Überschrift folgt

Saturday Roundup Taiwans internationaler Auftritt / Römisch-Russische Ökumene / Santiago de Cuba / Cordt Schnibben / Hildegard Hamm-Brücher

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

==========================

Taiwan: 15 Minuten Ruhm

Über die mediale Aufregung, die der Telefonanruf der taiwanischen Präsidentin Tsai Ing-wen an Donald Trump verursachte (weil sie an den gewählten US-Präsidenten durchgestellt wurde), schüttelt der Taiwan-Korrespondent Klaus Bardenhagen den Kopf und weist darauf hin, dass Washington - jedenfalls formal - in seiner Taiwan-Politik mehr Spielraum haben, als in der allgemeinen Öffentlichkeit bekannt. Tatsächlich bedeutet der von Beijing geprägte Begriff der →"Ein-China"-Politik nicht überall in der Welt das selbe.

Rechtfertigt das Tsai-Trump-Gespräch Hoffnungen, dass Taiwan während der Präsidentschaft Trumps mehr Gelegenheit als bisher bekommt, sich an den Angelegenheiten der Weltöffentlichkeit zu beteiligen? Nicht automatisch.

Trump werde mit einem neuen Denken an die Beziehungen zwischen den USA und China herangehen, zitierte der deutsche Dienst des taiwanischen Auslandssenders RTI heute den Trump-Berater (und früheren Cheney-Berater) Stephen Yates - aber an der künftigen Chinapolitik arbeite man noch.

Spontan hatte man die taiwanische Präsidentin jedenfalls nicht mit Trump verbunden: das Ferngespräch war Medienberichten zufolge bereits verabredet gewesen. Die "FAZ" spekulierte am Mittwoch, der frühere republikanische Senator und Präsidentschaftsbewerber (1996) Robert Dole könne in seiner Eigenschaft als registrierter Taiwan-Lobbyist am Zustandekommen des persönlichen Kontakts beteiligt gewesen sein.

Tatsache ist allerdings, dass bei allem bisherigen Fokus des Trump'schen Wahlkampfs, und seinen ersten Ankündigungen danach, Taiwan gerade unter repulbikanischen Abgeordneten und Senatoren in Washington DC über viele Freunde verfügt. Das schlägt sich auch im 2017 fiscal year’s defense authorization act, nieder. Hier äußern Senat und Abgeordnetenhaus die Empfehlung (sense), Washington möge den Austausch zwischen amerikanischen und taiwanischen Militärs sowie Zivilbeamten mit militärischen Aufgaben aufwerten.

Denkbar wäre auch eine zweigeteilte US-Politik, die Taiwan unter Druck setzt, sich zu höheren Militärausgaben zu verpflichten (ähnliche Erwartungen hatte Trump als Präsidentschaftskandidat an alle US-Verbündeten gerichtet), aber neben dem eben auch eine protokollarische Aufwertung Taipeis.

Das freilich wäre Scheckbuchdiplomatie - wenn auch nicht die klassische Sorte, mit der Taipei sich seit Jahrzehnten Kleinstaaten als diplomatische Verbündete organisiert, und die in Taiwan selbst häufig kritisiert wird.

Aber wenn sich im Verhältnis zu Beijing derzeit nichts gewinnen lässt, dürften Angebote aus Washington in willkommen sein - Nachhaltigkeit vorausgesetzt.

==========================

Muttergottes von Trakai, 08.12.16

Nicht schreiend aktuell, aber diese Woche geschrieben und von bleibendem Wert.

==========================

Kuba, 03.12.16

A propos Heiligenverehrung: Fidel Castros Urne wurde vorigen Sonntag in Santiago de Cuba beigesetzt. Dem vorangegangen waren ein realer Trauerzug durch die Insel und weltweite virtuelle Trauerzüge.

Wie das aussieht, wenn einem britischen Thatcheristen ob der Heiligenverehrung der Anderen (also Linken) - der Kragen platzt, demonstrierte gleich nach den ersten Nachrufen, Ende November, "FoarP" (Fear of a Red Planet).

Daran an schloss sich ein Wortwechel zwischen Blogger und einem Kommentierer - beide hatten Kuba mindestens einmal besucht -, ohne sich auf den einen oder anderen Pluspunkt für die Castro-Family einigen zu können.

Von jener zog es ohnehin nicht jeden in die Politik. Ramón Castro Ruz - er starb bereits im Februar 2016 - blieb der Landwirtschaft verbunden.

==========================

Deutscher Reporterpreis

Cordt Schnibben, "Spiegel"-Redakteur, erhielt den Reporterpreis 2016, und fordert mehr Korrektness, nicht weniger.

Übrigens finde ich, zur Korrektheit gehört auch das "Sie" als allgemeine Anrede. Vergleiche 19./22. Sekunde des Videos.

==========================

Erinnerung

Eingebetteter MedieninhaltHildegard Hamm Brücher, 1921 - 2016

==========================

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

JR's China Blog

Ich bin ein Transatlantiker (NAFO)

JR's China Blog

Kommentarfunktion deaktiviert

Die Kommentarfunktion wurde für diesen Beitrag deaktiviert. Deshalb können Sie das Eingabefeld für Kommentare nicht sehen.