Die Empfänger des Friedensnobelpreises sind Kailash Satyarthi, ein hinduistischer Kinderrechtler aus Indien, und Malala Yousafzai, eine 17jährige Muslima aus Pakistan.
Dafür, dass beide es mehr als verdient haben, gewürdigt und ermutigt zu werden, nennt das norwegische Nobel-Komitee auf seiner Website gute Gründe, und man darf sich auf das freuen, was beide in ihren lectures bei der Annahme des Preises am 10. Dezember zu sagen haben.
Zweifel an der Entscheidung des Komitees sind gleichwohl angebracht. Zum einen tendiert man offenbar seit Jahren dazu, mit der Vergabe von Preisen vor allem dem eigenen Wertekanon auf die Schulter zu klopfen - von Barack Obama 2009 und Liu Xiaobo 2008 bis zu der unsäglichen Vergabe an die Europäische Union 2012.
Glaubt man dem norwegischen Juristen Frederik Heffermehl - oder folgt man seinen Kriterien -, kommt in den letzten Jahren nur der Friedensnobelpreis im vorigen Jahr - 2013 - als berechtigt in Frage. Dieser ging an die Organisation for the Prohibition of Chemical Weapons (OPCW), und laut Heffermehl konzentrierte sich Alfred Nobel bei der Definition der in Frage kommenden Empfänger auf diejenigen Friedensverfechter oder Friedensverfechterin, die
der oder die „am meisten“ für (1) „die Verbrüderung der Völker“, (2) die Verminderung oder Abschaffung der „stehenden Heere“ sowie (3) „die Förderung von Friedenskongressen“ bewirkt
habe.
Widerlegt wurde Heffermehl bisher nicht. Es gab auch keine ernsthafte öffentliche Debatte über seine Analysen.
Ob Edward Snowden - ein Mann mit enormen Verdiensten - den Kriterien Nobels eher entsprochen hätte? Auch das lässt sich nicht nach Wunsch entscheiden, sondern nur nach Kriterien.
Leider besteht eine Tendenz, sich mit den ausgewählten Preisträgern oder Empfängern öffentlicher Aufmerksamkeit gleichzeitig auch selbst zu gratulieren, fast nie aber, sich selbst bei just dieser Gelegenheit kritisch zu prüfen.
Die Nobelstiftung ist eine Institution. Wie viele andere öffentliche Institutionen des Westens auch, wird sie offenbar nicht gut verwaltet oder gar in ihren Möglichkeiten gestärkt.
Zu welch problematischen Ergebnissen es führt wenn Institutionen verfallen, beschrieb der britische Historiker Niall Ferguson im Jahr 2012 in den Reith Lectures der BBC.
Vor allem aber: eine Institution, die in der Ausführung eines großen letzten Willens nicht den nötigen Ernst an den Tag legt, wird auf Dauer keine positive Rolle mehr spielen können - auch nicht für die Menschen, deren verdienstvolle Arbeit und deren Mut sie im Dezember ehren will.
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