Wie wird es erst im Himmel sein?

Flüchtlingsfernsehen Wenn selbst Abschreckungsprogramme für Flüchtlinge "mit geringen Aussichten auf Asyl" irgendwie sympathisch rüberkommen sollen, ist es halt eine Gratwanderung.

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Vielleicht begann das Elend mit "World have your Say", einer call-in-Sendung beim BBC World Service: Jonathan, thank you VERY much for calling, but the phone line from Lagos is SO BAD, so we will try to come back to you later, on a better line. Von einer cheap, cheerful and shockingly superficial audience-participation show schrieb im Januar 2011 der "Economist", und er hatte recht.

Für die Budgetverantwortlichen allerdings sind solche call-in-Shows eine feine Sache. Und mitlabern will sowieso jeder. Nicht nur in Deutschland, auch in Arabien. Und beim arabischen Deutsche-Welle-TV darf man nicht nur anrufen, sondern sogar leibhaftig im Studio erscheinen.

Man muss gerecht sein: gut gemachte Propaganda wäre so teuer, dass man unter wirtschaftlichen Aspekten betrachtet auch gleich wieder ein gescheites Programm machen könnte. An dem Zielkonflikt hat sich seit Jahrzehnten nichts geändert. Die fast durchweg schlecht gemachten Programme fielen nur in den 1970ern und 1980ern fast niemandem auf, denn erstens gab es immerhin Günter Gaus, zweitens gehörte es sich damals noch nicht, stundenlang zu meckern und gegen herrschende Verhältnisse vom Leder zu ziehen, und drittens gab es noch kein Internet und keine "Nachdenkseiten". Nur "Hörzu".

Dafür gibt es auf N-TV jetzt » Brot und Spielregeln, konnte ich gerade vom Kritiker erfahren. Mit stahlgrauen Augen kriegt dort der Flüchtling die Bundesrepublik erklärt. Und mit starkem Akzent.

Ja, mein Gott. Wir sind hier halt in Deutschland. Da kommen stahlgraue Augen schon mal vor, und wenn der Deutsche dann noch mehr oder weniger akzentuiert Arabisch spricht: Glück gehabt.

Auch Deutsche-Welle TV und DW-Online haben ihr Portfolio erweitert. Die FAZ hat sich das mal angesehen und findet es gut. Man muss ja nicht immer nur meckern, und DW-Moderatoren, die anständig Arabisch sprechen, gibt es wohl gleich mehrere. Einem davon schauen allein in Ägypten vier Millionen Menschen zu, sagt die Welle.

Ich stelle mir das so vor: Deutschland ist ganz toll, wenn man es sich von Weitem anguckt. Ungefähr so. Da sitzt der Ägypter so davor wie seinerseits der Deutsche vor "Russia Today", mit feuchten Ich-will-zu-Putin-Augen. Wenn ich ein Vöglein wär.

Zugegeben: der Vergleich hinkt ein bisschen. Ob man zu Putin wirklich hin will, womöglich mit Greencard oder Einbürgerung, müsste man sich im konkreten Fall vielleicht nochmal überlegen.

Aber alle wollen zu Mutti. Was daraus wird? Man weiß es nicht.

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Geschrieben von

JR's China Blog

Ich bin ein Transatlantiker (NAFO)

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