Wenn das Schaf auf der Alm blökt…

Eurokrise Eine subjektive Bewertung süddeutscher Auslassungen über unser Währungssystem.

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Wenn das Schaf auf der Alm blökt kann man verschiedenerlei denken. Beispielsweise ‚Das ist wohl nicht die versammelte Intelligenz, welche da weidet.‘ So geht es mir, wenn diese Tage die Lautsprecher der veröffentlichten Meinung immer wieder versuchen, mein Gehirn mit bajuwarischen Befindlichkeiten zu verkleistern. (Nicht dass ich Bayern nicht mag, habe ich doch einige Jahre in deren freundlicher Landeshaupstadt gelebt und geabeitet.) Es ist klar, wenn CSU-Granden die Griechen rhetorisch aus unserem gemeinsamen Währungssystem kegeln wollen, muss man nicht hinhören. Schließlich geht es denen bekannter maßen in erster Linie um die Lufthoheit über die Stammtische im Freistaat, damit bei der nächsten Wahl möglichst viele nicht- und halbgebildete Hobbyökonomen ihr Kreuzchen wieder bei der einzig wahren sozialen Union setzen.

Da aber die die Eurozone m.E. auf Gedeih und Verderb auf ihre Integrität angewiesen bleibt, ist es durchaus berechtigt, den wirtschaftlichen Schaden, welchen Dobrindt und Consorten mit ihrem regionalpolitisch intendierten Geschwätz vom Rausschmiss Griechenlandes aus der Eurozone anrichten, in Geldwerten auszudrücken. Sagen wir jede Artikulation eines Wortes mit den Silben „eu-ro“ aus dem Mund eines einseitig nationalkonservativen oder wirtschaftsliberalen Landes- oder Bundespolitikers kostet der Bundesrepublik eine Mio. Euro, weil so Spekulanten motiviert werden gegen unsere Währung zu wetten und damit ihre Stabilisierung teurer wird. Dann ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem der Bundesrepublik das Blöken der Schafe ähnlich teuer kommt, wie die griechischen Schulden. - Sollen dann Bayern aus der Eurozone gefeuert und die F.D.P. verboten werden?

Selbstverständlich ist es richtig, auf die Auswirkungen des Verbleibes Griechenlandes im Euroraum zu verweisen. Da die Lage nun mal so ist, wie sie ist und es in den letzen zehn Jahren versäumt wurde, die Währungsunion um eine Fiskalunion zu ergänzen, muss das nun in den nächsten Jahren nachgeholt werden. Und der Preis den wir dafür zu zahlen haben ist, dass in der Zeit, bis die Fiskalunion steht, Geld- und Fiskalpolitik sich vermischen, indem zur Finanzierung der öffentlichen Haushalte gelegentlich Geld „gedruckt“ wird und eine gewisse Gefahr besteht, damit Geldvermögen zu entwerten. Das ist ordnungspolitisch gesehen natürlich gegen die reine Lehre, aber offenbar der einzige Weg, welcher angesichts der vielen Köche, die ihren Quirl in die Eurosuppe hängen, derzeit möglich ist.

Mit anderen Worten: Politik ist auch nur ein System kommunizierender Röhren. Die Geberländer halten Griechenland unter dem Duck, dafür zu sorgen seine Schulden zu bedienen, während der Verbleib Griechenlands im Euro die EU zwingt, endlich die politische Integration Europas zu vertiefen.

Und was gibt es beruhigenderes, als ein noch besser in Europa eingebettetes Deutschland - außer vielleicht: einen Sommernachmittag am nächsten Baggersee?

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