Fördert Computer- und Videospiele!

Games Die Gamescom in Köln ist die größte Spielemesse Europas. Doch in Deutschland fehlt die Unterstützung für die Entwicklung von Computer- und Videospielen

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Die Gamescom, Europas größte Spielemesse, ist wieder in vollem Gange: Tausende begeisterte Gamer werden wieder die Messehallen füllen, Neuheiten der stetig wachsenden Computer- und Videospielindustrie antesten, ihr Hobby exzessiv feiern. Fast wie ein Festival für Gamer wirkt das Ganze, ist doch neben der eigentlichen Messe auch noch für ein kostenloses Musikprogramm in der Innenstadt und Outdoor-Aktivitäten gesorgt. Und: Die Messe findet in Köln statt. Deutschland fördert die Games-Industrie, sollte man da annehmen. Dem ist aber nicht so.

Computer- und Videospiele litten in der Vergangenheit schon des Öfteren unter Image-Problemen. Die "Killerspieldebatten", die sich auf Ego-Shooter bezogen und sie in Zusammenhang mit Amokläufern und anderen Gewalttaten brachten, war ein Höhepunkt der Games-Feindlichkeit. Doch gerade Messen wie die Gamescom beweisen: Die Computer- und Videospiel-Industrie ist erwachsen geworden, bietet eine Vielzahl an verschiedenen Genres, die weit über das Shooter-Klischee hinaus gehen. Alle Altersgruppen und Geschlechter werden mittlerweile bedient, egal, ob Gelegenheitsspieler oder intensiver Zocker.

Die Umsätze der Games-Branche übertreffen sogar schon die der Filmindustrie, gerade Deutschland ist nach Aussagen des Verbands G.A.M.E. im Jahre 2013 mit 69,5 Millionen verkauften Spielen der größte Spielemarkt in Europa. Und trotzdem werden Spiele in Deutschland nicht entsprechend gefördert. Filmproduktionen erhalten beispielsweise rund 300 Millionen Euro an Zuschüssen für Produktionen von dem deutschen Staat, während Computer- und Videospiele mit nicht einmal einen Bruchteil dieser Summe auskommen müssen. Da ist es nicht verwunderlich, dass es vergleichsweise wenig Entwickler in Deutschland gibt. Crytek, der Entwickler der Crysis-Serie und einer der größten deutschen Spiele-Schmieden, konnte sogar kürzlich erst mit Not eine Insolvenz abwenden. Deutschland ist für Spieleentwickler unattraktiv, obwohl hier ein großes Publikum an Spiele-Fans vor Ort ist.

Wie es besser geht, zeigt beispielsweise Kanada: Hier wird ein intensives Programm zur Förderung von Computer- und Videospielen umgesetzt, das zu einer Vielzahl von interessanten Produktionen führt. Kanada hat sich mittlerweile zum bevorzugtem Ort für Gamesentwickler gemausert; kein Wunder, dass große wie kleine Studios dort wie aus dem Nichts gegründet werden. Deutschland ist da im Vergleich keine Konkurrenz, die deutsche Entwicklerszene schwächelt. Und das ist ein großer Verlust, denn: Die Industrie für Computer- und Videospiele wird weiter wachsen, große Gewinne einfahren und letztendlich auch für neue Arbeitsplätze sorgen. Die Games-Industrie wird die führende Unterhaltungsindustrie werden oder ist es teilweise schon. Und dieser Wirtschaftszweig sollte von der Regierung besser gefördert werden.

Warum Spiele nicht schon längst intensiv unterstützt werden? Vielleicht, weil sie in oberen Kreisen noch nicht als Kulturgut angesehen werden, vielleicht, weil die Mentalität vorherrscht, Games könnten keine Kunst sein, haben keinen bildenden Aspekt.

Dass das falsch ist, zeigen hunderte innovative Spiele, die durchaus künstlerischen Wert und Anspruch haben. Games können eine Aussage haben, können aufwühlen und zum Denken anregen. Gerade deutsche Entwicklungen zeigen das – zum Beispiel das Spiel Spec Ops: The Line von dem in Berlin ansässigem Entwicklerstudio Yager Studios. Das Spiel konfrontiert einem mit der Grausamkeit des Krieges, versteht sich als Anti-Kriegs-Spiel und vermittelt seine Botschaft über Wege, wie es nur Games können. Filme können ein vergleichbar intensives Erlebnis aufgrund mangelnder Interaktvitiät nicht erreichen. Games können Kunst sein – nicht alle, aber doch eine beachtliche Anzahl.

Erste Anzeichen auf eine Besserung haben sich bereits eingestellt: So gibt es beispielsweise den deutschen Computerspielpreis, der besonders gute Produktionen honoriert. Oder eben die Gamescom. Das sind aber immer noch Tropfen auf dem heißen Stein. Deutschland muss offener für die Förderung von Computer- und Videospielen werden, um in diesem Unterhaltungszweig auch in Zukunft mitmischen zu können. Und Games müssen endlich auch als echtes Kulturgut angesehen werden.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Kaisan

Freund von Musik (vornehmlich alle Arten von Rock, Punk, Jazz, Blues und Reggae), Gitarrist, gute Literatur, Schreiben jeglicher Art.

Kaisan

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