Deutschlands Dexit: Wir erinnern uns.

1. Juli 2017 2015 wurde der Grexit in letzter Sekunde abgewendet, stattdessen musste Deutschland den Euro-Raum verlassen. Wir blicken zurück.

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Wer hätte das vor zwei Jahren gedacht. Was war das für eine Nacht. Dem griechischen Finanzminister gelang ein Coup, der auf diplomatischer Ebene in Europa kaum für möglich gehalten wurde. Heute erinnert sich der Ex-Finanzminister nicht ohne Stolz: “Es war eine harte Verhandlungsnacht, aber am Ende haben wir gewonnen”, so Varoufakis, der heute ein Triathlon-Erlebnispark in Australien betreibt.

Deutschland ohne Euro

Statt Griechenland musste Deutschland den Euroraum verlassen. Die Bundesrepublik hatte mehrmals gegen die EU-Richtlinien für ein Handelsbilanzüberschuss verstoßen. Maximal 6% waren erlaubt, Deutschland lag regelmäßig bei über 7%. Damit gefährdete Deutschland den gesamten europäischen Wirtschaftsraum. In der letzten Verhandlungsnacht vor dem Grexit haben sich die südeuropäischen Ländern mit dem Norden über gemeinsame Euro-Bonds und den Rausschmiss Deutschlands verständigen können. Danach ging alles ganz schnell, wie sich Wolfgang Schäuble erinnert: “Wir waren nur kurz im Nebenraum, dann wurden wie gerufen und schon waren wir draußen. Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man, so ist das halt.”

Die Nacht des Dexit

Der Dexit hat die deutsche Wirtschaft hart getroffen. Über Nacht musste improvisiert werden. Die Bundesbank, die während der Euro-Zeit zum Glück weiterexistiere, konnte die alten Maschinen anwerfen und frisches Geld drucken. “An diesem Abend konnte nur die AfD jubeln”, erinnert sich Gregor Gysi, der zuletzt als portugiesischer Außenminister gesehen wurde. 2016 kollabierte die Wirtschaft. Die D-Mark war so stark, das selbst der Schweizer Franken wie ein kubanischer Peso erschien.

Früher BMW, heute Österreich

Als Anfang 2017 alle großen Firmen Deutschland den Rücken gekehrt hatten, wurde es düster um den einst so erfolgreichen Wirtschaftsstandort. “Früher hatten wir BMW, heute kämpfen wir für einen Anschluss an Österreich.” träumt Horst Seehofer, immer noch Bayrischer Ministerpräsident.

Der Optimismus bleibt

Kanzlerin Ursula von der Leyen verbreitet aber weiterhin Optimismus: “Unter meiner Führung ist die Bundeswehr zur Friedensarmee geworden und unter meiner Führung hört uns auch niemand mehr ab”, verkündet sie einer abwesenden Menge von Journalisten. Die NSA ist längst abgezogen, Deutschland lohnt sich nicht mehr. “Die Spionageabwehr stellt keine Herausforderung mehr da, unsere Leute brauchen Feindbilder”, lässt sich Jep Busch zitieren.

Wiedereinführung des Euro

Deutschland hat inzwischen einen Antrag auf die Wiedereinführung des Euro gestellt, aber Griechenland bleibt vorsichtig: “Deutschland hat Europa einmal fast ruiniert und wir sollten da jetzt nichts überstürzen”, heißt es aus Athen.

Nur noch 3 Tage Zeit

Deutschland hat nur noch 3 Tage Zeit für die Wiedereinführung des Euro, sonst ist die Bundesrepublik pleite. Nach dem Abzug der Wirtschaftsgrößen, muss das ganze Land restrukturiert werden und das geht nur mit Investitionen und Finanzmitteln aus Euro-Bonds. Altkanzler Gerhard Schröder hat sich aber bereits mit einer Agenda 2030 ins Spiel gebracht: “Wenn wir jetzt mit der Ostukraine, dann mit Kasachstan und später mit Bangladesch konkurrieren wollen, dann müssen wir sofort das Renteneintrittsalter auf 82 Jahre erhöhen, die Löhne müssen runtergefahren werden und das ganze nennen wir Hartz 4.0.” Die Idee wird bisher nur von den Grünen begeistert aufgenommen.

Voller Neid auf Sonne und Euro

Derweil blickt Angela Merkel voller Neid in den Süden: "Erst haben sie uns die Sonne genommen und dann den Euro", so die Altkanzlerin in ihrem Sommerurlaub, an der italienischen Küste.

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Geschrieben von

jw

Journalist, Soziologie, Aktivist

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