Wenn die Mächtigen (vielleicht) fallen

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Im Hier und Heute

Wenn die Mächtigen fallen, regt das zum Hinterhertreten an. Zumindest aber regt es die Fantasie an. Die bleibt dann meistens ein bisschen hinter dem zurück, worauf man stolz sein könnte.

Momentan fällt der Ami. Also vielleicht jedenfalls. Man kann ja schon mal gucken, wo man ihm hintreten will. Beim Idol von gestern macht das doppelt Spaß.

Szenen- und Zeitwechsel

Der plötzliche Zusammenbruch der Wehrmacht habe die Wahrheit des Spruches erneut bestätigt, dem zufolge der Hunne immer entweder an deiner Kehle oder an deinen Füßen zu finden sei, so Winston Churchill in einer Rede vor einer gemeinsamen Sitzung des US-Kongresses 1943.

Es gab seinerzeit und/oder später auch respektvollere Ansichten über die militärische Leistungsfähigkeit der Wehrmacht über 1943 hinaus - wenn die Propaganda nicht gerade demonstrative Verachtung erforderte.

Wieder hier und heute

Aber wenn ich mir mein Land so ansehe, bleibt Churchills Spruch doch ziemlich häufig hängen, und das nicht speziell an Opas Wehrmacht oder an der Bundeswehr, sondern am Nationalcharakter schlechthin.

Wenn der Ami erstmal liegt, ist auch die Kehle wieder in Reichweite.

Ach ne, den Nationalcharakter gibt es nicht? Doch, den gibt es wirklich. Das muss Churchill natürlich niemand glauben, aber hier kommt der, dem man's glauben muss, weil man ja ein guter Linker ist: Kurt Tucholsky, rund 24 Jahre vor Churchill, in einer Rezension über Heinrich Manns "Untertan":

Dieses Buch Heinrich Manns, heute, gottseidank, in aller Hände, ist das Herbarium des deutschen Mannes. Hier ist er ganz: in seiner Sucht, zu befehlen und zu gehorchen, in seiner Roheit und in seiner Religiosität, in seiner Erfolganbeterei und in seiner namenlosen Zivilfeigheit. Leider: es ist der deutsche Mann schlechthin gewesen; wer anders war, hatte nichts zu sagen, hieß Vaterlandsverräter und war kaiserlicherseits angewiesen, den Staub des Landes von den Pantoffeln zu schütteln.

Allerdings sind nur rund die Hälfte der Deutschen Männer. Und fühl- und denkfähig sind sie meistens auch. Jedenfalls bei so empfundenem Bedarf.

Also an die, die es angeht: Bevor ihr nächstes Mal wieder Amerika die Schuld daran gebt, dass wir ausgespäht, massenüberwacht und womöglich in den April Krieg geschickt werden, wendet euch erstmal an unsere Regierung und verlangt, dass sie unsere Rechte wirksam schützt. Ich vermute ja ganz stark, das geht sogar, ohne dass wir die NATO-Mitgliedschaft dafür aufkündigen müssen. (Auch Gerhard Schröder hatte 2003 in den USA eine nicht völlig unbedeutende Fangemeinde.)

Und wenn der Ami uns für diese etwa as such emfpundene Unbotmäßigkeiten wirklich den Krieg erklären sollte, können wir den ja noch immer zurückerklären.

Schließlich befindet sich der Ami sowieso im freien Fall. Ist also eigentlich kein ernst zu nehmender Gegner mehr.

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Geschrieben von

JR's China Blog

Ich bin ein Transatlantiker (NAFO)

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