Papstwahl - eine kirchlich kluge Entscheidung

Franziskus Die katholische Kirche machte zuletzt vor allem durch Skandale auf sich aufmerksam. Die Betonung sozialer Gerechtigkeit könnte die verunsicherten Gläubigen beruhigen.

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Weißer Rauch stieg über der Sixtinischen Kapelle auf und „Habemus Papam“ wurde vom Balkon des Petersdoms in Rom verkündet. Doch Schall und Rauch werden wahrscheinlich auch die sozialen Forderungen des neu gewählten Papstes bleiben. Gleichwohl stellt Jorge Mario Bergoglio aus Argentinien die ideale Wahl für einen Papst dar, um weltweit für die katholische Kirche zu werben. Einer Kirche, die in den letzten Jahren von Skandalen durchgeschüttelt wurde und deshalb an Mitgliederschwund leidet.

Den Namen "Franziskus" wird der neue Papst tragen – in Anlehnung an den heiligen Franz von Assisi (1181 – 1226). Der als Bettelmönch bekannte Franz von Assisi führte ein Leben in Armut, predigte Bescheidenheit und distanzierte sich vom Reichtum der Kirche. Der Überlieferung nach soll der damalige Geistliche sich folgende Worte Jesu zu eigen gemacht haben: „Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib das Geld den Armen; so wirst du einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach.“

Die Forderung, dass die katholische Kirche ihren Besitz verschenken möge, wird der heutige Papst wohl kaum formulieren. Gleichwohl führte auch Jorge Mario Bergoglio als ehemaliger Erzbischof von Buenos Aires ein Leben in Bescheidenheit. Glaubwürdig setzte er sich für die Belange der Menschen ein, die in bitterer Armut in Argentinien und im Rest der Welt leben. Da spielt es heute keine Rolle mehr, ob Franziskus in Zeiten der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 womöglich eine zu große Nähe zur Junta pflegte. Zum einen konnten diese Anschuldigungen nie bewiesen werden, zum anderen liegt diese Zeit lange zurück.

Was jetzt zählt, das ist die Zukunft der katholischen Kirche. Und mit der Wahl dieses Papstes betont die Kirche das populäre Thema der globalen sozialen Ungerechtigkeit. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Spaltung in Arm und Reich in den meisten Ländern dieser Erde hat die katholische Weltkirche eine publikumswirksame Botschaft, um die Gläubigen mit Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit an sich zu binden.

Doch was nützen der armen Bevölkerung mahnende Worte an die Machteliten aus Wirtschaft und Politik, es mit dem entfesselten Kapitalismus nicht zu übertreiben? Wahrscheinlich nicht viel. Die Machteliten werden Franziskus pflichtschuldig Beifall zollen. Und die Armen werden nach den mitfühlenden Predigten des Papstes glücklich beseelt nach Hause gehen. Doch so sind wirkliche Änderungen der sozialen Verhältnisse eher nicht zu erwarten. Bedeutende Sozialreformen wird die katholische Kirche kaum bewirken können.

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