Situative Erfolge

Kommentar zur Selbstreflektion der Linken nach dem Stimmenzuwachs bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl

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Wie im Neuen Deutschland vom 19. September zu lesen, feiert die Linke ihren Stimmenzuwachs bei den Wahlen vom letzten Sonntag und meint nach den Stagnieren in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie den Verlusten in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern die Trendwende eingeläutet zu haben. - Wenn da die Rötung um den eigenen Bauchnabel mal nicht fehlinterpretiert wird!

Schließlich besteht auch weiterhin eine Wahrscheinlichkeit, dass es für die Linke bei den nächsten Bundestagswahlen knapp werden könnte. Wenn sie 2017 im Osten auf durchschnittlich 15 % kommt, was den beiden dortigen letzten Landtagswahlen in etwa entspricht und im Westen auf 4 % was die beiden letzen dortigen Ergebnissen großzügig aufrundet, rutschte die Linke im Bund unter die 5%-Marke. Nicht dass ihr das zu wünschen wäre ...

Aktuell sieht sie sich ja laut Neuem Deutschland bei den Jungen, Urbanen im Trend. Als der Autor dieses Beitrags noch zu dieser Gruppe zählte war der gängige Sammelbergriff dafür "Yuppies". Young Urban Professionals. Abgesehen davon, dass das P heute auch für Precarity stehen könnte, scheint dieser Begriff aus der Zeit gefallen wie die über 50-jährigen Wähler aus dem Blick der Linken. Was der Autor am eigenen Leib bestätigen kann.

Seit Bodo der Nichtbetroffene von Thüringen die prä-bundesrepublikanische Vergangenheit seines Lehens per Dekret zum Unrechtsstaat stempelte um eines Tages in der freistaatlichen Ahnenhalle zu Erfurt neben solchen Koryphäen wie Duchač, Vogel, Althaus und Lieberknecht zu verstauben, verweigert in der Wahlkabine der Stift in der Hand das Kreuz an der entsprechenden Stelle. Und die systemkonforme Flüchtlingspolitik tut ihr Übriges.

Wäre die Bundestagswahl 2017 die letzte des Autors, könnte er eine Linke noch verstehen, die sagt "Was kümmert uns der alte Sack!" Statistisch betrachtet, droht der Autor jedoch noch 30 Jahre zu leben.

Unter der Annahme nicht der Einzige zu sein, den oben genannte Erwägungen leiten, verschleudert die Linke ihr Potenzial. Einige, politisch weniger Interessierte, wechseln dann eben zur AfD. Insofern trägt die Linke mit ihrem Überbordwerfen von Ostspezifika vor der Zeit und ihrer einseitigen Orientierung auf die Yuppies des digitalen Millenniums Verantwortung für das extreme Erstarken der erzkonservativen Nationalen im Osten.

Vielleicht geht die Rochade der Linken auf und sie gewinnt unter den Jungen mehr als sie unter den Ostlern verliehrt. Wenn sie jedoch 2017 aus dem Bundestag fliegt und statt ihrer die AfD einzieht, hätte die Linke jämmerlich versagt. - In diesem Sinne: Warten wir es ab!

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