein viele Rassen umfassendes Südafrika in einem Rechtsstaat", schreibt John Campbell in einem Beitrag für den U.S. Council of Foreign Relations.

Seine Regierung war gekennzeichnet durch Versöhnung zwischen den Rassen, insbesondere mit weißen Afrikaners [Buren], [eine Versöhnung], die er geschickt unter der Verwendung von Symbolen voranbrachte. Wie Präsident Obama suchte Mandela "lehrbare Momente". So unterstützte er das hauptsächlich weiße nationale Rugbyteam. Er trank Tee mit Betsie Verwoerd, der Witwe Hendrick Verwoerd, dem Hauptarchitekten der Apartheid. Er vermied ANC-Triumphalismus und schwarafrikanischen Triumphalismus, und es gab während seiner Präsidentschaft keine Änderungen von [burisch] vegebenen Ortsnamen im großen Stil.

Er bestand auf dem Rechtsstaat. Apartheid mag ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewesen sein, aber es gab keine außergesetzliche "revolutionäre Justiz".

Aber die meisten schwarzen Südafrikaner blieben arm, schreibt Campbell. Hinsichtlich des Rechtsstaats und von Eigentumsrechten werde die Befürchtung geäußert, sie behinderten eine größere wirtschaftliche Gleichheit. Und die Regierung des amtierenden Präsidenten Jacob Zuma treibe ein Gesetz über Staatsgeheimnisse voran, welches die Transparenz der Regierungsarbeit und Kritik an der Regierung drosseln könnten.

Mit dem Tod Mandelas beginnen die Interpretationen. "Niemand hat in unseren Zeiten mehr getan um die Werte und Bestrebungen der Vereinten Nationen voranzubringen", wird UN-Generalsekretär Ban Ki-moon bei "Channel Africa" (Johannesburg) zitiert. Der Weltsicherheitsrat, der sich gerade mit den Jugoslawien- und Ruanda-Tribunalen befasst haben soll, als der Tod Mandelas gemeldet wurde, bezeichnete den 2009 von der UN-Generalversammlung initiierten Nelson Mandela International Day als "eine Feier der Idee, dass jeder Einzelne die Macht hat, die Welt zu verändern, die Fähigkeit zu wirken, gerade so wie Mandela selbst."

Das Praktischste an Ikonen ist ihre Unverbindlichkeit. Nichts an Mandelas Geschichte versteht sich von selbst: nicht der Mut, mit dem er einer Öffentlichkeit begegnete, die für die Belange der Menschenrechte nicht viel mehr war als ein Raum, der jedes geäußerte Wort und jedes Geräusch absorbierte, ohne dass es ein anderes menschliches Ohr erreicht hätte. Auch nicht der Preis, den er und seine damalige Frau Winnie Mandela zu zahlen hatten. Sie erzog zwei Töchter alleine, in ihren öffentlichen Funktionen aber agierte sie alles andere als "rechtsstaatlich".

Die Fähigkeit, "zu wirken wie Mandela selbst", ist ungleich verteilt. Dagegen helfen keine Appelle, und positive Vorbilder nur da, wo sie eine Resonanz erzeugen können. Die "Einzelnen", von denen der Weltsicherheitsrat sprach, leben auch in ganz unterschiedlichen realen Welten mit einem vorherrschenden gemeinsamen Nenner: der Gleichgültigkeit.

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Channel Africa/Kamalesh Sharma 2 06.12.13, 06.12.13
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Ich bin ein Transatlantiker (NAFO)

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