Wird TTIP nun unausweichlich?

Kommentar zur angestrebten Einverleibung von Monsanto durch Bayer

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Erst ging das Dementi über durch den Blätterwald, dann wurde es doch wahr. Das Spaltprodukt der IG Farben Bayer will die Gentec-Schleuder Monsanto schlucken. Kommt es dazu, ist zumindest aus nationaler Sicht künftig ein "deutscher" Konzern für das weltweite Ausbringen transgener Organismen verantwortlich.
Dem Sachverhalt angemessen hat u.a. der Deutschlandfunk darauf verwiesen, dass es parallel zur geplanten chemischen Zusammenrottung zum Verschieben der Abstimmung des EU-Parlaments über die Zulassungsverlängerung von Glyphosat, einer Cash Cow von Monsanto, gekommen ist. Wer wollte konnte dem Gesagten so gar keine kleine Spekulation darüber entnehmen, ob der zeitliche Zusammenhang mehr als ein Zufall sei und so vielleicht sicher gestellt werden solle, das die EU-Zulassungsverlängerung auch wirklich von einer hinreichenden Anzahl von Stimmberechtigten abgesichert würde. - Das aktuelle Abstimmungsverhalten wäre wohl nicht markkonform genug ausgefallen. (Wie es scheint, differenziert sich das Instrumentarium der Postdemokratie aus. Bisher wurde im Zweifel sooft abgestimmt, bis das Ergebnis passt -siehe die letzen Parlamentswahlen in der Türkei oder die Abstimmung über den Vertrag von Lissabon in Irland vor einigen Jahren. Heute ist man wie's scheint einen Schritt weiter: Das offenbar vollends zum "Stimmvieh" degradierte Parlament darf erst an die Urne, wenn das angestrebte Ergebnis mit Sicherheit eintritt. - Was wohl der Parlamentspräsident Schulz dazu zu sagen hätte?)

Was aber das Radio nicht thematisierte, war, dass die Schaffung eines derartigen transatlantischen Großkonzerns ein Vorgriff auf den transatlantischen Markt ist, also dem was mit TTIP Brief und Siegel erhalten soll. Hier werden Pflöcke eingerammt, die den demokratischen Widerstand gegen TTIP erschweren werden.

Was das geschmeidige Zusammenspiel von Wirtschaft und Politik betrifft sei - bezogen auf die Chemieindustrie - z. B. daran erinnert, dass Alt-Kanzler Kohl BSAF-Werkstudent war. Wer sich ausführlicher über weitere Verquickungen - auch in Richtung Vereinigte Staaten - informieren möchte, sei auf den Mehrteiler "Der Rat der Götter" hingewiesen.
Tja, sie haben die Macht, wir haben die Nacht. Zum Träumen, Trösten, Kraft tanken und für weniger legale Dinge.

Würde es noch jemanden wundern, wenn das Letzte das die EU zustande bringt, der Abschluss von TIPP sein wird? Auch den Chemieriesen zu liebe. Nur um anschließend von den Rändern her zu zerfallen? Denn: Braucht es nach TTIP noch eine EU oder hat der Mohr dann seine Schuldigkeit getan? Man könnte prophezeien, was dann noch zu regeln bleibt, klären demnächst Schiedsgerichte und NATO.

Vor nahezu einem halben Leben packte ein junger Mann seine Wut über derlei Perspektiven für sein Land in ein Lied:

Eingebetteter Medieninhalt

Bleibt zu hoffen, dass junge Menschen heute nicht auf die Idee kommen mittels forcierter Aubringung von Superweed-Samen europäische Landwirte darauf hinweisen, dass diese auch mit Bayer-Monsanto nicht gegen die Natur gewinnen können.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden