Sandy und Gerhard

US-Präsidentenswahl Gelegentlich gelingt es auf den Wogen von Fluten zu Wahlerfolgen zu surfen

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Ein Demokrat ist allemal besser als ein Republikaner. Im Zweifel auch für uns Europäer. Ein paar Vergleiche führen es vor Augen:

  • Obama (Gesundheitsreform) vs. Bush jr. (Irakkrieg)
  • Clinton (Dayton) vs. Reagan (StarWars)
  • Carter (Camp David) vs. Nixon (Watergate)
  • Kennedy (bereitete die Aufhebung der Rassentrennung vor) vs. Eisenhower (erlaubte den Einsatz von Atomwaffen zur Abwehr von Kommunisten)
  • F. Roosevelt (New Deal) vs. Hoover (Schwarzer Donnerstag)
  • Wilson (Völkerbund) vs. McKinley (Annexionspolitik)

Das ist wohl so, seit dem die Demokraten Sklaverei und Indianerverfolgung abgeschworen haben. Eine Ausnahme bildet vielleicht Johnson. Er hat das von Kennedy eingerührte Engagement in Vietnam zu einem veritablen Krieg ausgebaut, in dessen Folge Heroin zur leicht verfügbaren Modedroge wurde, die 68er-Bewegung aufblühte und das Weltwährungssystem den Goldstandard aufgab aber am US-Dollar festhielt.

Wenn also am 6.11. in den Vereinigten Staaten gewählt wird, ist Obama 2.0 aller Wahrscheinlichkeit immer noch besser als Hau-den-Lukas Romney. Vielleicht wirbeln Ersteren Sandy und ihre Folgen noch einmal ins Amt. - Die wirtschaftlichen Folgen und das Leid, welches derlei Natur(?)katastrophen hervorbringen ist unbestritten, aber nicht Thema dieses Beitrags. Hier geht es eher um die Marketingtechnische Zweitauswertung solcher Ereignisse.

Denkt man zehn Jahre zurück und dabei an die Bundesrepublik, steigen dem ein oder anderen die Erinnerungen hoch wie damals die Pegel von Mulde, Elbe und diversen Gebirgsbächen. Der damalige Kanzler Schröder packte zu und der - wie ich denke - gute staatliche Umgang mit den Folgen jener Jahrhundert(?)flut bildete nach Meinung einiger Demoskopen und Medien einen wesentlichen Baustein für noch ’ne Runde „Hol mir ma ’ne Flasche Bier“-Gerhard. Und so bekam sozusagen „Schwapp-die-Wupp“ Hr. Schröder, so wie es die Sozis nach ihrem Gerechtigkeitsempfinden postulieren, seine Zweite Chance.

Doch leider, manchmal „is’ besser“ man bekommt sie nicht. Bekannter Maßen hatte Schröder für sein „Second Life“ nichts Besseres vor, als Hartz IV zu ver- - sagen wir - -bocken. Seit dem haben wir in der Bundesrepublik immer mehr „working poor“. Die Zahl der Arbeitslosen ist zwar gesunken. Aber was ist das Wert, wenn manche Arbeit nichts mehr Wert ist? - Genau: Nichts, außer dass Einkommen und Vermögen immer ungerechter verteilt werden.

Auch europapolitisch war Schröders Entscheidung eher ein Beitrag zur wirtschaftlichen Auseinanderentwicklung Euro-Europas. Deutschlands heutiger Wettbewerbsvorteil musste zu südeuropäischem Nachteil führen. Nun zusammenzuhalten, was zusammengehört, kommt jetzt - jeder Spatz pfeift’s von seinem Dach - so richtig teuer. Und:

Der SPD hat die Politik des damaligen Kanzlers und seiner Boys das Wählerpotential links von der Mitte gekostet. 2005, 2009 und vermutlich auch 2013. Die alte Tante ist jedoch auf diese Wähler angewiesen, will sie - zusammen mit den Grünen - mehrheitsfähig zu sein..

Bleibt den US-Bürgen nur zu wünschen, dass - falls Obama es dank Sandy oder ohne sie nocheinmal schafft - er sich nicht mangels besserer Ideen als "Black Gerhard" entpuppt. Dann doch lieber ein weiterer paralysierter Mr. President mit Zigarre und einer zweiten Monica Lewinsky, oder?

Also: Good Luck, America!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden