Mittendrin statt nur dabei

Syrien / Israel Vom Bürgerkrieg zum Regionalkonflikt in der Levante

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Mal richtig dreinschlagen mag sich das israelische Militär gedacht haben, als es zum wiederholten mal in den syrischen Bürgerkrieg eingriff. Obwohl, je mehr externe Gewalten anfangen mitzumischen, desto geeigneter scheint der Begriff Regionalkonfikt zu sein. Größer als ein innerstaatlicher oder bilateraler Krieg und kleiner als ein Weltkrieg - nur um mal die Relationen auszumessen.

Was haben sich die Israelis nur dabei gedacht? Deren mosaisch geprägte Kultur ist ja ziemlich pfiffig. Auf den ersten Blick handelt es sich bei dem Eingreifen um den Versuch mit „chirurgisch präzisen Schnitten“ das Erstarken der Hisbollah zu unterbinden, mit dem Ziel Israel zu schützen.

Eine solche Vorgehensweise mag - abgesehen davon, dass sie völkerrechtswidrig und damit ein Verbrechen ist - erfolgversprechend sein, solange die Situation in welche eingegriffen wird grundsätzlich hinreichend stabil ist. Z.B. ein Virenangriff auf den Iran, eine Bombenattake auf Syrien 2007 oder - ein paar Nummern kleiner - das eine oder andere Attentat. Ganz so wie ein Arzt ungefragt eine Operation an einem funktionsfähigen Körper durchführt in deren Anschluss dem Patienten weniger Handlungsoptionen zur Verfügung stehen als zuvor. Das übliche Recht des Stärkeren eben.

Was aber wenn man eine solche Operation an einem Organismus durchführt, der grade kollabiert, wie derzeit Syrien? Die Auswirkungen sind in solchen Fällen schwer vorhersagbar. Stirbt der Patient oder ist die Operation völlig irrelevant für den weiteren Verlauf der Dinge oder funktioniert der Patient im Anschluss nach Gutdünken des Arztes? - Mit anderen Worten, was Israel gerade exerziert, birgt ein höheres Risiko als üblich. Wo soll das hinführen?

Will Israel in dem kaum zu kontrollierendem Kriegsgebiet Syrien jeden Transport vermeintlich bedrohlicher Waffen unterbinden? Dann wird es sich schneller mitten in dem Regionalkonfikt wiederfinden, dem auszuweichen es vorgibt. Mit einem Unterschied, die Austragung des Krieges findet - vorerst - nicht auf israelischem Territorium statt, sondern auf syrischem oder libanesischem. Ein Indiz dafür, dass darin das Kalkül Israels besteht, findet sich, wenn man bewertet, was Israel offenbar zerstört hat. Lt. AFP handelt es sich um Boden-Luft-Raketen, mit anderen Worten Flugabwehraketen. Also Waffen die weniger israelisches Territorium bedrohen (diese hießen Boden-Boden- oder Luft-Boden-Raketen) als dem Schutz vor Luftangriffen dienen. D.h. die Hisbollah hatte die Absicht, sich vor Luftangriffen zu schützen. Vor welchen wohl? Lange Rede kurzer Sinn: Unter dem Vorwand es werde bedroht, will Israel seine Luftüberlegenheit gegenüber der Hisbollah absichern.

Das ist m.E. worum es der pfiffigen israelischen Politik geht:

  • Fernhalten des Konfliktes so lange es geht und
  • proaktive Sicherung der eigenen Überlegenheit

Erwägungen, ob völkerrechtlich zulässig ist, was da passiert, gehen dabei allen Beteiligten am Arsch vorbei. Obamas Statement (s.u.) ersetzt bisher gültiges Recht. Der war er doch die Tage erst vor Ort. Da wird man sich abgesprochen haben.

Und die UNO? Die landet auf dem Kehrichthaufen der Geschichte. Mausetot kommt sie neben dem Kadaver des Völkerbundes zu liegen.

http://www.blick.ch/news/ausland/obama-israel-darf-gegen-waffenlieferungen-fuer-hisbollah-vorgehen-id2292782.html

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