Zwischen Polizinator und frommer Beliebigkeit

Oberbürgermeister Leipzig hatte die Wahl und sich bemüht, dass beste daraus zu machen.

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Besser gesagt 4/10 der berechtigten Einwohner haben es versucht. Aber wen interessiert das? Für Spiegel Online z.B. die auch berichten, falls auf Feuerland einem Indianer der Zehennagel vereitert, ist es nichts wert, wenn eine Halbmillionenstadt im Osten sich bemüht zu entscheiden, wer an der städtischen Teté sein soll. Irgendwie haben sie auch recht, spannend ist anders. Das hätte etwa der Fall sein können, wenn ein indigener "Leibtzscher" ein aussichtsreicher Kandidat gewesen wäre. War aber nicht! Und außerdem gibt es die höchstrichterliche Entscheidung, dass die Ostdeutschen keine eigene Ethnie sind. Das haben die Briten auch 800 Jahre von den Iren gedacht. Da hoffen wir doch lieber, dass dieser Vergleich hinkt, oder?

Und so haben 40% der wahlberechtigten, meist heidnischen Leipziger zu 40% einen Religionslehrer aus dem Siegerland gewählt, was ein 16%iges Votum ergibt (0,4*0,4), während weitere 26% einem vom Amt des städtischen Polizeipräsidenten beurlaubten und gelifteten Bayern ihre Stimme gaben, also 10% der Wahlberechtigten (0,4*0,26). Gereicht hat es für keinen. Und so haben die Eingeborenen

dann in drei Wochen die Wahl welcher der Import-Kandidaten die nächsten sieben Jahre als Verweser das kommunale Zepter schwingen darf. Es sollte nicht überraschen, wenn bei den genannten und abermals zur Auswahl stehenden Stichwahlkandidaten die Beteiligung der Bevölkerung noch tiefer fällt. Mal sehen, ob am 17.02. der künftige Oberbürgermeister mit einem Votum von über 20% der Bevölkerung ausgestattet sein wird. Nicht dass eines Tages die Einschaltquote von "Deutschland sucht den Suppenkasper" über der Wahlbeteiligung liegt. Denn in diesem Fall wäre die Sorge nicht völlig unberechtigt, ob es eine Frage der Zeit sein könnte, bis der erste Kanzler tatsächlich gecastet und gevotet wird. Demokratie 2.0 sozusagen….

Letztens meinte mal jemand, es sollte beim wählen auch die Möglichkeit zugelassen werden, zum Ausdruck zu bringen "Ich bin gegen alle die auf dem Stimmzettel ausgeführten Kandidaten.". Doch was dann?

Und so hat es schon seinen Sinn, über solche Wahlen kein Wort zu verlieren. Auch wenn ein fader Beigeschmack bleibt, während z.B. dem digitalen Zögling des einstigen Sturmgeschützes der Demokratie eben diese wegen Belanglosigkeit aus dem Fokus rutscht.

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